Das ist das Ergebnis in Kurzform der Zukunftskonferenz der Katholischen Kirche im Lebensraum Bludenz vom 26. bis 28. April 2013 im Bildungshaus Maximilian Kolbe in Bad Waldsee, an der über 50 Jungendliche, Frauen und Männer aus allen Bevölkerungsschichten der Pfarren Bludenz Heilig Kreuz und Herz Mariae, Bings-Stallehr-Radin, Lorüns und Bürs teilgenommen und im Miteinander sehr intensiv, kreativ und konstruktiv gearbeitet haben.
Freude über die Bereitschaft zur Mitarbeit …
Projektleiter Pfarrer Peter Haas und Pastoralamtsleiter Dr. Walter Schmolly waren sichtlich erfreut über die Bereitschaft so vieler Persönlichkeiten aus den einzelnen Pfarren, den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten und Berufen, von Insidern und auf andere Weise mit der Kirche Verbundenen, an dieser Zukunftskonferenz teilzunehmen und sich einzubringen. Das gibt Hoffnung, dass eine gute Seelsorge den Menschen im Lebensraum Bludenz auch in Zukunft wichtig ist, dass der Glaube gelebt werden kann. Um das umzusetzen, wurden die Teilnehmer/innen von einem Moderatorenteam mit Damian Kaeser-Casutt von der Diözese St. Gallen, den Projektbegleitern Mag. Herbert Nußbaumer und Maria Lang sowie Hermine Feuerstein begleitet. Ihnen gebührt ein besonderer Dank. Sie haben es verstanden, die Kreativität des miteinander Arbeiten zu fördern.
Sehen was ist …
Am Beginn ging es vorerst darum, einen Blick zurück zu machen auf die Kirchengeschichte im Lebensraum Bludenz. Dazu referierte Prof. Hannes Liener . Es war sehr spannend, aufschlussreich und interessant. Die älteste Nachricht über eine Pfarre im Lebensraum Bludenz stammt vom Churrätischen Reichsurbar von 842/43. Hier wird bereits das Dorf „Pludona“ als Pfarre erwähnt, das bedeutet auch, dass die Kirche St. Laurentius die Mutterkirche der später dann entstehenden Pfarren war und eigentlich noch ist. Eine Feststellung ließ auch aufhorchen, so gab es z. B. um 1500 in Bludenz einen Pfarrer und fünf Kapläne, 60 Jahre später war nur noch ein Priester vor Ort. Eine Situation, die wir heute auch kennen.
Projektbegleiter Mag. Herbert Nußbaumer machte die Beteiligten dann mit den wichtigsten Daten, Zahlen und Fakten der Gegenwart vertraut. Das Verhältnis Katholiken/zu Gesamteinwohner, in den verschiedensten Schulbereichen, Gottesdienste, Hauptamtliche, Ehrenamtliche usw. Wir stellen fest, der Anteil der Katholiken zur Einwohnerzahl geht zurück, ganz kraß ist dies im Pflichtschulbereich zu sehen. Demgegenüber gibt es aber 588 ehreamtliche Mitarbeiter/innen.
In einer Ausstellung konnten die Schätze, die Aktivitäten, das was in den einzelnen Pfarren und Klöstern geschieht, betrachtet werden. Spielerisch gab es Berichte aus der Fragebogenaktion. Teilnehmer gaben den Menschen eine Stimme auf die Fragen: Wie erlebe/n ich/wir die Pfarrgemeinden? In welchem Kontakt stehen wir zu ihnen? Was sind die Stärken und Schwächen? Wo habe ich meine religiöse Heimat? Wo soll sich die Pfarrgemeinde künftig stark machen? Was sagen die Ausgetretenen? Welche Antworten erhalten wir aus den Sinusmilieus. Eine sehr interessante Information für alle.
Das Neue in den Blick nehmen …..
Im zweiten Teil des ersten Tages ging es dann darum, das Neue in den Blick zu nehmen, was ist, was wird sein. Für PAL Walter Schmolly geht es bei dieser Zukunftskonferenz darum, dass wir gemeinsam versuchen nach dem Prinzip „sehen – urteilen/deuten – handeln“ darauf zu schauen, was kommt in Zukunft auf uns zu. Kirche hat einen maßgeblichen Stellenwert, wir müssen daher auch lernen mit Veränderung umzugehen. Das bedeutet, sich für die Zukunft öffnen mit Gelassenheit und innerer Freiheit. Christ sein ist heute anders als vor 50 Jahren. Wir müssen die Zukunft sehen: „So ist es, so will es Gott, wir öffnen uns für Neues“. Es gilt die Frage zu stellen: „Was ist das, wo uns Gott in der jetzigen Situation berührt? Welche Chance auf Entwicklung und Vertiefung liegt für die Kirche gerade in der heutigen Situation?“. Aus dem Stellenplan entnehmen wir, derzeit haben wir im Lebensraum Bludenz in den fünf Pfarren 2 Priester, 1,5 Kaplanstellen, 1 Pastoralassistent und 1,5 diözesan subventionierte Pfarrmitarbeiter/innen. Der Stellenplan bis 2025 sieht vor, dass wir nur noch 2 Priester und 2 diözesan finanzierte Stellen haben werden. Im sogenannten „Dialog aus vier Richtungen“ wird in 9 Gruppen den Fragen nachgegangen: Was begeistert mich/uns? Was sind die harten Wahrheiten und Konflikte? Was geht zu Ende / Was soll neu geboren werden? Was ist für mich/uns der essentielle Kern? Diese Ergebnisse wurden dann gebündelt und untereinander ausgetauscht, besprochen und schlussendlich wurden die „Veränderungsfelder“ definiert. Im gemeinsamen Abendlob lassen die Teilnehmer/innen den sehr intensiven ersten Arbeitstag nochmals im Herzen nachklingen, sie versuchen loszulassen, dem Geist Raum zugeben das Erarbeitete wirken zu lassen.
Aus der „Provokation Jesu“ Veränderungsbilder erstellen und konkretisieren ….
Zu Beginn wird nochmals auf den ersten Tag zurückgeschaut, was ist zu ergänzen, was dem einen oder anderen noch in den Sinn gekommen, was wurde noch nicht gesagt. Dann lassen sich alle berühren von der Provokation Jesu für die Kirche im Lebensraum Bludenz. In drei Statements, ausgehend von einem NT- Text und unterstützt durch ein Kunstbild wird versucht, der Frage nachzugehen: „Wenn Jesus heute in den Lebensraum Bludenz käme, was würde er uns heute sagen?“ Im Anschluss daran befassen sich die Gruppen in kreativer Arbeit mit den Themen: Jugend, Kinder und Familien, Menschen mit Behinderung/die am Rande stehen, Pfarrprofil, Christ sein im Alltag, religiöse Bildung, Diakonie, Ehrenamt/Getaufte, Liturgie/Vernetzung. Dazwischen gibt es wieder ein Austauschen untereinander und miteinander, ein Ergänzen und dann die Präsentation und die Bewertung durch die Teilnehmer. Dabei haben die Veränderungsbilder Jugend (27) und Kinder mit Familien (27), die meisten Punkte erhalten, gefolgt von der religiösen Bildung (20), Pfarrprofil (20), Menschen mit Behinderung/am Rande stehende (14), Liturgie/Vernetzung (12), Diakonie (12), Christ sein im Alltag (9), Ehrenamt/Getaufte (2).
Strukturfragen …..
Ein weiterer wichtiger Teil der Zukunftskonferenz galt den Strukturfragen. PAL Dr. Walter Schmolly informierte über die drei Rahmenmodelle, Pfarrverband (PV), Seelsorgeraum (SSR) und Pfarrfusion, über die geredet werden muss. Im weiteren präsentierte er für den Lebensraum Bludenz vier Struktur-Varianten mit denen mit denen sich die Teilnehmer/innen auseinandersetzten und eine Präferenz erarbeiten müssen, die dann an die Projektgruppe zur Weiterarbeit übergeben wird.
- Variante 1 (bestehende Situation) sieht folgendes vor: zwei PV Hl. Kreuz – Bürs – Lorüns (8.800 Katholiken/innen) und Herz-Mariae – Bings-Stallehr-Radin (1.500).
-
Variante 2: SSR Hl. Kreuz – Herz Mariae – Lorüns
(7.600) und PV Bürs – Bings-Stallehr-Radin (2.700), als
Variante 2a könnte man vorsehen: Pfarre Bludenz (Fusion Hl. Kreuz mit Herz
Mariae) – Lorüns und PV Bürs – Bings-Stallehr-Radin.
- Variante 3: SSR Hl. Kreuz – Herz-Mariae (7.400) bzw. Pfarre Bludenz (Pfarrfusion Hl. Kreuz u. Herz-Mariae) und PV Bürs- Bings-Stallehr-Radin – Lorüns (2.900)
- Variante 4 SSR Lebensraum Bludenz: Hl. Kreuz, Herz-Mariae – Lorüns und Bürs (10.300) bzw. Variante 4a SSR Lebensraum Bludenz: Pfarre Bludenz (Fusion Hl. Kreuz u. Herz Mariae), Bings-Stallehr-Radin, Lorüns, Bürs.
Es gilt bei diesen Varianten für eine gute Struktur vier Kriterien zu beachten. Zum einen „A great place to work“, d.h. welche Variante bietet den Priestern, Pastoralssistent/innen und Ehrenamtlichen bessere Möglichkeiten entsprechend den eigenen Charismen, Anliegen und Kräften mitzuarbeiten. Im Weitern, in welcher Struktur gelingt es besser das zu fördern, was die Kirche braucht, um zu leben. Es gilt aber auch zu überlegen, wo Entwicklungspotenziale leichter genützt werden können und eine gute Leitung mit zwei Priestern und zwei diözesan finanzierten Stellen gelingen kann.
Diese Aufgabe war für alle sicher die Schwierigste. Wieder waren die Gruppen gefordert, das Positive aber auch Negative in den einzelnen Varianten und unter Rücksichtnahme der Kriterien zu erarbeiten. Da gab es durchaus kritische Stimmen und gegensätzliche Meinungen. Hier war man gefragt, was wollen wir bewahren, wo können wir Neues, das in den Veränderungsfeldern aufgezeigt wurde, besser umsetzen. Am Schluss dieser intensiven Auseinandersetzung und Beratung galt es dann zu voten, für welches Modell stehe ich persönlich, wo können die Veränderungsfelder am Besten umgesetzt werden, wo kann eine gute Leitung am Besten gelingen. Eine große Mehrheit entschied sich für die Variante 4: Seelsorgeraum Bludenz mit den bestehenden Pfarren Hl. Kreuz, Herz Mariae, Bings-Stallehr-Radin, Lorüns und Bürs. Die Pfarrfusion Hl. Kreuz und Herz-Mariae wurde zurückgestellt. Nochmals wurde mit all jenen das Gespräch gesucht, die sich für andere Variante entschieden haben, es gab nochmals das Für und Wider abzuklären und zu überzeugen. Schlußendlich konnte festgestellt werden, dass alle sich, wenn auch mit noch vorhandenen Bedenken, dafür aussprechen können, die Variante 4 zur Weiterarbeit der Projektgruppe zu übergeben. Mit einem Abendlob, bei dem alle wieder all das, was sie bewegte, beschäftige, wo sie Angst verspürten, in Gottes Hände legten. Und so ging wieder ein strenger, intensiver Arbeitstag zu Ende.
Vergewisserung, Resonanz und Konkretisierung ….
Am dritten Tag ging es dann nochmals um die Vergewisserung und die Resonanz auf den Blick in die Zukunft des Seelsorgeraumes Bludenz, aber auch um konkrete Fragen zu Gottesdiensten und Liturgie, zu Festen, welche Aufgaben und Arbeitsweisen kommen auf die PGR’s zu. Dann gab es nochmals einen Rückblick auf all das zu machen, was die Teilnehmer/innen zusammengeführt hat. Symbolisch wurden dann die Ergebnisse der Projektgruppe zur Weiterarbeit übergeben. Ihre Aufgabe ist es nun ein Konzept für die Seelsorge im Lebensraum Bludenz möglichst bis Herbst dieses Jahres zu erarbeiten, das dann der Diözese bzw. dem Bischof zur Umsetzung vorgelegt werden kann.
Dank ….
Ein großes Danke gebührt dem Moderationsteam, das mit viel Einfühlungsvermögen ohne Druck es verstanden hat, die Teilnehmer intensiv arbeiten zu lassen. Die Möglichkeiten schafften, dass alles zur Sprache kommen konnte und nicht im Raum stehen blieb. Die die Tagung gut strukturierten, so dass die einzelnen Arbeitsschritte fließend ineinander übergingen. Danke der Diözese, deren Gäste wir sein durften. Danke aber auch allen Teilnehmer/innen für das aufeinander zugehen, der Bereitschaft in Liebe Lösungen zu suchen, nicht auszugrenzen, sondern das Gemeinsame zu finden. Danke Annerose Dünser und Sr. Maria für die musikalische Begleitung und Gestaltung der Gottesdienste, einfach allen, die sich zusätzlich noch eingebracht haben.
Stimmen der Teilnehmer/innen …
Vieles ist in diesen drei Tagen gewachsen an gegenseitigem Vertrauen, Mut und Lust auf das was uns in Zukunft erwartet. Die vielen Gespräche und Begegnung, das gegenseitige einander kennen und schätzen lernen, das gemeinsame Zusammen sein beim Essen und am Abend im Klosterkeller, das Lachen und immer noch Diskutieren war gut und hat die Gemeinschaft zusammengeführt und gestärkt. Alle sind überzeugt, dass dieses gemeinsame Schaffen eine gute Basis für die Weiterarbeit ist. Die Zukunftskonferenz war also ein voller Erfolg.