Was verbindet Frauen aus unterschiedlichen Kulturen? Und wie meistern sie aufgrund ihrer Religion und Glaubensrichtung persönliche Lebenswenden? Fragen, die im vergangenen Frauensalon im Bildungshaus Batschuns aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurden und die BesucherInnen auf eine spannende Reise mitnahmen.

„Ich möchte gerne den Schwerpunkt auf den Menschen setzen, nicht auf die Religion“, formuliert Eva Haller, Jüdin, ihren Ausgangspunkt für die Gesprächsrunde. Während Penelope Gunter-Thalhammer meint: „Ich fühle mich als tiefreligiöser Mensch, obwohl ich keiner Konfession angehöre“, und ergänzt: „Im Alltag zeigt sich doch, ob unsere Praxis Wirkung zeigt.“ Die Besucherinnen erwartete eine Abendveranstaltung mit inspirierenden Beiträgen, musikalisch begleitet von Jasmine Sönser-Amann auf der Doppelrohrflöte, arabischen Laute (Oud) und  keltischen Harfe.

Wissenswertes aus sieben Glaubensrichtunge

Zu Gast waren an diesem Abend Frauen aus sieben unterschiedlichen Traditionen, die den Besucherinnen persönliche Einblick in ihre Glaubensrichtungen gaben und beispielhaft aufzeigten, welche Unterstützung oder welchen Halt der Glaube bei einer Lebenswende geben kann. Wie gestaltet eine Angehörige der Bahà‘í ihr Eheleben, und wie geht eine Christin mit dem Thema Tod um oder eine Muslima mit der Erfahrung des Übergangs vom Mädchen zur Frau? Welche unterschiedlichen Bräuche und Traditionen sowie welche persönlichen Erfahrungen gibt es?

Den Horizont erweitern

Jede Besucherin hatte die Möglichkeit, an zwei von den sieben Gesprächsrunden teilzunehmen. Also hatte sie sozusagen „die Qual der Wahl“, über welche Religion beziehungsweise Glaubensrichtungen sie mehr erfahren wollte: Möchte ich mehr zu den Aleviten, der Bahà‘í-Religion, dem Islam, Judentum, dem römisch-katholischen Glauben, dem tibetischen Buddhismus oder der transzendentalen Meditation wissen? Die Referentinnen beleuchteten unter anderem, wie Eltern ihre Kinder auf dem Weg ihrer eigenen Spiritualität begleiten können, wie regelmäßige Meditation sich positiv auf den Alltag auswirkt, wie christliche Riten den Menschen Kraft geben und begleiten oder wie die Würde des Menschen im Mittelpunkt der Religion verankert ist, und was dies für die Erziehung und den Umgang miteinander bedeutet. Die Besucherinnen konnten einen Blick über den eigenen Tellerrand werfen und erhielten dadurch Inspiration, Anregung und erlebten etliche Aha-Momente.

Wir möchten Ihnen einige Grundsätze der genannten Traditionen vorstellen:

Die wohl älteste Tradition des Abends war die transzendentale Meditation, welche in uralten, vedischen Schriften Indiens verwurzelt ist. Sie spiegelt die urmenschliche Sehnsucht wieder, sich dem Göttlichen zuwenden zu wollen. Diese Meditationspraxis ist nicht gebunden an eine Konfession. Jeder Mensch könnte sie in den eigenen Alltag integrieren.

Spannende, lebensnahe Einblicke wurden auch in den (tibetischen) Buddhismus ermöglicht. Ganz in der Linie des XIV. Dalai Lama vermittelt diese Tradition die mitfühlende Liebe zu allen Lebewesen. Durch unzählige Wiedergeburten in allen Lebensformen sind wir alle miteinander innerlich verwandt. So werden Hass und Trennung aufgehoben. Besucherinnen durften erfahren, wie sich dies auf ein Familienleben auswirken kann.

Als älteste der monotheistischen Religionen durften wir das Judentum kennenlernen, welches von Grund auf ein Matriarchat darstellt: nur wer eine jüdische Mutter hat, gilt als Mensch mit jüdischer Abstammung. Zentral war hier die Thematik der Würde des Menschen von Anfang an, sowie der Wert jedes einzelnen Lebens: „Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt“, besagt ein weises Wort des Talmud.

Nicht fehlen durfte natürlich das (katholische) Christentum. Hier wurde die Trost spendende Hoffnung auf ein Leben bei Gott zentral, welche Gläubigen viele sinnlich erfahrbare Rituale ermöglicht. Diese können gut durch Lebenswenden begleiten, besonders, wenn es um Themen wie Trauer, Abschied und Tod geht. Charakteristisch für das Christentum ist auch der Glaube an Jesus Christus als Erlöser aller Menschen.

Vertreten durch eine junge Frau, die mehrere wichtige offizielle Funktionen innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft innehat, war an diesem Abend der (sunnitische) Islam. Diese Religion betrachtet ihren Gottesgesandten Muhammed als letzten einer langen Reihe von Gottesboten. Auch Jesus hat in dieser Erbfolge seinen Platz und wird daher als Prophet des Islam verehrt, jedoch nicht als Gottes Sohn. Zentral sind die sogenannten fünf Säulen des Islam, nämlich täglich fünf mal zu beten, während des Monats Ramadan zu fasten, jährlich an Bedürftige zu spenden, einmal im Leben nach Mekka zu pilgern, sowie das islamische Glaubensbekenntnis.

Das Alevitentum, welches oft als Strömung des Islam betrachtet wird, präsentierte sich als eigenständige Religion, welche zu allen anderen abrahamitischen Religionen eine ausgewogene inhaltliche Nähe pflegt. Als heilige Bücher gelten hier die Torah, Bibel, sowie der Quran. Seit Inkrafttreten des neuen Islamgesetzes 2016 musste diese alevitische Tradition um Anerkennung kämpfen, bis sie 2022 als Bekenntnisgemeinschaft offiziell anerkannt wurde.

Als jüngste monotheistische Weltreligion durften Besucherinnen die Bahà‘í-Religion kennenlernen. Ihr Begründer Bahá‘u‘lláh hat Ende des 19. Jahrhunderts in Persien die Einheit der Menschheit, der Religionen und vor allem die Einheit Gottes gepredigt. Diese Religion hebt sich dadurch hervor, dass sie alle vorhergehenden Religionsformen als vorbereitende Entwicklungsstufen der Menschheit anerkennt. Um Frieden auf Erden zu finden, muss die Menschheit nun als eine einzige, ebenbürtige Familie zusammenfinden.