
Herzlich legt Pater Sporschill SJ den Arm um einen kleinen Mann mit brauner Haut und erzählt: „Das ist Florin. Als ich ihn kennenlernte, war er ein Straßenkind in Bukarest. Wir haben ihn zu uns geholt und heute ist er mein bester Mitarbeiter. Er hat Zugang zu allen Roma-Familien, sie vertrauen ihm.“ Bevor Florin selber zu sprechen beginnt, muss er sich einige Male über die Augen wischen – ihm kommen die Tränen, weil er so berührt ist. Dann bricht es aus ihm heraus. Er preist die Liebe Gottes, die er in der Obhut Pater Sporschills und seiner Mitarbeiter:innen erfahren habe. Und Sporschill ergänzt: „Die Roma lieben die Kinder und sie lieben Gott. Das kann man von ihnen lernen. Und wenn sie predigen, dann bin ich immer wieder überrascht und entdecke Neues.“ Gebannt lauschen die rund 70 Zuhörer:innen in Wanderkleidung, die sich im Hof der Propstei St. Gerold um Sporschill geschart haben. Im Rahmen einer „Hoffnungswanderung“ des Pilgerreferats der Diözese Feldkirch haben sie an diesem Tag bereits drei Wegstunden mit ihm zurückgelegt, von der Martinskirche in Ludesch zur Propstei. Pater Sporschill stellt immer mehr junge Roma vor, die Dank seiner Unterstützung und der Unterstützung seines Teams die Schule besuchen konnten. Sie arbeiten jetzt zum Beispiel als Koch in Österreich oder im Firmenmanagement. Wenn man hört, wie schwierig es für Romakinder in Rumänien, trotz Schulpflicht, immer noch ist, die Schule zu besuchen, kommt man ins Staunen über diese Schicksale.
In den letzten Jahren hat Sporschill mit seiner Organisation „Elijah“ in Siebenbürgen eine Musikschule mit 400 Schülerinnen und Schülern aufgebaut. Mit einigen von ihnen ist er heute angereist. Und bevor sie dann den Gottesdienst musikalisch begleiten, verrät Sporschill das Geheimnis des Erfolgs: „Wenn die Kinder merken, sie können etwas Schönes, dann fühlen sie sich selber schön und wertvoll. Und dann bekommen sie auch Lust und den Mut, sich einzubringen.“ Wenig später hallt die Propsteikirche wider von rasend schnellen Geigen, Trommeln, Saxophon und Klarinetten. Der junge Manager trägt die „Roma-Hymne“ vor, die anfangs tieftraurig von der Erfahrung berichtet, von der Gesellschaft ausgestoßen zu sein, und dann umkippt in einen wilden Balkan-Beat. So wie die Roma-Hymne an diesem Abend von der Trauer ins Leben umschlägt, so verwandelt sich auch die Hoffnungswanderung in ein Fest des Glaubens. Viele der Mitwandernden machen sich auf den Heimweg mit dem Gefühl: Hoffnung ist kein fernes Ideal – sie beginnt da, wo wir einander stärken und die Schönheit im Leben entdecken.
Birgit Huber