Durch ihre soziale und karitative Tätigkeit war Karoline Redler den neuen Machthaber ein Dorn im Auge. An ihr wollten sie ein Exempel gegenüber dem „Schwarzen Bürgertum“ statuieren. So wurde sie im Herbst 1943 zunächst in Gestapo-Haft genommen. Später wurde sie wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tode verurteilt und am. 8.11.1944 im Wiener Landesgericht hingerichtet.
Am 16. Februar 1883 wurde Karoline Redler als jüngstes von fünf Kindern des Kaufmannes Karl Schwärzler in Bregenz geboren. Nach dem Schulbesuch in Bregenz-Thalbach und einer Ausbildung bei den Englischen Fräulein in Lindau heiratete sie 1905 den Schneidermeister Richard Redler, der in der Bregenzer Kaiserstraße ein Modegeschäft besaß. 1906 wurde Richard, 1907 Marianne geboren; während des Ersten Weltkriegs kam Kurt zur Welt.
Zu dieser Zeit engagierte sich Karoline Redler bereits mit ihr gleichgesinnten Frauen beim Roten Kreuz. Später gründete sie den Verband katholischer Frauen und Mädchen, die sogenannte „Guta“. Diese Vereinigung hatte ihren Namen von jener Frau Guta übernommen, die der Sage nach während des Appenzellerkrieges am 13. Jänner 1408 den Entsatz der belagerten Stadt Bregenz ermöglicht haben soll. Bis zur Zwangsauflösung dieser Organisation 1938 war Karoline Redler deren Obfrau. Die „Guta-Frauen“ kümmerten sich um Sozialbedürftige, indem sie Lebensmittelverteilungsstellen einrichteten, arme Familien unterstützten, etc. Auch die Aktion „Mutter und Kind“ der „Vaterländischen Front“ wurde von den „Guta“-Mitarbeiterinnen ehrenamtlich betreut. Bald hatte der Verband beinahe tausend Mitglieder in Bregenz und schloss sich der Katholischen Frauenorganisation Österreichs (KFO) an.
Karoline Redlers politische Haltung war christlichsozial. Sie war eine sogenannte „Schwarze“ und es war klar, dass sie die Methoden und Grundsätze des NS-Regimes ablehnte. So vertrat sie auch ihre antinationalsozialistische Meinung in einem Gespräch mit zwei Frauen im Wartezimmer eines Hohenemser Heilpraktikers. Da sich die Frauen über die Luftangriffe der Alliierten empörten, soll Karoline Redler festgestellt haben, dass das nur die Antwort auf die deutsche Kriegstreiberei sei. Weiters äußerte sie sich kritisch zur aktuellen Situation und bezweifelte den „Endsieg“. Daraufhin erstatteten die beiden Parteianhängerinnen Anzeige, in dem sie ihre Aussagen verfälscht und teilweise erfunden wiedergaben. Vor Gericht traten sie als Zeuginnen auf.
Da Karoline Redler durch ihre soziale und karitative Tätigkeit eine bekannte Persönlichkeit in Vorarlberg war, wollten die neuen Machthaber schon längst gegen sie vorgehen. Durch die Anzeige der zwei Frauen konnten die Nationalsozialisten nun anhand Karoline Redler ein Exempel gegenüber dem „Schwarzen Bürgertum“ statuieren, das sich in den letzten Jahren oft unauffällig, aber doch dem NS-Regime gegenüber ablehnend verhalten hatte.
Am 5. Oktober 1943 wurde Karoline Redler in das Gefängnis in der Bregenzer Oberstadt eingeliefert. Auf Grund der schlechten Haftbedingungen erkrankte sie und wurde deshalb in das Sanatorium Mehrerau in Bregenz überstellt. Vor dem nächsten Gefängnisaufenthalt durfte sie für einige Zeit nach Hause, wo sie von einem dort anwesenden Gestapobeamten erfahren musste, dass ihr jüngster Sohn Kurt im Alter von 23 Jahren auf der Krim gefallen war. Es wurde ihr weiters mitgeteilt, dass ihr ältester Sohn Richard spurlos verschwunden war. Richard war Sekretär im Wiener Pressebüro der Vaterländischen Front, und aufgrund seiner politischen Einstellung sofort nach dem Einmarsch der deutschen Truppen verhaftet worden. Allerdings gelang ihm später die Flucht nach Amerika.
Schließlich musste Karoline Redler eine weitere Haftzeit im Gefangenenhaus Feldkirch verbringen. Im August 1944 wurde sie an das Landesgericht nach Wien überstellt, wo sie vor dem Volksgerichtshof wegen „Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung“ angeklagt wurde. Erst am Abend vor der Verhandlung wurde ein Verteidiger bestellt, der von den Akten keine Kenntnis hatte, und dem nur acht Minuten Zeit zum Studium der Unterlagen gegeben wurden. Nach dreiminütiger Verhandlung wurde schließlich am 25. August 1944 das Todesurteil verkündet. Anschließende Interventionen über die Bregenzer Verwandtschaft Heinrich Himmlers blieben erfolglos. Sämtliche Gnadengesuche der Familie wurden abgelehnt. Karoline Redler hatte nach dem Prozess auch kaum mehr Hoffnung auf eine Begnadigung, was sie auch in ihrem letzten Brief an die Familie zum Ausdruck brachte. Am 8. November 1944 wurde sie durch das Fallbeil hingerichtet.
Auszug aus der Diplomarbeit von Susanne Emerich