366 Mal. So oft kommt "Fürchtet euch nicht" in der Bibel vor. Die drei Worte werden auch zur Überschrift für den offenen Weihnachtsbrief der Katholischen Frauenbewegung an die Bundesregierung, in dem sie ihren Sorgen Ausdruck verleihen.

"Die Herbergssuche, die Geburt in einem Stall, die Verkündigung der Geburt Christi an die Hirten und das Wort des Engels „Fürchtet euch nicht“ machen uns deutlich, dass Solidarität mit den Armen und Ausgegrenzten die zentrale Botschaft unseres Glaubens ist", erklärt die Katholische Frauenbewegung der Erzdiözese Wien in ihrem offenen Brief. Und viele Organisationen haben sich angeschlossen.

Im Brief heißt es:

Wir haben keine Angst  vor Flüchtlingen und vor einer geordneten Zuwanderung.
Aber wir sind besorgt, dass eine unbarmherzige Politik Egoismus und  Fremdenfeindlichkeit fördert

Wir haben keine Angst vor sozialen „Durchschummlern“!
Aber wir sind besorgt, dass sich Konzerne und reiche MitbürgerInnen  durch Steuervermeidung und Steuerflucht ihrer sozialen Verantwortung entziehen.

Wir haben keine Angst  vor dem Migrationspakt der UNO!
Aber wir sind besorgt, dass Österreich wegen nationalistischer und populistischer Überlegungen sein internationales Renommee verliert.

Wir haben keine Angst  vor einer deutlichen Arbeitszeitverkürzung! Sie ermöglicht es, unbezahlte Arbeit zwischen Frauen und Männern gerechter zu verteilen.
Aber wir sind besorgt, dass die sozialen Kosten der Ausweitung des 12-Stunden -Tags und der 60-Stunden-Arbeitswoche wieder von Frauen getragen werden müssen.

Wir haben keine Angst  vor der Stärkung des Sozialstaats!
Aber wir sind besorgt, dass die Reform der Sozialversicherungen nur im Bereich der Arbeitnehmenden durchgreift  und deren  Interessen in den diversen Gremien schmälert.

Wir haben keine Angst vor Veränderungen durch einen umweltfreundlichen Lebensstil!
Aber wir sind besorgt, wenn zukünftige Überlebensfragen hinter Wirtschaftsinteressen gestellt werden.

Wir haben keine Angst  vor einer Bevorzugung der armen Länder in internationalen Handelsverträgen! Aber wir sind besorgt, dass in sogenannten Partnership-Agreements vorwiegend die Interessen der reichen Länder wahrgenommen werden.

Wir haben keine Angst  vor der Erhöhung der Finanzmittel für die Entwicklungszusammenarbeit!
Aber wir sind besorgt, dass es dabei vorwiegend um Exportförderung österreichischer Unternehmen geht.

Sehr geehrte Bundesregierung, wir erwarten uns, dass Sie unsere Sorge um den guten Weg in die Zukunft unseres Landes ernst nehmen! Wir denken, dass auch für Sie der Einsatz für ein gutes Leben aller jetzt und auch in Zukunft, die Grundlage Ihres politischen Handelns ist und freuen uns auf Ihre Antwort.

MitunterzeichnerInnen sind unter anderem die Vorsitzenden der Katholischen Frauenbewegung Österreich, der Diözesen Linz, Salzburg, Feldkirch, Wien und der Katholischen Sozialakademie Österreich.