
Wie kam es damals zur Gründung des Seelsorgeraums Bregenz?
Heidrun Bargehr: Der Seelsorgeraum ist aus dem Prozess „Wege der Pfarrgemeinden“ entstanden, initiiert vom damaligen Pastoralamtsleiter Dr. Walter Schmolly. Ziel war es, tragfähige Antworten auf gesellschaftliche und kirchliche Veränderungen zu finden – besonders auch für den städtischen Raum.
Ein Meilenstein war die „Zukunftskonferenz“ im Jahr 2012, bei der sich über 100 Teilnehmende aus den sechs Bregenzer Pfarren klar für mehr Zusammenarbeit ausgesprochen hatten. Daraus entstand der Seelsorgeraum „Katholische Kirche in Bregenz“, offiziell eingerichtet am 1. September 2014.
In diesem Arbeitsjahr feierten wir zehn Jahre gemeinsames Unterwegssein – mit einer Wallfahrt nach Konstanz und einem Tag der offenen Tür im Haus der Kirche.
Wie war damals die Stimmung bei den Beteiligten? Begeisterung? Oder doch auch Zweifel?
Heidrun Bargehr: Beides. Der Übergang von der Einzelpfarre zum gemeinsamen Seelsorgeraum war sowohl organisatorisch als auch emotional herausfordernd. Der Prozess war aber gut begleitet. Eine prägende Rolle spielte dabei Pfarrer Dr. Paul Solomon, der als erster Moderator die Verantwortung für den neuen Seelsorgeraum übernommen hat und mit vielen anderen Vertrauen aufgebaut hatte.
Natürlich gab es dabei auch Reibungen – etwa bei der neuen Gottesdienstordnung oder beim neuen Pfarrbüro, das für manche nicht mehr direkt vor Ort war. Solche Veränderungen brauchen Zeit – und vor allem Gespräche. Letztlich aber überwogen die Zuversicht und das Interesse an einem neuen Miteinander.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Heidrun Bargehr: Nach zehn Jahren blicken wir auf einen gemeinsamen Weg zurück, auf dem wir vieles ausprobiert, gelernt und gestaltet haben. Das Haus der Kirche hat sich als zentraler Ort etabliert. Unsere sechs Pfarren sind dabei die lokalen „Nahversorger“ für die Gläubigen – gleichzeitig richten wir gemeinsam den Blick auf die Stadt als Ganzes.
Besonders die Hauptamtlichen arbeiten eng im Team zusammen. Priester, Gemeindeleiter:innen, Jugend- und Organisationsverantwortliche bringen ihre Stärken ein – sowohl in den Pfarren als auch im Seelsorgeraum.
Wichtig ist uns auch das Miteinander über den kirchlichen Bereich hinaus – mit anderen Konfessionen und Glaubensgemeinschaften, der Stadt, mit gemeinwohlorientierten Initiativen und Kooperationspartnern.
Was waren die Höhepunkte in den vergangenen zehn Jahren?
Heidrun Bargehr: Ein wichtiger Meilenstein war sicher das Haus der Kirche mit dem zentralen Pfarrbüro – ein Ort der Begegnung und Zusammenarbeit, auch durch die anderen Initiativen im Haus. Die Buchhandlung Arche ist dabei ein echtes Aushängeschild geworden.
Von Anfang an gelungen ist uns auch die gemeinsame Fronleichnamsfeier – mitten in der Stadt, mit allen sechs Pfarren.
Ein weiterer wichtiger Schritt war die Entwicklung eines gemeinsamen Leitbilds, das uns bis heute begleitet und inspiriert.
Und ganz persönlich bin ich immer wieder beeindruckt, wie viele Menschen sich mit Engagement, Herzblut und Kreativität für „ihre“ Kirche einsetzen – und wie gut unser Team im Alltag zusammenarbeitet.
Welche Pläne bzw. Wünsche gibt es für die kommenden Jahre?
Heidrun Bargehr: Die Zeiten bleiben bewegend – gesellschaftlich wie kirchlich. Wir stehen vor tiefgreifenden Umbrüchen: weniger Personal, weniger Ressourcen, aber auch neue Fragen, neue Chancen und sicher auch neue Formen des Glaubenslebens. Veränderung ist keine Ausnahme mehr, sondern unser ständiger Begleiter.
Gerade deshalb wünsche ich mir, dass die Botschaft Jesu auch in Zukunft Menschen in Bregenz berührt und in Bewegung bringt. Dass wir als Katholische Kirche in der Stadt spürbar bleiben – glaubwürdig, einladend, und bereit, neue Wege zu gehen.
Und ich wünsche mir, dass wir mit Vertrauen und Zuversicht auf dem Weg bleiben: als Seelsorgeraum, als Pfarren, als Gemeinschaft – offen für das, was kommt, und mit Gott nahe bei den Menschen.