
In der Herz Jesu Kirche in Bregenz entfaltet sich aus geschnitztem Holz eine ganze Welt: Häuser, Tiere, Menschen, Fragmente einer Zivilisation – und mittendrin die Skulptur eines Elefanten. Es ist eines von vielen kraftvollen Werken des jungen Holzbildhauers Marco Bruckner aus Bayern. Sein Projekt Baumseele – Weltseele ist bis Oktober an sieben Plätzen in Bregenz zu sehen. Die Ausstellung ist eine Kooperation der Katholischen Kirche und evang. Pfarrgemeinde in Bregenz. Für den jungen Künstler ist Kunst ein Manifest für das Gleichgewicht zwischen Mensch, Natur und dem, was Bruckner „das Höhere“ nennt.
„Ich wollte nicht einfach restaurieren oder Ornamente nachschnitzen – ich wollte meine Gedanken, meine Emotionen sichtbar machen“, sagt der 29-Jährige. Schon während seiner Ausbildung in Berchtesgaden zum Holzbildhauer spürte er, dass ihn das Feine und Exakte weniger reizte als die rohe, unmittelbare Kraft der Kettensäge. „Mit der Kettensäge kann ich schnell denken. Ich reduziere aufs Wesentliche.“
Sein Material wählt Bruckner achtsam. „Ich arbeite nur mit Holz von Bäumen, die vom Eschentriebsterben betroffen sind. Ich fälle keinen einzigen Baum extra. Es ist für mich wichtig, dass ich nicht etwas zerstöre, um Kunst zu machen.“
Ein tiefer Glauben an die schöpferische Kraft des Lebens zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk. „Ich glaube, dass es etwas Höheres gibt. Nicht Gott, der von oben herabschaut – sondern einen Gott, der neben mir steht, mit dem ich ins Gespräch gehe. Den habe ich in meinen Händen, wenn ich arbeite.“
Diese spirituelle Haltung zeigt sich in allen Figuren, ebenso in der „Krone der Schöpfung“ – eine monumentale Skulptur, in der Natur, Mensch und Zivilisation aufeinandertreffen. „Unten siehst du noch die reine Natur, da ist alles verbunden. Aber je weiter wir hinaufsteigen – mit Häusern, Autos, Ausbeutung – desto zerbrechlicher wird alles.“ Der schwarze Teil der Skulptur steht für Erderwärmung und Umweltzerstörung. „Das Helle ist meine Hoffnung – dass wir erkennen, was wir tun. Dass wir uns wieder erinnern.“
Die Werke tragen entsprechende Titel wie „Inklusion“, „Konsum“, „Hohlräume“ oder eben „Weltseele“. In ihnen verbinden sich persönliche Erfahrung, Zeitkritik und soziale Beobachtung. Auch autobiografische Elemente fließen mit ein: „Mein Weg wurde oft belächelt. Aber ich bin rausgegangen – und mit der Zeit kam die Bestätigung von außen.“
Sein Durchbruch kam mit dem „Luther-Projekt“ 2017. „Davor hab ich Tiere gemacht – nett, aber ohne tiefere Botschaft. Das Luther-Projekt hatte zum ersten Mal Tiefe.“ Inzwischen ist er mehrfach für den deutschen und europäischen Kunstpreis nominiert. Seine Werke wurden in rund 270 Ausstellungen gezeigt.
Was ihn antreibt? „Seit ich zehn Jahre alt bin, will ich genau das machen. Ich brauche keine Hobbys. Die Kunst ist mein Leben.“ Und manchmal, sagt er leise, sei da auch ein Funke Glück. „Aber das Wichtigste ist: Du brauchst einen starken inneren Willen. Ohne den geht’s nicht.“
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