Gedanken zum Tag von Christoph Müller, Benediktinermönch und Pfarrer von Blons, St. Gerold und Thüringerberg.

Ich war vor 17 Jahren auf dem Jakobsweg. Darüber konnte ich nachher viel Kurzweiliges erzählen. Aber die Frage stellte sich dann: Was ist eigentlich im Tiefsten geblieben? Es war tatsächlich nicht das Kurzweilige, sondern das Langweilige. Tag für Tag einen Fuß vor den anderen setzen. Der Kopf zuerst voll, dann immer leerer. Das war es! Denn leer geworden, nahm ich alles viel intensiver auf.

Auch in der Corona-Krise gähnt Leere. Für manche ein Anlass, selber leer zu werden, da und dort auszumisten. Und sie erfahren: es befreit.

Der Karsamstag ist der leerste Tag des ganzen Kirchenjahres. Keine Messe – die Osternacht gehört ja schon zum Sonntag –, nichts als Leere. Doch diese macht sensibel für das Geschenk von Ostern. Dann durchdringt der Auferstandene geheimnisvoll den ganzen Kosmos: Menschen, Tiere, Pflanzen, Dinge. In allem hinterlässt er seine Spur, auch in Wunden, da er die Wundmale ja weiterhin trägt. Alles völlig unspektakulär. Nur von jenen zu erahnen, die hinter die Dinge zu sehen vermögen.

Für uns alle bete ich um diesen Blick für das „Dahinter“.

Christoph Müller
Benediktinermönch und Pfarrer von Blons, St. Gerold und Thüringerberg

 

"Gedanken zum Tag" in Kooperation mit den Vorarlberger Nachrichten und vol.at