
„Über Jahrzehnte blieb der Raum ungenutzt“, berichtet Walter Mathis, der sich engagiert für dieses Projekt eingesetzt hat: „Wir wollten, dass dieser Schatz wieder sichtbar wird.“ Die Geschichte der Unterkirche mit ihrem Bilderzyklus „Custos quid de nocte – Wächter, wie weit ist die Nacht?“ wurde in einer Projektarbeit von Dr. Marlies Sproll im Rahmen des Lehrgangs „Kirchenräume erleben und vermitteln“ (Kath. Kirche Vorarlberg) zum ersten Mal systematisch untersucht und dokumentiert: die Unterkirche war bereits von den Architekten in den 1970er-Jahren baulich als Sakralraum angelegt worden und sollte als Meditationsraum für die Jugend dienen. Der Raum wurde aber nie fertig eingerichtet und geriet in Vergessenheit.
Seit einiger Zeit zeigen sich die großformatigen Gemälde von Heilgard Bertel den Besucher:innen in neuem Glanz. Die Künstlerin investierte vor über 40 Jahren circa 4.000 Arbeitsstunden, in denen sie biblische Szenen von Hoffnung, Krieg, Flucht, Zweifel und Erlösung in ausdrucksstarker Bildsprache miteinander verknüpfte. Der zur Wiederöffnung der Unterkirche gedrehte Film von Alex Juritsch liefert eine persönliche Annäherung an das Werk: Die Besucheri:nnen hören Heilgard Bertels Stimme, ihre Erklärungen und ihre inneren Beweggründe beim Malen.
Zum neuen iPad Angebot berichtet Werner Mathis: „Man kann nun auch allein hinuntergehen, in Ruhe den Film anschauen und dabei die Bilder wirken lassen.“ Zusätzlich zum digitalen Angebot bleibt die klassische Begleitung bestehen: „Bei mir können sich Interessierte melden, und ich begleite sie gerne Einzeln oder in Gruppen durch die Bilderwelt von Heilgard Bertel“, sagt Kirchenraumpädagogin Marlies Sproll. Für die Pfarre ist das Projekt mehr als eine moderne Vermittlungsform: „Es wird Zeit, dass dieser Schatz einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird“, freuen sich die beiden Engagierten. Mit dem Angebot von iPad- bzw. persönlichen Führungen will die Pfarre sicherstellen, dass die Unterkirche als lebendiger Teil des kirchlichen Raums neu entdeckt wird.