Bischof Benno Elbs wird an Pfingsten die neuen Leitlinien der Diözese Feldkirch für die Firmpastoral in Kraft setzen. Eine Vorarlberger Delegation hat vor kurzem eine Expedition ins Bistum Köln gemacht, um die dort entwickelten Konzepte von Firmvorbereitung kennen zu lernen – vor allem das dort praktizierte 1:1-Mentoring.
Die Ausbildung vor der Haustür machen oder lieber zum Studium raus in die große Stadt. Überhaupt Studium: Nimmt man da besser die grundsolide Betriebswirtschaftslehre oder doch die große Leidenschaft Theater(wissenschaft)?
Wer bin ich, was will ich, was soll ich?
Es gibt Momente im Leben, da hilft keine pq-Formel, kein Duden, kein schnelles Googlen. Da stellt einem das Dasein Fragen, auf die es keine eindeutige Antwort gibt – und die trotzdem richtig wichtig sind. Man selbst ist 16, 17 und: hilflos.
Wohl dem, der einen guten Kumpel hat, 'ne kluge Tante, einen lässigen Papa, mit dem/der er all das durchdiskutieren kann. Hat bloß leider nicht jeder. Zumal auch Kumpel, Tante, Papa irgendwann mit ihrem Latein am Ende sind. Wenn es zum Beispiel um Fragen geht wie „Wer bin ich?“ oder „Was will ich?“ oder „Woran kann ich glauben?“
Sparringspartner gesucht
Die Diözese Feldkirch weiß um diese Fragen – und gibt mit dem neuen Firmkonzept eine mögliche Antwort darauf. „Wir schlagen so genanntes 1:1-Mentoring als eine ergänzende Methode der Firmvorbereitung vor“, erklärt Pastoralamtsleiter Martin Fenkart nach einem Besuch im Bistum Köln, wo ein ähnliches Konzept seit einiger Zeit erfolgreich umgesetzt wird. Die Jugendlichen müssen sich der Auseinandersetzung mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Glauben und dem, was sie vom Leben erwarten, nicht allein stellen, sondern werden unterstützt von einem erfahreneren Wegbegleiter. Das kann eine Bezugsperson sein, die die Firmlinge selbst vorschlagen (Ausnahme: die eigenen Eltern), das kann der Firmspender sein oder ein Gemeindemitglied, das die Pfarre für besonders geeignet hält. Hauptsache, die Chemie stimmt!
Denn Mentoring ist ein Geben und Nehmen: „Nicht zu unterschätzen ist der Benefit für die Mentorinnen und Mentoren selbst“, meint Brigitte Dorner, Projektleiterin des neuen Firmkonzepts. Es bedürfe auch seitens des „Sparringspartners“ Mut und Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen, schließlich würden auch der persönliche Glaube und die eigene Glaubenspraxis mitunter auf die Probe gestellt. Mentoring sei eine Chance, sich mit diesen Themen (neu) zu beschäftigen und eine neue Sichtweise kennenzulernen. „Es geht darum, gemeinsam mit einem Jugendlichen, aber auch mit anderen Mentorinnen und Mentoren auf dem Weg zu sein. Die Gemeinde wächst zusammen“, so Dorner.
Freundschaft fürs Leben
Dieses Zusammenwachsen unterstützen regelmäßige Treffen von Mentoren und Mentees und gemeinsame Aktivitäten in der Gruppe. Oft entstünden dabei Beziehungen über die Firmung hinaus. Sodass man vielleicht auch mit Anfang dreißig nochmal beim Mentor durchklingeln kann, um zu fragen, wie es so geht, was der Garten macht – und was er meint: Besser den leidigen, aber top-bezahlten Job kündigen und im Start-up des Kumpels ganz neu anfangen? Oder lieber durchhalten und auf neue Freiheiten nach der nächsten Beförderung hoffen?