
Nach einer Pause im vergangenen Jahr markierte die Veranstaltung nun wieder den Auftakt ins Arbeitsjahr 2025/26. Unter dem Titel „Zugehörigkeit und Gemeinschaft als Herausforderung und Verheißung“ stand der Tag ganz im Zeichen des synodalen Weges.
Hans Rapp, der die Teilnehmenden begrüßte, sprach von einer „Identitätsdynamik“ als prägendem Megatrend unserer Zeit: Individualisierung und Vielfalt fordern auch die Kirche heraus. „Identität geht nie ohne Gemeinschaft. Und Gemeinschaft ist nicht selbstverständlich – sie muss immer wieder neu gefunden und gestaltet werden“, betonte er.
Den thematischen Einstieg übernahm Petra Steinmair-Pösel, künftige Pastoralamtsleiterin. Sie stellte die Synodalität als Herzstück eines neuen kirchlichen Stils vor: „Es geht um eine Form von Gemeinschaft, die offen und inklusiv ist, die die Würde jedes Einzelnen achtet und auf Teilhabe setzt – und die sich am Auftrag Jesu orientiert.“ Synodalität, so Steinmair-Pösel, bedeute nicht, Konflikte zu vermeiden, sondern sie auszuhalten und gemeinsam nach Gottes Willen zu fragen: „Wenn Unterschiede sichtbar werden, dann dürfen sie auch sein. Wichtig ist, weiterhin gemeinsam auf dem Weg zu bleiben und Andersdenkende nicht zu verteufeln.“
Mit Blick auf die Diözese Feldkirch zeigte sie auf, dass dieser Weg bereits seit Jahren gegangen wird – etwa durch partizipative Prozesse wie den „Stärkenkompass“ oder die „Wege der Pfarrgemeinden“. „Synodalität ist bei uns vielfach implizit schon gewachsen“, sagte sie. Nun gehe es darum, diese Erfahrungen bewusst in den weltweiten Lernprozess der Kirche einzubringen.
Im Anschluss führte Thomas Berger-Holzknecht die Teilnehmenden in die inhaltliche Fragestellung ein: Wie gelingt heute Gemeinschaft? Er zeichnete ein facettenreiches Bild: „Wir unterscheiden uns im Alter, in Lebensformen, in unseren Aufgaben – und doch sitzen wir hier zusammen. Gemeinschaft entsteht nicht von selbst, sondern immer in der Spannung zwischen Anspruch und Realität.“
An Beispielen aus seiner Pfarrgemeinde machte er diese Spannung greifbar: „In unseren Gottesdiensten erleben manche Gemeinschaft, andere eher im anschließenden Pfarrcafé. Und viele, die sich stark engagieren, kommen überhaupt nicht zum Sonntagsgottesdienst – und sind trotzdem Teil der Gemeinschaft.“ Gemeinschaft sei daher nicht auf einen Raum oder eine Form festzulegen. Entscheidend sei, ob Menschen Zugehörigkeit erfahren.
Berger-Holzknecht verwies auch auf die gesellschaftliche Dimension: „Die Diversität nimmt zu, gleichzeitig ziehen sich Menschen in Blasen zurück. Grenzen zwischen ‚innen‘ und ‚außen‘, ‚Freund‘ und ‚Feind‘ werden höher. Umso wichtiger ist die Frage: Wie gelingt heute Gemeinschaft?“
Das Herbstsymposion lud die Teilnehmenden deshalb nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum Üben ein: In Kleingruppen wurde die Methode des geistlichen Gesprächs praktiziert – ein zentrales Element synodaler Kultur. In stillen Phasen, durch achtsames Zuhören und das Teilen persönlicher Erfahrungen sollten gemeinsame Linien sichtbar werden.
Petra Steinmair-Pösel brachte die Haltung auf den Punkt: „Synodalität ist kein Programm, das man einfach abspulen kann. Es ist eine geistliche Haltung, die uns lehrt, im anderen ein kleines Wort Gottes zu erkennen.“
Der Tag endete mit einem gemeinsamen Gottesdienst, in dem Bischof Benno Elbs die pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aussandte und der gemeinsamen Herausforderung: „Wo ihr auch seid, bildet Gemeinschaft.“
Am Nachmittag wurde das Thema bei einer Podiumsdiskussion dann noch weiter vertieft. Im Gespräch mit vier gemeinschaftserfahrenen Menschen, darunter Tobias Bischofberger (Pfadfinder, Feuerwehrmann und Bürgermeister von Mellau), Sr. Emmanuela Kandlhofer (Zisterzienserin im Kloster Gwiggen), Ernestine Öller (Religionslehrerin am Sacre Coure in Bregenz) und Lukas Zeller (Fachreferent im Pastoralamt und zuständig für Alpha-Kurse/Follow me, Dive-in) ging Moderatorin Dr. Veronika Prüller-Jagenteufel (Theologin und Caritas-Seelsorgerin) näher auf konkrete Erfahrungen mit Gemeinschaften und Zugehörigkeit ein. Dabei kamen weitere spannende Perspektiven und Reflexionen zur Sprache. Zudem wurde in einer Schlussrunde der Frage nachgegangen, was eine christliche Gemeinschaft kennzeichnet.
von Rosa Andrea Martin