Diözesanbischof Dr. Elmar Fischer nahm sich für drei Tage Zeit und begleitete eine 17 Personen umfassende Reisegruppe "Auf den letzten Spuren von Carl Lampert". Das Projektteam von "Carl-Lampert-erinnen" und der Gruppe „Erinnern“ von Pax Christi Vorarlberg (MMag. Karin Bitschnau, Mag. Susanne Emerich, Dr. Walter Buder) hatte zu dieser fünftägigen Reise - von den "Feldkircher Pilgerfahrten" gut organisiert - in der Zeit vom 25. bis zum 29. Oktober 2010 eingeladen.
Sie führte an Orte, die mit den letzten Jahren und Tagen von Provikar Lampert in Beziehung stehen. Die damaligen Stätten der Qual, des Leidens, der Unterdrückung sind heute zu Gedenksätten für die Opfer des Naziterrors geworden. Besonders an Erinnerungsorte in Berlin (Hedwigskathedrale, ev. Versöhnungskapelle im Todesstreifen der Berliner Mauer), in das ehemalige KZ Sachsenhausen-Oranienburg, das ehemalige Wehrmachtsgefängnis in Torgau an der Elbe und schließlich nach Halle an der Saale, wo der Provikar im "Roten Ochse" ermordet worden ist. Die Orte selbst, vor allem aber die Begegnungen mit Menschen, die in der einen oder anderen Weise sich der christlichen "Memoria" verpflichtet erkennen, bildeten jeweils markante Höhepunkte. (Bild: Gedenkstele im Garten der Pfarre Heilig Kreuz, Halle a.d.S.)
Man traf sich im "Bernhard-Lichtenberg-Haus" hinter der Hedwigskathedrale gelegen zu einem gut einstündigen Gespräch mit Kardinal Georg Sterzinsky (Foto: Der Kardinal mit Bischof Elmar), der sich gut an seine Tage in Vorarlberg (er machte vor Jahren Urlaub im Montafon) erinnerte, vor allem aber ein klares und deutliches Bild von Provikar Lampert bewahrt hat. Die in jeder Hinsicht qualifizierten Begleitungen in den einzelnen Gedenkstätten (Dr. Viebig im "Roter Ochse" in Halle, Herr Oleschinski in Torgau, Frau Knup in Sachsenhausen-Oranienburg, Frau Pruß und Herr Prälat Lange in Berlin) brachten eine überaus eindrucksvolle Erinnerungslandschaft ans Licht. Die Gestalt Carl Lamperts bekommt ein ganz besonderes Profil, dessen Konturen die Köpfe und die Herzen der Menschen in diesem Landstrich seit Jahrzehnten verinnerlicht haben und in ganz außergewöhnlicher Weise wertschätzen.
Die abendliche Begegnung mit den Leuten von der 2009 neu gegründeten Pfarrei Halle-Nord (ein Zusammenschluss von sieben einzelnen Pfarrgemeinden) mit ihrem herzlichen und offenen Pfarrer, Magnus Koschig (Bild links) erbrachte den "lebendigen" Beweis. In einem Pfarreiratsbeschluss von 2009 hat die Gemeinde ihren Bischof gebeten dafür zu sorgen, dass Provikar Lampert nach seiner Seligsprechung zum Patron ihrer Pfarrgemeinde werden kann. Nicht nur in den Diözesen Feldkirch und Innsbruck wir schon seit den 50er Jahren Carl Lamperts gedacht. Die Zeit um dem 13. November ist auch in Halle von besonderer Bedeutung. Ist doch der "Rote Ochse" wo Carl Lampert - katholischer Priester aus Göfis in Vorarlberg und seit 1939 als Provikar der Stellvertreter des Bischofs der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch – an diesem Tag im Jahr 1944 – um 16 Uhr, wie das Totenbuch exakt protokolliert – im Zuchthaus „Roter Ochse“ - kaum 15 Gehminuten von der Kirche Pfr. Koschigs entfernt - in Halle an der Saale zur Guillotine geführt und enthauptet worden. So wird die Seligsprechung des "Dieners Gottes" Carl Lampert nicht nur dies- jenseits des Arlbergs, sondern auch in den nördlichen Ebenen Deutschlands - in Berlin und Halle an der Saale eben - geduldig aber engagiert erwartet.
Insgesamt hat die Studienreise dem Gedenken Carl Lamperts eine neue, vertiefte Dimension vermittelt. Man lernt, dass das Vermächtnis der Opfer des Naziterrors - unabhhängig von jeglicher weltanschaulichen Ausrichtung und Prägung - in der Herausforderung zum "aufrechten Gang" (Bild: Segnender Cruzifixus in der ev. Versöhnungskapelle, Berlin) bestehen kann. Darin wirkt eine bleibende Mahnung zur Aufrichtigkeit, im Gewissen verwurzelt und im Glauben verankert auch in widrigen, politischen oder definitiv unfreundlichen gesellschaftlichen Um- und Zuständen der Menschlichkeit das Wort zu reden und für die Gewissensfreiheit im gewaltlosen Widerstand einzustehen. Das, so scheint es, ist von Christen/innen zu jeder Zeit und in jeder Situation gefordert und auch je neu zu lernen und zu üben. Langsam aber stetig wird die Verpflichtung deutlich: Es mit dem Glauben an Christus ernst meinen - sprich: Bei Carl Lampert - und anderen dieser Art - in die Lehre zu gehen. _wb
Mehr dazu: www.provikar-lampert.at