Das Jugendhaus St. Arbogast ist an sich ja schon ein sehr lebendiger Ort. Wenn ca. 200 Jugendliche nebst WorkshopleiterInnen und Vortragenden das Haus stürmen, erhält das Wort aber nochmals eine ganz andere Bedeutung. Genauso wie der Begriff "Heimat", der Thema der ersten Jugendkonferenz "PRO.CON" war. Und von allen Seiten erkundet wurde.
Egal ob es das Summen des Rasenmähers, Freunde, Familie oder ein bestimmter Duft ist - eines verbindet wohl jede/r mit dem Begriff "Heimat" - nämlich Sicherheit. "Grundsicherheit" nennt das die Kulturwissenschafterin Simone Egger, die die PRO CON mit ihrem Vortrag "Zwischen Vernetzen und Begrenzen. Über Heimat in der Gegenwart" quasi eröffnete.
Heimat über die Grenzen hinweg
Heimat habe viel mit dem persönlichen Empfinden zu tun, erklärte Egger - schließlich leben wir heute in einer globalisierten Welt und können uns dank Smartphone problemlos vernetzen. Für viele sei die Ausbildung der erste Einschnitt in die Biografie, das erste Mal, dass die "Heimat" vielleicht länger verlassen werde, betonte sie mit Blick auf die 200 Jugendlichen. Heimat biete Grundsicherheit - sie ist uns vertraut und werde deshalb zum Schutzraum. Was aber nicht bedeute, dass man alle anderen komplett davon ausschließen müsse.
Was Heimat noch alles bedeuten und sein kann, erkundeten die SchülerInnen, Lehrlinge und StudentInnen zwischen 16 und 26 Jahren in zehn verschiedenen Workshops. Da wurde geschauspielert, eine eigene Pressekonferenz geplant, mit Sprache gespielt, Inhalten von Werbung auf den Grund gegangen und viel diskutiert. Im ganzen Haus verteilt gab es deshalb nur ein Thema: Was ist Heimat, kann man mehrere davon haben und was macht Heimat eigentlich genau aus?
Herr Landeshauptmann, wo wollen Sie begraben werden?
Fragen, denen auch Landeshauptmann Markus Wallner im Gespräch mit den Jugendlichen nicht auskam. Und die ihn manchmal fast zum Schwitzen brachten. Von "Was wären für Sie Gründe Ihre Heimat zu verlassen?" über "Was halten Sie von Traditionen?" und "Wie würden Sie jemandem Heimat erklären, der keine hat?" bis zu der Frage wo er begraben werden möchte, war alles dabei. Bischof Benno Elbs wiederum erzählte aus seinem Alltag als Bischof, wo und in welcher Form ihm überall Heimat begegnet. Auf der Intensivstation bei den Neugeborenen, die zum ersten Mal ihre Eltern spüren zum Beispiel. Oder bei den Menschen am Sterbebett. Und er erzählte sehr Persönliches - nämlich wie es ist, wenn das eigene Elternhaus abbrennt .. mitsamt Erinnerungsstücken wie Fotos und Kleidung. Heimat sei dort, wo man Schwäche zeigen dürfe, ohne Stärke zu provozieren, gab der Bischof den Jugendlichen mit auf den Weg.
"Gott war mein Schlepper"
Noch lebensnäher und vor allem lebensbedrohlicher waren die Erzählungen von Fahad Ullah Khan. Mit 22 Jahren kam der Muslim durch einen Kommilitonen mit dem Christentum in Berührung. "Mit 24 Jahren habe ich den richtigen Gott gefunden", so Khan. Er konvertiert und bringt sich damit selbst in Lebensgefahr. Die Kurzfassung: Seine Familie verstößt ihn, ihm droht die Todesstrafe wegen Blasphemie und Khan muss innerhalb einer Stunde fliehen. "Gott war mein Schlepper", berichtet der junge Mann von einem Fußmarsch durch mehrere Länder, Schlangenbissen und einem Gewicht von 35 Kilo als er endlich in Österreich ankommt. Was er zu Heimat sagt? "Heimat schmeckt so gut wie Schokolade".
Mit einem Konzert mit Mia Lutz und Matias Collantes ließ man die PRO CON, die übrigens ein Geschenk der Diözese Feldkirch zu ihrem 50. Geburtstag war, ausklingen. Wenn das kein gutes Geschenk war, was dann?