„Suppe to go“ heißt es heuer beim Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung (kfb) in der St. Galluskirche in Bregenz. Rebecca Toprak ist mit im Organisationsteam der Katholischen Frauenbewegung Vorarlberg (kfb). Im KirchenBlattgespräch mit ihr ging es aber eindeutig um mehr, als (nur) um Suppen.

Mehr zum Frauenprojekt AKKMA, das mit dem Familienfasttag 2022 unterstützt wird.

Warum engagieren Sie sich als junge Frau bei der Katholischen Frauenbewegung (kfb)?
Toprak: Ganz einfach: Weil mir Frauenthemen und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern sowohl in der Gesellschaft als auch in der Kirche ein Herzensanliegen sind. Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männer in allen Lebensbereichen (Politik, Gesellschaft, Religion) ist für mich Grundlage und Voraussetzung für ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Miteinander auf unserer Welt sowie für die Zukunft unserer Kirche.


Die kfb ist laut eigener Definition eine Gemeinschaft von Frauen, die einander z. B. helfen, blockierende Rollenbilder zu überwinden. Die Kirche ist da als Ort ja nicht ganz falsch?
Toprak:Die Katholischen Frauenbewegung Österreich ist mit rund 170.000 Mitgliedern die größte Frauenorganisation in Österreich und engagiert sich innerhalb der Diözesen vor Ort, österreichweit und auch weltweit auf kirchlicher und gesellschaftspolitischer Ebene für die Rechte und Anliegen von Frauen. Auf allen Ebenen sind wir mit zahlreichen Kooperationspartner:innen vernetzt. Wir nehmen an Veranstaltungen (z.B. Frauensalon, Gesellschaftspolitischer Stammtisch…) und Aktionen (z.B.: Aktion Familienfasttag) teil und nehmen Stellung zu gesellschafts- und frauenspezifischen Themen. Wir engagieren uns auf ökumenischer (z.B. Ökumenischer Weltgebetstag der Frauen) und auf kirchenpolitischer Ebene (z.B. maria 2.0). Für Frauen und Mädchen in Vorarlberg bieten wir zweimal jährlich (Frühjahr und Herbst) durch den kfb Terminkalender einen Überblick von interessanten Angeboten unserer Kooperationspartner:innen.


Wie wichtig ist der Glaube als Basis?
Toprak: Der Glaube ist für mich die Grundlage und Orientierung dafür, wie ich mich gegenüber meiner Umwelt und Mitmenschen verhalte. Der christliche Glaube hat zum einen seine Wurzeln im Judentum. Aus der Bibel erfahren wir, dass Gott den Menschen als Mann und Frau erschaffen hat und dass es sehr gut so ist. Mann und Frau sind somit gleich wertvolle und gleichberechtigte Teile der Schöpfung Gottes und erhalten beide den Auftrag gemeinsam für das gemeinsame Haus (Erde) zu sorgen. Für mich als Frau ist das ein ganz klarer Auftrag, mich gemeinsam mit Männern und Frauen für ein gutes Miteinander auf unserer Erde einzusetzen sowie mich in Politik, Gesellschaft und Kirche einzubringen und mitzugestalten.
Zum anderen wurzelt der christliche Glaube in der Person Jesus Christus, der sich in besonders beeindruckender Weise für die Liebe Gottes zu allen Menschen eingesetzt hat. Zahlreiche Bibelstellen schildern wie Jesus immer wieder in einer mutigen, rebellischen und für seine Zeit revolutionären Art und Weise gängige gesellschaftliche Rollenbilder und religiöse (Macht-)Strukturen hinterfragt und auch verworfen hat.
In der Art und Weise wie Jesus mit Frauen umging, sehen wir, dass er selbst ein starker Mann seiner Zeit war, der sich – in der Gewissheit, dass Gott alle Menschen liebt – über gängige Rollenbilder und gesellschaftliche Vorstellungen hinwegsetzt. Er begegnete ihnen mit Respekt und auf Augenhöhe, unterrichtete sie (z.B. Erzählung von Maria und Martha) in einer Zeit in der Bildung für Frauen nicht zugänglich war und machte sie zu ersten Zeuginnen seiner Auferstehung.
Christin zu sein bedeutet in diesem Zusammenhang für mich, dass ich aufmerksam meine Umwelt als schützenswerte Schöpfung Gottes und meine Mitmenschen als geliebte Geschöpfe Gottes wahrnehme und mich für ein gleichberechtigtes Leben in Würde für alle Menschen, für die Einhaltung der Menschenrechte und für Umweltschutz einsetze!


Was hat der Glaube einer Frau von heute (noch) zu sagen?
Toprak: Das Christentum hat da meiner Meinung nach eine sehr schöne und wichtige Botschaft für jede Frau auf unserer Welt: Du bist Geschöpf Gottes! Du bist geliebtes Kind Gottes! Du bist einzigartig, wundervoll, wertvoll und wunderschön so wie du bist, mit Talenten und Fähigkeiten, in deiner Würde unantastbar!
Du bist Ebenbild Gottes! Gott ist nicht (nur) männlich, sondern auch weiblich.
Durch die Taufe erhalten wir die Zusage unabhängig unserer familiären und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen als Mensch geliebt zu sein so wie wir sind. Wir werden mit Chrisam gesalbt – dem Öl, mit dem früher Könige, Priester und Propheten gesalbt worden sind. Dadurch erhalten wir königliche Würde, priesterliche Würde und sind zu Botschafter:innen (Prophet:innen) Gottes berufen. Bei der Firmung feiern wir die Stärkung (lat. „firmus“ = Stärkung) durch den Heiligen Geist. Es ist jene wichtige Verbindung, die auch Jesus zu Gott hatte und ihn mutig für die Liebe Gottes auftreten ließ.
Für uns Frauen ist die Botschaft von der christlichen Taufe und Firmung zusätzlich noch von besonderer Bedeutung: Wir sind geliebte Kinder Gottes, mit der Würde einer Königin/Priesterin, sind zur Prophetin berufen. Jede von uns ist mit Fähigkeiten und Talenten ausgestattet, die ein Geschenk Gottes durch den Heiligen Geist sind. Sie wurden uns gegeben, um uns – gemeinsam mit den Männern – für die Schöpfung und die Mitmenschen auf der Welt einzusetzen, für ein gutes Leben für alle („Reich Gottes“). Wie würde unsere Welt wohl aussehen, wenn jede Frau auf dieser Welt aus dieser Haltung heraus leben, handeln und mitgestalten könnte?


Wie sieht es da konkret mit Gleichberechtigung und Mitgestaltungsmöglichkeiten bei uns im Land aus?
Toprak: In Österreich kann jedes Mädchen zur Schule gehen und einen Beruf erlernen. Eine Frau kann Verträge und Geschäfte abschließen, eine Firma gründen, hat die Möglichkeit ihre Meinung frei zu äußern und sich an gesellschaftspolitischen Diskussionen zu beteiligen. Sie kann an Wahlen teilnehmen oder selbst gewählt werden. Sie hat Zugang zu Hygieneartikel und Verhütungsmitteln, kann selbst über ihren Körper entscheiden, darüber ob und wie viele Kinder sie haben möchte. Es gibt Beratungsstellen für Opfer und Täter von häuslicher Gewalt, Frauenhäuser, Wegweisungsrechte sowie die Möglichkeit Täter von häuslicher Gewalt anzuzeigen und strafrechtlich zu verurteilen.
Das sind alles Rahmenbedingungen, die für einen Großteil der Frauen weltweit noch lange nicht selbstverständlich sind.
Allerdings ist in Österreich trotzdem noch großer Handlungsbedarf, was die Lebensbedingungen von Frauen angeht: Nach wie vor verdienen Frauen weniger als Männer (EqualPayDay war dieses Jahr am 15. Februar) und sind folglich vermehrt von (Alters)Armut betroffen. Sie leisten immernoch den Großteil der Sorgearbeit (Haushalt, Kinderbetreuung, Betreuung von älteren Angehörigen), das Angebot von Kinderbetreuungsangeboten ist nach wie vor nicht flächendeckend auf dem Niveau wie es Frauen heute brauchen würden, um Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren zu können. Die Mehrfachbelastung bleibt und die Corona-Pandemie hat die Situation durch Homeoffice und Homeschooling noch zusätzlich verschärft. Frauen reduzieren ihr Anstellungsausmaß oder kündigen ihre Arbeit, um alles unter einen Hut zu bringen. Der Verlust ihres Einkommens bringt die Familie in finanzielle Bedrängnis, die finanziellen Abhängigkeiten vom Partner und Sozialleistungen nehmen zu. Oft bleiben Frauen in Beziehungen mit häuslicher Gewalt, weil sie sich keine eigene Wohnung leisten können. Jede 5. Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. (Quelle: https://www.aoef.at/index.php/zahlen-und-daten). Da besteht Handlungsbedarf!


Und wie sieht es mit Gleichberechtigung und Mitgestaltungsmöglichkeiten in der Katholischen Kirche in Österreich aus?
Toprak: Als ich im Jahr 2015 bei der Katholischen Kirche zu arbeiten begann, hat mich meine Mutter entsetzt gefragt, was ich als Frau bei der Katholischen Kirche wolle. Ich habe ihr gesagt, dass ich mir selbst ein Bild von dieser Kirche machen wolle und habe in den vergangenen 7 Jahren ein sehr vielfältiges Bild wahrgenommen. Ich habe das Glück in Teams zu arbeiten, bei denen gegenseitige Wertschätzung, Respekt und Offenheit Grundlagen des Miteinanderarbeitens sind.
Es gibt auf allen kirchlichen Ebenen zahlreiche Mitarbeiter:innen, die tagtäglich ihr Bestes geben, um die Kirche zukunftsfähig zu machen. Leider kommen sie nicht so oft in den Medien vor wie die zahlreichen Berichte über sexuellen Missbrauch, Vertuschungsaktionen und diverse skandalösen Wortmeldungen verschiedenster kirchlicher Würdenträger.
Mir ist aber auch bewusst, dass innerhalb der Kirche nicht überall ein gleichberechtigtes Miteinander zwischen Frauen und Männern gelebt wird. Das wird erst dann der Fall sein, wenn grundlegende Veränderungen im Bereich der innerkirchlichen Strukturen mutig angegangen werden.
Unsere Kirche verändert sich. Mitgliederzahlen, Personal und finanzielle Ressourcen sind rückläufig. Es besteht Handlungsbedarf, dringend!


Als kfb sind Sie ja das ganze Jahr aktiv. Welche Aktionen kann man mit der kfb in Verbindung bringen?
Toprak: Zweimal im Jahr (Frühjahr und Herbst) gibt es für Frauen den kfb Frauenfreizeittag – ein wertvoller Tag für all jene, die abseits aller alltäglichen Herausforderungen wieder einmal einen einen Tag für sich brauchen oder nach einer kleinen Auszeit suchen, einen interessanten Vortrag hören, gut essen und sich kreativ betätigen wollen.
Im Sommer liegt unser Schwerpunkt auf der kfb Frauenkulturwallfahrt und im Herbst bieten wir für Familien die kfb Kinder(wagen)wallfahrt an. In Vorarlberg sind wir ein recht kleines Team, aber wir haben ein buntes und vielfältiges Programm und Tätigkeitsfeld und haben ordentlich Power!


Der Familienfasttag findet in Vorarlberg jedes Jahr zum Aschermittwoch statt. Lange Zeit war das Suppenessen im Landhaus ein Fixpunkt. Dann kam Corona und alles war ein bisschen anders. Wie haben Sie diese veränderte Situation gelöst?
Toprak: Coronabedingt konnte das Benefinzsuppenessen im Landhaus Bregenz nicht durchgeführt werden. Gemeinsam mit Bischof Benno Elbs haben wir unter Einhaltung aller gesetzlich vorgeschriebenen Coronamaßnahmen (u.a. mit begrenzter Teilnehmerzahl) in der Pfarrkriche St. Gallus in Bregenz den Gottesdienst mit Aschenritus gestaltet und das Frauenprojekt AMOIXQUIC vorgestellt. Im Anschluss daran gab es die Möglichkeit gegen eine Spende für die Aktion Familienfasttag Suppe im Glas und abgepacktes Brot mitzunehmen. Zusätzlich gab es die Online-Mitmachaktion „Sei Köch:in des guten Lebens“, bei der Suppenrezepte gesammelt und für die Aktion Familienfasttag gespendet werden konnte. Wir sind sehr dankbar darüber, dass wir in Vorarlberg trotz veränderter Rahmenbedingungen einen Spendenerlös in Höhe von 27.456,50 € erzielen konnten. Ein herzliches Vergelt’s Gott an alle Spender:innen und Unterstützer:innen!


Sie unterstützen mit dem Familienfasttag jedes Jahr auch ein Frauen-Projekt? Wie wichtig ist dieser global gefasste Solidaritätsgedanke?
Toprak: Die prekären Lebenssituationen von Frauen weltweit haben sich aufgrund der Corona-Pandemie zusätzlich noch verschärft. Umso wichtiger ist hier, dass wir durch eine global gefasste Solidarität das Schlimmste verhindern und zusätzlicher Not so weit wie möglich aktiv entgegenwirken. Zahlreiche Frauenprojekte können durch die Spenden im Rahmen der Aktion Familienfasttag trotz Corona fortgeführt werden. So erhalten beispielsweise zahlreiche Frauen durch Workshops der Projektpartner:innen vor Ort Knowhow für den biologischen Anbau von Gemüse und Heilkräutern, um finanziell auf eigenen Beinen stehen zu können und dadurch die Chance auf ein autonomes und selbstbestimmtes Leben in Würde – ohne häusliche Gewalt oder wirtschaftlichen Abhängigkeiten von Großkonzernen – für sich und ihre gesamte Familie.


Heuer ist es das Projekt AKKMA auf den Philippinen. Können Sie kurz erklären, worum es dabei geht?
Toprak: AKKMA (Aktibong Kababaihan sa Komunidad ng Mapulang Lupa) beduetet im Deutschen so viel wie „Aktive Frauen in Mapulang Lupa“. Mapulang Lupa ist der Name des Stadtviertels, in dem die Organisation beheimatet ist, die im Jahr 2003 gegründet wurde. Ziel ist es mit der Aktion Frauen zu erreichen und dabei in die Familien hineinzuwirken, Mütter und in Folge auch die Väter sollen u.a. für gewaltfreie und wertschätzende Art der Kindererziehung sowie für ein gleichberechtigtes Miteinander in allen Lebensbereichen sensibilisiert werden.


Was sind alltägliche Fragen, die sich den Frauen auf den Philippinen bis heute stellen?
Toprak: Die Stellung von Frauen und Kindern innerhalb der philippinischen Gesellschaft ist nach wie vor schlecht. Männer werden in nahezu allen Lebensbereichen bevorzugt. Bei der Ausbildung, den beruflichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten. Die meisten Frauen glauben, ihre Rolle sei es, bei den Kindern und im Haus zu bleiben, die meisten haben von Frauenrechten oder Gleichberechtigung noch nie etwas gehört. Durch die Corona-Pandemie werden besonders die armen Schichten auf den Philippinen getroffen und die Frauen haben die Hauptlast zu tragen. Viele Männer verloren ihre Arbeit, Kindereinrichtungen wurden geschlossen und die Frauen hatten bzw. haben nach wie vor den Hauptteil der unbezahlten Sorgearbeit zu leisten. Die Pandemie hat besonders deutlich gezeigt, wie sehr die Menschen weltweit, aber auch die Wirtschaft von bezahlter und unbezahlter Sorgearbeit abhängig ist. Diese bleibt dennoch zumeist unsichtbar, unterbezahlt und unzulänglich wertgeschätzt. Deshalb setzt die Katholische Frauenbewegung dieses Jahr den Schwerpunkt der diesjährigen Aktion Familienfasttag besonders auf den Bereich der unbezahlten Sorgearbeit.


Kurz nach dem Aschermittwoch findet ja auch der Ökumenische Weltgebetstag der Frau statt. Was macht diesen Tag so besonders?
Toprak: Der Weltgebetstag verbindet Frauen aus verschiedenen Kirchen, Kulturen und Traditionen in aller Welt. Jeden ersten Freitag im März feiern Frauen, Männer und Kinder in mehr als 170 Ländern, rund um die Erde, 24 Stunden lang, einen Ökumenischen Weltgebetstag. Jedes Jahr bereiten Frauen aus einem anderen Land den Gottesdienst vor. Dieses Jahr kommt die Weltgebetstagsliturgie von Frauen aus den Ländern England, Wales und Nordirland und hat das ein wunderbar passendes Thema für unsere aktuelle Zeit: „Zukunftsplan Hoffnung“.
Mit Blick auf die Verheißung Gottes (Buch Jeremia 29,11) stellen wir uns die Frage: Wie kann diese Verheißung von Freiheit, Vergebung, Gerechtigkeit und Gottes Frieden ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen sein?“
Mit den Kollekten wird ein sichtbares Zeichen der Solidarität und des Teilens gesetzt und weltweit Projekte für Frauen und Mädchen gefördert.


Wenn Sie sich als Frau etwas von oder für die Kirche wünschen könnten, was wäre das?
Toprak: Kirche ist der Ort an dem wir von der Liebe Gottes erfahren und uns in der Gemeinschaft als Menschen gegenseitig als von Gott einzigartige und geliebte Geschöpfe wahrnehmen und erleben. In meinem Mitmenschen – egal ob Frau oder Mann – begegne ich Jesus. Das hat zur Konsequenz, dass ich jedem Menschen mit Wertschätzung, Achtung und Respekt begegne. Da sehe ich bei der Kirche noch ordentlichen Nachholbedarf was den Umgang mit Frauen weltweit angeht!
Als Frau erwarte und fordere ich von der Kirche – besonders auch im Namen all jener, die schon längst der Kirche den Rücken gekehrt haben, aus Frust oder Resignation über die vorhandenen Machtstrukturen und Diskriminierungen ausgetreten sind oder kurz davor sind auszutreten:
Abschaffung der patriarchal dominierten Machstrukturen innerhalb der Kirche, gleichberechtigter Zugang für Frauen zur Priesterweihe sowie zu sämtlichen Funktionen, Ämtern und Entscheidungsebenen innerhalb der Kirche.
Ganz dringend ist in diesem Zusammenhang auch die Forderung nach einer sofortigen und konsequenten Aufarbeitung sämtlicher sexueller Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche weltweit. Ich wünsche mir seitens der Kirche eine kooperative Zusammenarbeit mit den Behörden und Expert:innen, damit alle Untersuchungen korrekt und vollständig durchgeführt werden können. Offenlegung aller Informationen statt Verschwiegenheit und Vertuschung, offizielle Schuldbekenntnisse und Entschuldigungen sowie umfassende Entschädigungszahlungen an die Opfer, strafrechtliche Verfolgung inkl. dienstliche Konsequenzen für die Täter und alle Mitwissenden (Entlassung statt Versetzung) sowie verpflichtende Konzepte für alle kirchlichen Mitarbeiter:innen zur Prävention von weiteren Fällen von seelischem und/oder sexuellem Missbrauch.
Das ist alles längst überfällig, damit Kirche wieder als ehrliche und glaubwürdige religiöse Institution wahrgenommen werden kann und damit sich Frauen in der Kirche akzeptiert, wertgeschätzt und als gleichberechtigte Teile der kirchlichen Gemeinschaft erleben können.

Welche Botschaft möchten Sie an die Frauen innerhalb und außerhalb der Kirche richten!
Toprak: Engagiert euch! Meldet euch zu Wort, stellt Fragen, gestaltet und mischt mit, macht Fortbildungen und engagiert euch nicht nur ehrenamtlich sondern auch hauptberuflich in Kirche und Gesellschaft, denn Kirche und Gesellschaft brauchen euch, eure Sichtweise, euren Zugang zu Gott (zur weiblichen Spiritualität), eure Talente und Fähigkeiten, eure Intuition, euer Bauchgefühl gegen Ungerechtigkeit, euer Aufbegehren gegen Ungerechtigkeiten und gegen Ausbeutung von Mutter Erde, euer Engagement gegen Unterdrückung und Diskriminierung. Heute mehr denn je zuvor!
Die großen Herausforderungen unserer Zeit (Klimawandel, Pandemie, Wirtschaftskrise, gerechte Verteilung von Ressourcen, Nahrungsmitteln etc.) lassen sich nur gemeinsam lösen, wenn Frauen und Männer gleichberechtigt zusammenarbeiten für eine gemeinsame lebenswerte Zukunft für alle!
Wir von der Katholischen Frauenbewegung Vorarlberg würden uns riesig darüber freuen, von euch zu lesen, zu hören und gemeinsam mit euch aktiv für die Rechte und Anliegen von Frauen in Kirche und Gesellschaft einzutreten!


Rebecca ToprakZur Person

Rebecca Maria Toprak
34 Jahre, verheiratet, 1 Tochter
Sekretärin Büro Katholische Kirche in Dornbirn,
Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit bei der Katholischen Frauenbewegung Vorarlberg und Religionslehrerin an der Freien Montessori Schule in Altach
Seit 2021 Obfrau vom Verein TALENTE Vorarlberg – Netzwerk für faire Ökonomie (www.talente.cc)
Hobbies: Gemeinschaftsgarten, Bogenschießen, Fahrradfahren und Lesen