Das Glaubensbekenntnis ist Ausdruck des gemeinsamen Glaubens der Christ:innen ist der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick überzeugt. Wer das Glaubensbekenntnis spricht und daran glaubt, ist Christ und somit Glied der Kirche. Der deutsche Erzbischof (vgl. www.katholisch.de) erklärt, wie es entstanden ist und welche Aussagen damit verbunden sind. Das Glaubensbekenntnis ist das Gebet, das unseren Glauben zusammenfasst. Wer das "Credo" spricht, bekennt sich feierlich zu den Inhalten.
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, / und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, / empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, / gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, / hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, / aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; / von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. / Ich glaube an den Heiligen Geist, / die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, / Vergebung der Sünden, / Auferstehung der Toten / und das ewige Leben. / Amen.
Wir kennen zwei Glaubensbekenntnisse der Kirche: das "Kleine" und das "Große. Wir nennen sie auch "Credo", weil der lateinische Text mit "Credo" – "Ich glaube" beginnt. Sie werden als das "Apostolische" und das "Nizäno-Konstantinopolitanische" Glaubensbekenntnis bezeichnet. Das "Kleine" heißt das "Apostolische", weil es auf die Apostel zurückgehen soll. Das "Nizäno-Konstantinopolitanische" wird so genannt, weil es auf den beiden ersten Ökumenischen Konzilien in Nizäa (325) und Konstantinopel (381) verfasst wurde.
Beide Glaubensbekenntnisse werden gewöhnlich in drei Abschnitte und zwölf Artikel untergliedert. Die Abschnitte sind den drei göttlichen Personen, Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist gewidmet. Die Unterteilung in zwölf Artikel ist bereits bei Bischof Ambrosius von Mailand (339-397) zu finden. Die Legende verbindet die zwölf Artikel mit den zwölf Aposteln, die ihre Wahrheit garantieren. "Zwölf" ist außerdem die Zahl der Vollkommenheit.
Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. / Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. / Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. / Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden. / ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift / und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters / und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. / Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, / und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. / Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. / Ich erwarte die Auferstehung der Toten / und das Leben der kommenden Welt. / Amen.
Beide Glaubensbekenntnisse sind Kompendien, Zusammenfassungen des christlichen Glaubens in Kernsätzen. Sie wurden verfasst, um mit ihnen die wesentlichen Punkte des Christentums auszudrücken. Sie sollten jedem Christen ermöglichen, die Hauptinhalte des Glaubens auswendig zu lernen, um sie immer im Bewusstsein zu haben und jederzeit frei aufsagen zu können.
Beide Glaubensbekenntnisse sind in einem längeren Entwicklungsprozess entstanden, was man besonders an den Erweiterungen des Nizäno-Konstantinopolitanischen ablesen kann. Die Erweiterungen wurden hinzugefügt, um die Inhalte der zwölf Artikel zu vertiefen oder um Irrlehren, die im Laufe der Zeit auftraten, abzuwehren.
Die beiden Glaubensbekenntnisse sind ein Knochengerüst, das mit Fleisch und Blut umgeben werden muss. Bei jedem Christen, der das Glaubensbekenntnis spricht, sollen die nüchternen "Artikel" Assoziationen zu Texten der Bibel, zur Liturgie, zur Tradition und zum ganzen Glaubensschatz der Kirche wecken.
Beide Glaubensbekenntnisse sind auch Erkennungs- und Identitätszeichen der Christenheit. Sie wurden in der griechischen Sprache verfasst, die in den ersten Jahrhunderten die "Amtssprache" der Kirche war. Das griechische Wort "Symbolon", von dem unser Begriff Symbol abgeleitet ist, ist daher die ursprüngliche und bei den griechisch sprechenden orientalischen Christen noch heute gebräuchliche Bezeichnung für das Glaubensbekenntnis. Erkennungszeichen war und ist das Glaubensbekenntnis dadurch, dass der, der es kennt, zu erkennen gibt, dass er zur Gemeinschaft Jesu Christi gehört. In der sogenannten "Urkirche" durfte das "Symbolon", d. h. die Glaubensinhalte, nicht an Nichtchristen weitergegeben werden. Es war das "Geheimnis" der Christen. Nur "Insider" kannten es, bekannten es voreinander und miteinander. Wenn ein Fremder in eine christliche Gemeinde kam, wurde er nach dem "Symbolon" gefragt. Kannte er es, wusste man, dass er zur Kirche gehört.
Als Identitätszeichen soll das Glaubensbekenntnis gemeinschaftsstiftend und -erhaltend wirken. Wenn es allein oder in Gemeinschaft gesprochen wird, verbindet es mit allen Christen und der ganzen Kirche. Deshalb wird es auch während der Vorbereitung von Erwachsenen auf die Taufe, im sogenannten Katechumenat, den Taufbewerbern in einer feierlichen Liturgie überreicht. Das will sagen: Wer sich zu dem, was das Glaubensbekenntnis beinhaltet, bekennt, ist Christ und Glied der Kirche.
Das Glaubensbekenntnis gehört zur Liturgie der Taufe und Firmung. Es wird in diesen Gottesdiensten abgefragt. Mit Taufe und Firmung wird ein Mensch Christ und Glied der Kirche. Deshalb muss er sich öffentlich zum Glauben der Kirche bekennen. Bei einer Kindertaufe tun das die Eltern und Paten stellvertretend für ihre Täuflinge.
Das Glaubensbekenntnis wird in jeder Sonntagseucharistiefeier gesprochen oder in einem Credolied gesungen. An jedem Sonntag soll der Glaube gemeinsam von allen Gottesdienstteilnehmern bekannt und erneuert werden. In unserer Messfeier hat das Glaubensbekenntnis seinen Platz nach dem Evangelium, "damit das Volk dem Wort Gottes zustimme und ihm antworte und sich die Glaubensregel in Erinnerung rufe …", so heißt es in der "Allgemeinen Einführung zur Eucharistie". Geschichtlich interessant ist, dass das Credo von der Ostkirche über die spanische Liturgie in die römische Messordnung kam.
Auch bei der Tauferneuerung in der Osternacht wird das Credo abgefragt und der Glaube von allen Teilnehmern erneuert. Nicht zuletzt gehört es zur Übertragung des Bischofs- und des Pfarramtes. Bischof und Pfarrer sollen das Glaubensbekenntnis lehren sowie in der Predigt und Katechese den Gläubigen verstehen helfen. Deshalb sprechen sie es feierlich bei ihrer Amtseinführung.
Das Glaubensbekenntnis wird zwar von den einzelnen Gläubigen gesprochen. Es ist aber immer das Bekenntnis der Kirche. Es ist den Einzelnen und der ganzen Kirche vorgegeben. Es ist nicht ihr Eigentum, sie können weder über den Inhalt noch über die Worte ‚verfügen’, sondern sollen sich in die Worte und den Inhalt "einfügen". Als solches verbindet das Glaubensbekenntnis alle Christen, die Katholik:innen, Orthodoxen und Protestant:innen miteinander. Es ist allen Konfessionen gemeinsam. Das zeigt, dass die Christenheit im Kern geeint ist. Das Glaubensbekenntnis verbindet auch die Christ:innen mit ihren älteren Geschwistern, dem jüdischen Volk, das dreimal am Tag das "Schma Israel", das Glaubensbekenntnis Israels spricht.
Nicht zuletzt, ja vor allem ist das Glaubensbekenntnis ein Gebet. Deshalb steht auch das "Kleine Glaubensbekenntnis" im "Gotteslob" unter der Rubrik "Grundgebete der Kirche". Wenn Christen das Credo beten, werden ihre Beziehungen zu Gott, dem Vater, zu Jesus Christus, dem Herrn und Erlöser und zum Heiligen Geist, der in der Welt wirkt, verlebendigt. Sie spüren auch, dass es ein Geschenk ist, zur Kirche zu gehören, in der der Glaube an den dreifaltigen Gott gefeiert und verkündet wird. Die Gläubigen bekennen im Glaubensbekenntnis dankbar, dass ihnen durch die Taufe die Sünden vergeben sind und sie froh und zuversichtlich als Kinder Gottes leben dürfen. Das Credo versichert ihnen schließlich, dass die Hoffnung auf die Auferstehung und das ewige Leben bei Gott im Himmel erfüllt wird. Dass das Credo vor allem Gebet und Meditation sein muss, hat Papst Benedikt XVI., der als Professor in Deutschland 1968 ein Buch über das Glaubensbekenntnis mit dem Titel "Einführung in das Christentum" geschrieben hat, hervorgehoben. Er spricht vom dialogischen Charakter des Glaubens, der im Credo zum Tragen kommen soll. Jeder einzelne Artikel soll zum Dialog mit Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist führen. Durch diesen Dialog wird der Glaube genährt, nimmt zu und wächst.
Das Beten des Glaubensbekenntnisses soll in uns die ganze Fülle des Glaubens zum Klingen bringen. Das Glaubensbekenntnis kann man als die Grundmelodie einer Symphonie verstehen. Sobald man sie hört, klingt die ganze schöne polyphone Symphonie auf. Der Glaube macht unser Leben wahr, gut und schön. Beim Sprechen des Credos soll aus dem Bekenntnis Besinnung über die Inhalte werden, die in den einzelnen Worten und Sätzen stecken. Das Besinnen führt zum Lobpreis und Dank. Lobpreis und Dank erfüllen unser Leben und machen es reich. Schließlich soll der Glaube, der durch das Credo genährt wird, Leben werden. Er soll unser ganzes Tun bestimmen. Die Christen sollen aus der Liebe des dreifaltigen Gottes leben, das heißt die Schöpfung lieben, wie Gott Vater sie liebt, jeden Nächsten lieben, wie Gott Sohn ihn liebt und die Kirche lieben, durch die der Heilige Geist die Menschen zum Ewigen Leben führen will. Das Sprechen des Glaubensbekenntnisses soll dem Glauben Leben geben, der ohne "Werke" tot ist (vgl. Jak 2,14-26).