
Auch wenn Erwachsene Schatzsuche spielen, ist der Unterhaltungswert und der Gemeinschaftssinn groß und wertvoll. Aber: Welchen Schatz würden wir denn gerne finden? Was wäre der Schatz, der in unser Leben hineinwirkt und nachhaltig ist? Für manche ist es Reichtum, Geld, Status. Für andere ist es Erfolg, Anerkennung, Einfluss. Wieder andere suchen ihren Schatz in zwischenmenschlicher Liebe, in Kunst, in Wissen,
im eigenen Lebenswerk. Nichts davon ist an sich falsch oder schlecht. Was wir als „Schatz“ gefunden haben, formt unser Denken, Fühlen und Handeln. Der Schatz formt unser Herz.
Herzensbildung
Im Evangelium sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Denn wo euer Schatz ist, ist auch euer Herz!“ Damit lenkt er den Blick auf eine andere Ebene.
Das, was uns zu Herzen geht, das, was wir verinnerlichen und unser Herzensanliegen wird, das, wovon unser Herz voll ist – das gibt unserem Leben Sinn und Halt – fordert uns aber auch heraus, damit es Bestandteil unseres Lebens werden kann, aber nicht nur Bestandteil, sondern auch Bestand hat – in der Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten. In unserer Welt ist vieles vergänglich. Besitz kann verschwinden. Schönheit vergeht. Macht ist flüchtig. Beziehungen können zerbrechen. Selbst Gesundheit – so kostbar sie ist – ist nicht garantiert. Der Mensch jagt oft Dingen hinterher, die sich nicht festhalten lassen.

woran das Herz hängt
Die Frage ist nicht, ob diese Dinge wichtig sind – sie sind es – sondern: Sind sie unser eigentlicher Schatz? Sind sie das, woran unser Herz hängt? „Denn wo euer Schatz ist, ist auch euer Herz!“ Im biblischen Sinne ist das Herz nicht nur das Organ, das unseren Körper am Leben erhält, sondern das Zentrum unserer Gefühle, Wünsche, Überzeugungen und Entscheidungen. Es ist der Ort, an dem unsere Liebe wohnt,
unsere Sehnsüchte und unsere Prioritäten. Das Herz ist der Sitz unserer inneren Welt, die unser äußeres Verhalten beeinflusst. Darum ist es so entscheidend, wo das Herz ist. Denn wo dein Herz ist, da gehst du hin. Was du liebst, dem folgst du. Was du für wertvoll hältst, dafür wirst du dich aufopfern. Was du mit Liebe betrachtest, wird für dich wertvoll.
Unser Herz hängt an vielem:
an Besitz, an Macht, an Beziehungen, an Anerkennung, an Solidarität, an Friede … Jesus ruft uns nicht zu moralischem Perfektionismus, sondern gibt uns Orientierungshilfen, um Materielles im rechten Licht zu sehen. Als Gaben – nicht als Götzen. Als Mittel – nicht als Ziel. Als Zeichen – nicht als Schatz. „Denn wo euer Schatz ist, ist auch euer Herz!“
wahre Schätze
Wenn wir unser Herz in einen Menschen legen, wird dieser Mensch kostbar. Wenn wir unser Herz in eine Aufgabe legen, wird sie uns wichtig. Wenn wir unser Herz in Gott legen, wird er zu deinem Schatz – selbst wenn wir ihn nie erfassen können. Wir werden anders leben: bewusster, mitfühlender, freier. Wir werden erkennen, was ewig zählt – und uns weniger binden an das, was vergehen muss. Und: Der wahre Schatz ist nicht irgendwo weit weg, sondern nahe: im Mitmenschen, im Moment der Liebe, im Gebet, im Vergeben, im Vertrauen … Da wird Himmel auf dieser Welt ein stückweit Wirklichkeit. Unsere Herzenshaltung prägt unser Verhalten. Unsere Gedanken, Entscheidungen und Taten werden von Liebe, Demut und Gerechtigkeit geprägt.
Vertrauen
Wir müssen nicht perfekt sein, wir müssen nicht alles verstehen. Es genügt ein stiller Schritt des Vertrauens: „Herr, ich weiß nicht immer, was mein wahrer Schatz ist. Ich sehe so vieles, das glänzt – und verliere den Blick für das, was ewig ist. Lehre mich, mein Herz zu lenken. Zeige mir, was wirklich zählt. Und sei du mein Schatz – heute, morgen und für immer.“
Eine Schatzsuche ist ein aufregendes Spiel. Stellen wir uns den Rätseln, den Aufgaben und Hinweisen, die uns zu sinnvollem und sinnverfülltem Leben führen. Der Unterhaltungswert und der Gemeinschaftssinn werden groß und wertvoll – und das Leben bekommt eine neue Qualität –
eine Qualität, die nachhaltig ist uns in unser Leben hineinwirkt.
Pfr. Friedl Kaufmann