
erste urkundliche Erwähnung „anderegge“
Anmerkungen zur Kirchengeschichte des Bregenzerwaldes
Stationen zur Kirchengeschichte im Bregenzerwald in den Pfarrkirchen Egg und Großdorf - ab Anfang März.
Egg zählt neben Andelsbuch, Schwarzenberg und Lingenau zu den ältesten Dörfern des Bregenzerwaldes. Die früheste urkundliche Erwähnung der Pfarre "Anderegge" findet sich im "Liber decimationis" von 1275 (Freiburger Diözesan-Archiv). Egg war königliches Reichsgut, später Besitz der Grafen von Montfort und kam 1390 mit dem Gericht "Inner-Bregenzerwald" an das Haus Habsburg.
Im Gericht Inner-Bregenzerwald regierte und urteilte mehr als 400 Jahre lang der freigewählte Landammann mit seinen 24 Räten. In Egg tagten zu jenen Zeiten das Nieder- und Hochgericht. Daran erinnern noch die Gerichtslinde und der Prangerstein neben der Pfarrkirche, die Richtstätte beim Mühlinger Bild und der Galgenbühel auf dem Feldweg nach Großdorf.
Von 1805 bis 1814 gehörte Egg zu Bayern, danach wieder zu Österreich. Zum Bundesland Vorarlberg gehört Egg seit dessen Gründung 1861. Von 1945 bis 1955 war Egg Teil der französischen Besatzungszone. Seit 1.1.2020 ist Egg Marktgemeinde.
Nachdem Österreich den 3. Koalitionskrieg gegen Napoleon verloren hatte, musste es Tirol und Vorarlberg an Bayern abtreten.
An die Stelle der herkömmlichen Gerichtsverfassung mit regional völlig unterschiedlichen Strukturen und Kompetenzen traten 1806 Landgerichte (in Justizangelegenheiten Vorläufer der heutigen Bezirksgerichte) als erstinstanzliche Behörden für Jurisdiktion, Verwaltung und öffentliche Wohlfahrt. Jenes in Bezau war fortan für den Hinterbregenzerwald zuständig.
Die unterste Ebene der staatlichen Verwaltung bildete seit 1808 ein flächendeckendes Netz an Gemeinden. Weil bis dahin keine Dorfgemeinden bestanden, wurden solche – auf Grundlage kirchlicher Sprengel (Pfarren) – geschaffen.
Diese Strukturen bleiben auch nach der Rückkehr Vorarlbergs an Österreich 1814 bestehen.
vor ca. 2000 Jahren
Die Bregenzerwälder Kirchengeschichte führt in ihren frühesten Anfängen nahezu 1000 Jahre in die Vergangenheit und damit bis ins Hochmittelalter zurück.
Es überrascht nicht, dass die ersten greifbaren kirchlichen Strukturen sich dort entwickelten, wo man zuerst vom dichter erschlossenen unteren Rheintal über die beiden wichtigsten Eingänge – Lose und Lorena – in den Bregenzerwald kam. Alberschwende spielte in diesem Zusammenhang als Tor in das Tal eine Rolle, obwohl es sich unter vielerlei Rücksicht anders entwickelte als Egg, Schwarzenberg und Andelsbuch, die die Keimzelle der weiteren Entwicklung des Bregenzerwaldes bildeten.
Lange Zeit galt Egg, die seit jeher bevölkerungsreichste Gemeinde des Tales, die zudem traditionell zentral-örtliche Funktionen innehatte, unter kirchengeschichtlicher Rücksicht quasi als Spätzünder, während die benachbarten Gemeinden eine ungleich längere Geschichte für sich beanspruchten.
Alberschwende konnte mit Merbod, Andelsbuch mit Diedo und Schwarzenberg mit Ilga jeweils auf eine heilige Gründergestalt aus der Zeit bald nach der ersten Jahrtausend-wende verweisen, an der man den Anfang der eigenen Geschichte und gleichzeitig den frühesten Beginn des Christentums vor Ort festmachte. Egg dagegen musste ohne eine solche identitätsstiftende Figur auskommen.
Die drei „seligen Geschwister“ können nicht an den Beginn der Besiedlungsgeschichte des Tales gestellt werden, denn man weiß mittlerweile aus paläobotanischen Untersuchungen, dass der Bregenzerwald schon viele Jahrhunderte zuvor – man kommt momentan zurück bis in das zweite Jahr-hundert vor Christus – bewohnt war.
Ende 11. Jahrhundert
Der wichtigste institutionelle Akteur, der die Entstehung kirchlichen Lebens in der Region wie kein anderer geprägt und entwickelt hat, ist das Bregenzer Kloster Mehrerau. Seine früheste Geschichte als Benediktinerabtei führt uns vom Bodensee direkt in den Bregenzerwald.
Nach der Petershauser Chronik aus der ersten Hälfte des 12. Jh. – der frühesten Quelle, die uns zur Verfügung steht – war im ausgehenden 11. Jh. auf Bitten des Bregenzer Grafen Ulrich im Gebiet von Andelsbuch ein kleines Tochterkloster des Konstanzer Klosters Petershausen gegründet worden.
Die Gründung, die sich auf einen Einsiedler Diedo als Vorgänger berief, stand jedoch offenbar von Anfang an unter keinem guten Stern. Der Chronist schreibt, dass „das Kloster zu weit in den Wäldern lag“, weswegen die Brüder „die Verlegung des Klosters nach Bregenz“ beschlossen hätten, „wo sie leichter und bequemer ihren Bedarf decken konnten.“ Das waren allerdings vorgeschobene Gründe.
Dass sich das Kloster als kirchlicher Akteur nicht halten konnte, hatte weniger mit infrastrukturellen Widrigkeiten, sondern mit einer handfesten Konkurrenzsituation unmittelbar vor Ort zu tun. Der Bregenzerwald war nämlich ganz und gar kein Niemandsland, wie der Petershauser Chronist andeutet, der mit Blick auf Andelsbuch von einem „eremus vasta“ – einer wüsten Einöde – schreibt.
11./12. Jahrhundert
Gab es die „seligen Geschwister“ Diedo, Merbod und Ilga wirklich?
Zum Inventar der Bregenzerwälder Sakral- und Sagenlandschaft sowie des regionalen Geschichtswissens gehören Diedo, Merbod und Ilga. Als „Selige“ verehrt, wurden – und werden gelegentlich heute noch – Kinder nach ihnen getauft. Zudem bringt die Heimatkunde sie mit der Gründung der Ortschaften Andelsbuch, Alberschwende und Schwarzenberg in Zusammenhang.
Diedo sei als Einsiedler in Andelsbuch am 15. März 1180 gestorben, der Mehrerauer Benediktinermönch und Priester Merbod am 23. März 1120 in Alberschwende von Einheimischen erschlagen worden. Ilga habe bis zu ihrem Tod im Jahre 1115 als Eremitin in Schwarzenberg gelebt. Die drei seien Geschwister gewesen und hätten dem Geschlecht der Grafen von Bregenz angehört.
Merbods vorgebliches Grab in der Alberschwender St.-Wendelins-Kapelle bildete lange Zeit den Mittelpunkt eines auf ihn bezogenen Kults. „Reliquien“ Diedos wurden 2001 in der Andelsbucher Pfarrkirche wieder bestattet. Der seligen Ilga zugeschriebene Gebeine sind, in einen Schrein gefasst, in der Schwarzenberger Pfarrkirche zur Schau gestellt. Oberhalb des Ortes gibt es eine Ilga-Kapelle und eine bei Augenleiden aufgesuchte Ilga-Quelle.
Unterscheidet man aber zwischen den unmittelbaren Lebenszeugnissen und jener dicken Kruste, die sich, mehr oder weniger „harte“ Fakten, Sagenhaftes und Produkte der Volksfrömmigkeit vermengend sowie den Wunsch nach Traditionen befriedigend, im Lauf der Jahrhunderte über sie legte, bleibt wenig Substanz.
Aus diesem Blickwinkel verschwindet Ilga mangels verlässlicher Quellen vollständig. Diedos historische Existenz hängt davon ab, ob man die auf ihn bezogene Textstelle einer Chronik des Konstanzer Klosters Petershausen – die einzige zeitnahe – für bare Münze nehmen will. Von Merbod scheint wenigstens einigermaßen gesichert, dass es einen Priester dieses Namens gab, der Einfluss genug besaß, um den Grafen Rudolf von Bregenz zur Schenkung von Alberschwender Gütern an das Kloster Mehrerau zu veranlassen.
Was über die spärliche älteste Überlieferungsschicht hinausgeht, sind nach und nach entwickelte Konstrukte. Insbesondere ist keines der vorgeblichen Todesdaten gesichert. Ihre Festlegung diente aus religiös-kultischen Motiven der Historisierung überwiegend legendenhafter, durch Lebenszeugnisse nur sehr schwach bzw. – im Fall Ilgas – gar nicht greifbarer Gestalten.
Die Gründe liegen auf der Hand. Dem Kloster Mehrerau war selbstverständlich an der Kreation eines „Hausheiligen“ vom Schlag Merbods gelegen. Vor Ort ging es um die Deckung volksreligiöser Bedürfnisse, um die Förderung des Pilgerwesens – nicht zuletzt in Hinblick auf die daraus erwachsenden Einkünfte –, in weiterer Folge auch um gegenreformatorische Maßnahmen und um das Bestreben, durch die konsequente Pflege lokaler Kulte die Bindung der Gläubigen zu intensivieren.
Der regionalgeschichtlichen Forschung passten Diedo, Merbod und Ilga wiederum so gut in ihr Modell der hochmittelalterlichen Erschließung eines bis dahin unbesiedelten Gebiets, dass sie es nicht für nötig erachtete, den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen.
Zwar war die seit langem bewohnte Region über lange Zeit kaum von einer umfassenden herrschaftlichen Infrastruktur erschlossen worden. Sie war aber keineswegs herrenlos. Als Herr dieses von anderen Machthabern noch nicht erfolgreich für sich beanspruchten Landes galt formal das römisch-deutsche Reich bzw. der König. Dieser hatte die Region zu einem nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt offensichtlich aufgeteilt und an ihm ergebene Mächtige verliehen. Diese hatten damit das Recht, vor Ort herrschaftliche Strukturen zu etablieren und so das Tal für sich langfristig nutzbar zu machen. Sie konnten Grundherrschaften aufbauen, Eigenkirchen errichten, Abgaben einheben.
Man darf vermuten, dass das Tal auswärtigen Instanzen noch nicht detailliert bekannt war, deshalb wurde es nachvollziehbarerweise entlang der einzigen Landmarke geteilt, auf die man auch dann zurückgreifen konnte, wenn man über die genaueren topographischen und siedlungsgeographischen Gegebenheiten keine genaueren Informationen besaß: der Bregenzerach, die das ganze Tal durchfließt und bei Bregenz in den Bodensee mündet. Das Gebiet links der Ach und das Gebiet rechts der Ach wurden voneinander geteilt.
Relativ unkompliziert gestaltete sich die Situation offenbar im links-achischen Gebiet. Die einschlägigen Zeugnisse, die bis in die 1270er Jahre zurückreichen, zeigen, dass das Kloster St. Gallen hier über weite Teile des grundherrschaftlichen und über sämtliche kirchlichen Rechte verfügte. Diese Regelung geht möglicherweise bis vor die erste Jahrtausendwende zurück.
Dass gerade St. Gallen hier zum Zug kam, ist nicht überraschend, denn es war seit jeher ein sogenanntes Reichs-kloster und als solches ein wichtiger königlicher Verbündeter im Bodensee-raum im 11. Jh., nicht zuletzt auch in den teilweise massiven Konflikten zwischen dem Reich und dem Papst.
Zentraler Ort der Verwaltung der Rechte, die dem Kloster im Bregenzerwald übertragen worden waren, war Schwarzenberg. Dort wurde auch eine Kirche errichtet, die alle kirchlichen Rechte (nicht zuletzt die ab-gabenseitigen) im linksachischen Gebiet verwaltete und die den Ursprung der pfarrlichen Strukturen vor Ort bildete.
Das Einflussgebiet der Schwarzen-berger Kirche erstreckte sich weit in den hinteren Bregenzerwald hinein und umfasste neben Schwarzenberg selbst auch die heutigen Reuthener Ortschaften Hof und Baien links der Ach und den linksachischen Teil von Mellau, wo eine eigene Kirche seit dem 15. Jh. bezeugt ist, die in weiterer Folge zu einer eigenständigen Pfarrkirche wurde.
Im rechtsachischen Gebiet war die Situation anfangs offenbar ähnlich. Die Quellenlage ist hier allerdings äußerst unbefriedigend. Klar ist, dass die Reichsrechte – ganz analog zur Schwarzenberger Situation – von Egg aus kontrolliert worden sind; klar ist auch, dass in Egg eine Kirche als Koordinations- und Verwaltungs-zentrale für die Wahrnehmung der kirchlichen Rechte eingerichtet wurde.
Spätere Quellen aus dem 13. und 14. Jh. weisen die Egger Kirche als Reichskirche aus. Über die konkrete Verwaltung dieser Reichskirche in der frühesten Zeit wissen wir aber leider nichts.
Kompliziert wurde es erst, als ein neuer Akteur hier Fuß fassen wollte. Zum rechtsachischen Sprengel der Egger Kirche gehörte nämlich auch das Gebiet von Andelsbuch und genau hier wurde im ausgehenden 11. Jh. das Kloster gegründet, aus dem kurze Zeit später am Bodensee das Kloster Mehrerau wurde.
Dass es gerade Graf Ulrich von Bregenz war, der diese Gründung angeregt hat, überrascht nicht. Ulrich stand im Konflikt zwischen Reich und Papst, der während dieser Zeit oft mit Waffengewalt ausgefochten wurde, auf der Seite des Papstes.
Zur Zeit der Gründung des Klosters war die päpstliche Partei erfolgreicher, und Ulrich wollte die Gelegenheit nützen, um die Stellung des Reiches auch im Bregenzerwald zu schwächen: Er installierte mit Hilfe des Klosters Petershausen ein Kloster im königlich kontrollierten Bregenzerwald.
Dieser Plan scheiterte allerdings, und das Kloster zog sich schon einige Jahre später aus dem Bregenzerwald zurück – offenbar war die Präsenz der nahen Egger Reichskirche doch zu stark. In der Petershauser Chronik wurden dafür Versorgungsprobleme vorgeschoben.
Zwar konnte sich das an den Bodensee verlegte Kloster in Teilen von Andelsbuch als Grundherr halten, wie Urkunden von 1227 und 1231 bezeugen. Vom Kloster kontrollierte kirchliche Strukturen konnten aber nicht aufgebaut werden.
1250 – 1273
Das Scheitern des jungen Klosters Mehrerau war nur vorläufig.
Am Vorabend des sogenannten Interregnums – der Zeit ohne allgemein anerkanntes Reichs-oberhaupt, die vom Tod Friedrichs II. 1250 bis zur Wahl des Grafen Rudolf von Habsburg zum König im Jahr 1273 andauern sollte – war die königliche Macht im gesamten Südwesten des Reiches bereits tief erschüttert. Das wirkte sich nicht nur auf die große Politik aus, sondern brachte auch auf lokaler Ebene einschneidende Umwälzungen mit sich. Im Bregenzerwald bedeutete es nicht zuletzt, dass die Stellung der Reichskirche in Egg massiv geschwächt war.
Die Mehrerau witterte ihre Chance und besorgte sich im Jahr 1249 vom Papst eine Urkunde, in der man sich zahlreiche Rechte im Tal bestätigen ließ.
Viele Orte des Bregenzerwaldes verdanken dieser Urkunde ihre Erstnennung – weil es die Mehrerau aufgrund der für ihre Interessen günstigen politischen Umstände wagen konnte, urkundlich Anspruch auf sie anzumelden. Ob diese Ansprüche von der Realität in jedem Fall gedeckt waren, war relativ unwichtig. Wichtig war für die Mehrerau, sich Recht zu schaffen und zu hoffen, dass man mit einer päpstlichen Urkunde in der Hand auch in Zukunft unter möglicherweise veränderten politischen Rahmen-bedingungen damit durchkommen würde.
Einer der wichtigsten Rechtstitel in diesem Zusammenhang war zweifellos die Kirche in Andelsbuch. Von ihr aus wollte sich das Kloster nunmehr nachhaltig als Akteur beim Aufbau kirchlicher Strukturen im rechtsachischen Gebiet und damit im ursprünglich von Egg aus kontrollierten Sprengel etablieren. Mit dieser gewagten Strategie, die die politische Schwäche des Reichs auf lokaler Ebene skrupellos ausnutzte, war die Mehrerau erfolgreich. Auch König Rudolf I. änderte nach seiner bald allgemein anerkannten Wahl zum Reichsoberhaupt im Jahr 1273 nichts mehr an den nur wenige Jahre zuvor neu geschaffenen kirchenpolitischen Realitäten vor Ort. Er verpfändete ganz im Gegenteil 1290 schließlich sogar alle Reichsrechte im Bregenzerwald – und damit auch alle Rechte im kirchlichen Bereich – an die Grafen von Montfort, die Nachfolger der Grafen von Bregenz. Diese entzogen der Mehrerau, die ihr Hauskloster war, ihre mit höchstem politischem Geschick erworbenen Rechte selbstverständlich nicht mehr. Die Strategie der Mehrerau war aufgegangen.
Damit waren die entscheidenden Geleise für die weitere Entwicklung der kirchlichen Strukturen im Bregenzerwald grundgelegt.
1275
Im liber decimationis von 1275, in dem zum Zweck der Einhebung des Kreuzzugszehnts alle kirchlichen Pfründen im Konstanzer Bistum aufgeführt werden, werden im Bregenzerwald dementsprechend drei Kirchen genannt: Egg, Schwarzenberg, die als königliche bzw. reichsklösterliche Kirchen traditionellerweise den gesamten Bregenzerwald kontrolliert hatten – und nunmehr auch das mehrerauische Andelsbuch. Das Kloster Mehrerau hatte sich vor Ort nachhaltig festsetzen können – und ihm gehörte mit dem von ihm kontrollierten Andelsbuch unter kirchengeschichtlicher Rücksicht im Bregenzerwald auch die Zukunft.
Anderegge. Vicaria valet viginti libr. Constanc. preter plebanatum. Qui plebanatus cum vicaria simul conputatis valet in toto LII libr. Constanc. in redditibus. Quos denarios expedire debet Comes Fridericus de Monteforti Prepositus Curiensis. Idem Prepositus post sentenciam promulgatam dedit quinque libr. et quatuor sol. Constanc. den. et sic soluit totum hoc anno de ecclesia in Egge.
Wir erfahren, dass die Einkünfte der Pfarre Egg, wie damals üblich, zwischen einem nominellen Inhaber der Pfründe und einem Vikar, der die Stelle tatsächlich ausübte, geteilt wurden. Der Gesamtertrag der Pfründe belief sich auf beachtliche 52 Pfund Konstanzer Münze, dem Vikar standen davon 20 Pfund zu.
Besonders interessant ist aber, dass die hiervon fällige Gebühr an den Bischof von Konstanz von Graf Friedrich von Montfort, einem Churer Domprobst, erlegt werden musste. Es hat sich bei diesem Friedrich von Montfort nicht um den Konstanzer und Churer Domherrn und späteren Pfarrer von Bregenz gleichen Namens gehandelt, sondern um dessen Neffen, Friedrich II. von Montfort, der ebenfalls Domherr in Chur gewesen ist und 1282 Bischof von Chur werden sollte. Man darf ihn wohl in gewisser Weise als ersten namentlich bekannten Pfarrherrn von Egg ansehen …
1405-1782
Das Kloster Mehrerau hatte sich gegen die Reichskirche in Egg durchsetzen können und in nächster Nähe in Andelsbuch eine eigene, von Egg unabhängige Kirche errichten können. Es nützte diese Andelsbucher Kirche in weiterer Folge massiv dazu, ein immer dichteres Netz kirchlicher Strukturen bis in den hintersten Bregenzerwald zu knüpfen.
Die Quellen sind nicht ganz verlässlich, aber es war wohl in den 1280er Jahren, als eine ursprünglich von einem lokalen Machthaber errichtete Eigenkirche in Ellenbogen (heute: Reuthe) – wiederum unter Ausnutzung günstiger Umstände – in ein Abhängigkeits-verhältnis zur Mehrerauer Kirche in Andelsbuch überführt wurde. 1390 wurde in ähnlicher Weise eine bereits vorhandene Kapelle in Jaghausen (heute: Au) im hintersten Talkessel des Bregenzerwaldes mit Hilfe gräflicher Intervention zu einer Tochterkirche des nunmehr mehrerauischen Ellenbogen gemacht. Beide wurden im Laufe der Zeit zu eigenständigen Pfarrkirchen, die weiterhin von der Mehrerau kontrolliert wurden.
Auch in Schnepfau und Bizau wurden in weiterer Folge mehrerauische Pfarren installiert.
Die Mehrerau wurde zur schlechthin entscheidenden kirchlichen Instanz im linksachischen Gebiet. St. Gallen hatte seine Kirche am Schwarzenberg und die damit verbundene Kirche in Mellau, eine besondere Dynamik entwickelte das Kloster jedoch nicht, und schließlich entschied man sich im Jahr 1464 dazu, sämtlichen Besitz im Bregenzerwald zu verkaufen – und zwar an das Kloster Mehrerau.
Damit war der Triumph des Klosters Mehrerau im Bregenzerwald, das im 11. Jahrhundert zuerst so erfolglos in Andelsbuch gegründet worden war, praktisch perfekt. Die ehemalige Reichskirche in Egg verlor damit im Laufe des späten Mittelalters in wachsendem Maß ihre einst beherrschende Stellung im rechtsachischen Gebiet. Die geschickte Politik des Klosters Mehrerau und der Rückzug des Reichs im Zuge der 1290 erfolgten Verpfändung der Rechte an die Montforter, die ihrem Hauskloster gewogen waren, schränkten ihren Aktionsradius zu Gunsten der Mehrerauer Kirche in Andelsbuch stark ein.
Im hinteren Bregenzerwald war nur Bezau eine Tochterkirche von Egg; auch im vorderen Bregenzerwald ging der Einfluss zurück.
Große Teile von Hittisau und Riefensberg, Unterlangenegg, Bersbuch, Bezau und Schnepfau gehörten ursprünglich zur Egger Pfarre. Nachdem die Riefensberger eine eigene Pfarrpfründe stifteten, verblieb beim Egger Pfarrer die Kollatur – das Recht, den Pfarrer vorzuschlagen.
Die einst enorm hoch dotierte Egger Pfarrpfründe, die noch 1275 als Versorgungspfründe für Friedrich von Montfort, den späteren Bischof von Chur, gedient hatte, verlor im Laufe der Zeit immer mehr an Wert. 1405 verschenkte der Herzog von Österreich, der dem letzten Grafen von Montfort-Feldkirch alle Rechte im Hinteren Bregenzerwald abgekauft hatte, die Pfründe schließlich an das kurz zuvor gegründete Damenstift Valduna, das sie bis zu seiner Aufhebung im Jahr 1782 innehatte.
1525
Die gute materielle Ausstattung der Egger Kirche lockte Angehörige der regionalen Oberschicht. Pfarrherr Hans vom (oder zum) Stadel, der sich 1397 mit Hans Wilburger um die Fischereirechte im Bezauer Dorfbach stritt, gehörte ihr ebenso an wie der Feldkircher Patrizier Leopold Stöckli.
1436 und 1437 erwähnen die Investiturprotokolle der Diözese Konstanz Heinrich Bruchli als Pfarrherrn – aber nur deswegen, weil er dem Bischof seine Abwesenheit angezeigt hatte. Georg von Fröwis (bis 1492) ließ sich mehrfach auf Jahresfrist vertreten.
Die Pfarrgemeinden waren mit diesen Verhältnissen keineswegs zufrieden. Die Reformation und die politische Unruhe am Vorabend des großen Bauernkrieges von 1525 steigerten die Unzufriedenheit.
Vielerorts – auch im Bregenzerwald - wurde die Forderung nach der freien Wahl der Pfarrer durch die Gemeinden laut. Sie beruhte auf der Vorstellung, der christlichen Gemeinde komme eine Aufsichtspflicht über die Prediger und Pfarrer zu, die das „Gotteswort“ bisher unterdrückt hätten.
Ganz in dieser Tradition beschwerten sich die Egger ausdrücklich, dass ihre Pfarre durch viele Jahre „ubl versehen“ worden sei, „nemlich mit cortisonen (Höflingen) und ander schlecht briester, deshalb wir mercklich beschwärt sind, nemlich das die cortisonen die pesten frücht und einkomen der pfarr selbs ingenomen und den vicarien nit sovil lassen, das sy sich wol underhalten haben mögen. Daraus ist uns erfolgt, das kain geschickhter priester die vicarey angenomen, alain die, so ander ent nit gefürdert sind.“
Die Bauern solidarisierten sich mit den nicht selten unterprivilegierten Pfarrvikaren, die als treibende Kräfte der Reformation und des Bauernaufstandes fungierten.
1525 bringen erstmals in Europa Bauern, Bürger und Bergleute Menschenrechte in 12 Artikeln zu Papier. Heute gelten sie als die erste Menschenrechtserklärung der Welt.
Spätmittelalter
Die Quellenlage macht es unmöglich, das Bemühen der kirchlichen Akteure um eine Seelsorge im Geist des Evangeliums, die es zweifellos gegeben hat, nachzuvollziehen. Was wir wissen, ist, dass die auf die Sicherung der kirchlichen Abgaben fokussierte Pastoral- und Personalpolitik den religiösen Bedürfnissen der Menschen am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit nicht selten nur wenig gerecht wurde.
Beispiele:
1. Mit „cortisonen“ und den schlechten Priestern war wohl Dr. Christoph Metzler (1521 Pfarrherr) gemeint. Die Egger bekamen ihn vermutlich kaum jemals zu Gesicht. Metzler stammte aus dem Feldkircher Patriziat, sein Vater war dreizehnmal Stadtammann. Die Familie stieg mit dem Prädikat „von Andelberg“ in den Adelsstand auf. Er war 1519 Generalvikar in Chur, 1538 Konstanzer Domherr und später Offizial und Generalvikar. Als Bischof führte er 1548 die Gegenreformation ein. Historiker rühmen „seine bewundernswürdige Freundlichkeit und das ergreifende Beispiel seines unbescholtenen Wandels“. Der hochgebildete Dr. Christoph Metzler verkörpert außer Zweifel jenen Typus des Geistlichen, den viele Zeitgenossen wenig schätzten: den karriereorientierten Pfründenjäger, der eine Pfarrstelle nur der Einkünfte wegen besaß.
2. Reformatorisches Gedankengut lässt sich in Egg nur in einem Einzelfall nachweisen. Kaplan Paul Kleber predigte 1539 in Dornbirn, dass in der Hostie „der war Leichnam Cristi nit seye, sondern allain Gottes Gnad“.
3. 1558 urteilte das Maiengericht an der Egg in einer Erbschaftsangelegenheit: Gertrud Beuchelmann, die Magd des verstorbenen Pfarrers Johann Winzürn, die gemeinsamen Kinder und zwei Schwiegersöhne hatten die Pfarrgemeinde auf Herausgabe ausständiger Einnahmen geklagt und zugesprochen erhalten. Das Priesterkonkubinat war nach wie vor eine Selbstverständlichkeit.
4. Eine Veränderung wird deutlich: die Pfarrer sind nunmehr am Ort und üben die Seelsorge persönlich aus.
heute
Grundaufträge der Kirche
Die Römisch-katholische Kirche sieht sich dem christlichen Grundauftrag verpflichtet, alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, zu den Grundvollzügen der Kirche einzuladen.
Dazu zählen
die gemeinsamen gottesdienstlichen Feiern in der Liturgie,
der Dienst am Mitmenschen im sozialen Engagement,
die Weitergabe der Reich-Gottes-Botschaft an die Menschen durch Verkündigung,
die gelebte Gemeinschaft.
morgen
Wer?
Was?
Warum?
Wie?
Weshalb?
Womit?
Wofür?
Für wen?
Für was?
Werte?
Sinn?
Gott?
Glaube?
Hoffnung?
Liebe?
Religion?
Kirche?