Die Dreikönigskirche im Zentrum von Hittisau im Bregenzer Wald ist nicht zu übersehen. Der stattliche Bau wurde in den Jahren 1843-45 durch Baumeister Johann Peter Bilgeri unter tatkräftiger Mithilfe der Bevölkerung errichtet.
„Endlich fanden alle rund 2000 Bewohner von Hittisau und Bolgenach in der Kirche Platz“, berichtet Mag. Michael Bartenstein, Kirchenführer und pensionierter Mathematik- und Philosophielehrer: „Die alte Kirche von 1510 war zu klein, unansehnlich, zu tief gelegen und baulich in einem schlechten Zustand“. Er zeigt Skizzen der ehemaligen Bauten und erzählt: „Der Geistliche Johann Schnell (1784-1838), der 30 Jahre lang Pfarrer in Hittisau war, bestimmte in seinem Testament, dass ein Großteil seines Vermögens zum Kirchenbau verwendet werden könne. Doch unter einer Bedingung: Dass innerhalb von fünf Jahren nach seinem Ableben mit dem Bau begonnen werden müsse.“ Die Dorfbewohner trugen in mühsamer Handarbeit Sand und Schotter von der Bolgenach auf den Dorfplatz. So entstand in mehrjähriger Bauzeit eine großräumige Kirche mit ca. 1000 Sitz- und zusätzlich 500 Stehplätzen.
Erste Erwähnung von „Hittinsowe“ im Jahr 1249
Hittisau hat seinen Namen wohl von einem früheren Siedler, der Hittin hieß und von den (Alp-)Hütten, die in der Region beheimatet waren. Der erste Bildstock wurde im 14. Jahrhundert erwähnt und die erste Erbauung einer Kappelle im Jahr 1496. Diese war eine „Filiale“ von Egg und dem Hl Wolfgang gewidmet, der als Heiliger gegen wilde Tiere schützt. Seit 1510 sind die Hl. Drei Könige die Schutzpatrone von Hittisau – immer noch zeitgemäß, denn sie helfen den Reisenden, Pilgern und Gastwirten.
Die stattliche Kirche ist nicht wie sonst üblich gen Osten ausgerichtet, sondern aus Platzgründen Richtung Süden gebaut. Aufgrund ihrer Größe ist sie weit im Dorf sichtbar und erstrahlt innen und außen in vollem Glanz. Kein Wunder, denn sie wurde in den Jahren 1974/1975 einer Außen- und 1980/1981 einer Innenrenovierung unterzogen.
Eine Kirche der Superlative
Mit einer Länge von 48,6 Metern und einer Breite von 20,6 Metern gehört das Langhaus zu größten Sakralräumen in Vorarlberg. Allein der Altarraum ist 14,6 Metern lang, die Wandhöhe beträgt 13 Meter und der Kirchturm ist 54 Meter hoch. Betritt man die Kirche ist der Besucher gleich von der lichtdurchflutenden Weite des Raumes eingenommen. Dies ist den mit heiligen Figuren bemalten Rundbogenglasfenstern zu verdanken. Die Fenster wurden von Gottlieb Schuller aus Innsbruck in den Jahren 1936-1943 im Nazarenerstil gefertigt. Sie zeigen u.a. Herz Jesu, Herz Maria, Szenen aus dem Leben Jesu, die Gottesmutter, Schutzengel und diverse Heilige. Beeindruckend ist das Hochaltarbild, das im Jahr 1852 von Josef Bucher gemalt wurde. Das Bild zeigt „das Opfer der drei Weisen aus dem Morgenland“. Die Darstellung der Figuren ist sehr detailreich gearbeitet, im hellen Mittelpunkt steht Maria mit dem Jesu Kind auf ihrem Schoß. Zur Entstehung des Gemäldes erzählt Michael Bartenstein eine interessante Geschichte: „Der Maler litt an Depressionen und der erste Entwurf des Bildes war so dunkel gehalten, dass der damalige Pfarrer das Bild ablehnte und so das heutige, mit vielen Details gespickte Gemälde, entstand.
Ein Deckengemälde mit Geschichte
Wendet man den Blick nach oben, sieht man – je nach Blickwinkel – in die Hölle oder in den Himmel. Das Deckengemälde von Waldemar Kolmsperger aus München hat einen monumentalen Charakter. Es zeigt die „Apotheose von Christus im Himmel und Höllendarstellung“. „Der Maler aus München verstand sich nicht sehr gut mit dem damaligen Pfarrer“, weiß der Kirchenführer und berichtet: „Dieser hat ihn immer wieder ermahnt fleißiger zu arbeiten. Mit dem Ergebnis, dass sowohl der Pfarrer wie auch Winston Churchill (aus damaliger Sicht ein Regimegegner) in der „Hölle“ landete.“
Michael Bartenstein ist mit der Geschichte der Kirche und ihren Anekdoten vertraut, was die Kirchenführung zu einer kurzweiligen Reise in die Zeitgeschichte von Hittisau macht. So weiß der ehemalige Lehrer, dass die zwei Engelsgestalten, die das Tabernakel einrahmen, nach dem Antlitz zweier junger Mädchen aus Hittisau gefertigt wurden. Auch die schöne Orgel ist eine Erwähnung wert: Sie ist in Schleifladenbauweise von Alois Schönach aus Rankweil in den Jahren 1867/68 gebaut und hat 21 klingende Register. Die Dreikönigskirche von Hittisau erzählt von der Geschichte und beheimatet Geschichten.