Von Ingmar Jochum
Die Katholische Kirche des Fürstentums Liechtenstein befindet sich im Umbruch. Papst Franziskus hat bereits im vergangenen Sommer den altersbedingten Rücktritt des Erzbischofs von Vaduz, Wolfgang Haas, angenommen. Er ist seit 50 Jahren Priester und war 35 Jahre im bischöflichen Dienst (davon gut ein Vierteljahrhundert als Erzbischof von Vaduz). Haas möchte nach seiner Emeritierung seinen Lebensabend „vorwiegend in eher klösterlicher Zurückgezogenheit verbringen“. Auch auf eine ihm angebotene Abschiedsfeier wolle er bewusst verzichten, teilte der 75-Jährige in Form eines offenen Briefes auf der Homepage der Erzdiözese Vaduz mit. Er wählte diese Form der Kommunikation, da er schon seit Jahren weder Interviews gab bzw. an keinerlei Medienveranstaltungen teilnahm.
Da es derzeit noch keinen Nachfolger gibt, musste eine Brückenlösung gefunden werden. Benno Elbs wird zusätzlich zu seinen Aufgaben als Bischof von Feldkirch den Dienst des Apostolischen Administrators übernehmen und entspricht damit dem Wunsch des Papstes.
Rom machte in den vergangenen Wochen ein großes Geheimnis rund um die Nachfolge von Wolfgang Haas. Im Rahmen eines Pressegesprächs stellte dann der Apostolische Nuntius für die Schweiz und Liechtenstein, Erzbischof Martin Krebs, letzte Woche die weiteren Pläne für das Erzbistum Vaduz vor. Zur großen Überraschung der Medienvertreter:innen sowie den anwesenden Kirchenmännern wurde nun also Benno Elbs als Übergangsleiter bis zur Ernennung eines Nachfolgers vorgestellt.
Zu Beginn der Pressekonferenz trug der Papst-Botschafter das Dekret des vatikanischen Dikasteriums über die Ernennung von Elbs zum Apostolischen Administrator „sede vacante et ad nutum Sanctae Sedis“ (bei vakantem Bischofssitz und bis auf Widerruf durch den Heiligen Stuhl) vor. Ab sofort bis zum Tag der kanonischen Besitzergreifung des noch zu ernennenden Erzbischofs werden dem Bischof von Feldkirch „die Rechte, Fakultäten und Ämter, die entsprechend den Normen des Rechts den Diözesanbischöfen zustehen“ übertragen, heißt es darin. Benno Elbs sei die „beste der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten“, ergänzte Krebs, der im Anschluss das Wort an den Bischof von Feldkirch übergab.
Dieser wies auf die geografische Nähe zum Fürstentum hin. Das mache die Zusammenarbeit und die Kommunikation leichter. Er wolle „ein guter Hirte sein für die Menschen, die in Liechtenstein leben“ und „Brücken bauen“, so Elbs. Ihm war weiters besonders wichtig zu betonen, dass er offen für Gespräche und den Dialog sei sowie auf einen wertschätzenden Umgang miteinander großen Wert lege. Bei verhärteten Diskussionen gelte es „Versöhnungsprozesse in Gang zu setzen“.
„Zweitens geht es darum, miteinander auf Christus zu sehen und auf ihn zu hören“, so der neuernannte Apostolische Administrator. Er hoffe auf eine „gute Weggemeinschaft“. Zudem kündigte er an, demnächst mit den rund 60 Priestern in Liechtenstein das Gespräch zu suchen, um einen gemeinschaftlichen Weg für die Zukunft zu suchen.
Für die Ernennung eines neuen Erzbischofs von Vaduz gibt es laut dem Papst-Botschafter Martin Krebs bisher noch keinen konkreten Zeitplan. Vorbereitende Befragungen von Bischöfen, Priestern und Laien für die Auswahl des Kandidaten wolle er demnächst starten, wobei er auf die Mitarbeit vieler und kompetenter Menschen in seinem Umfeld zählen könne. Auf einen Zeitrahmen wollte sich der Nuntius nicht festlegen. Wie lange der Prozess dauern wird, könne man derzeit einfach noch nicht sagen. Ein halbes Jahr werde es aber wohl sicher dauern, meinte der Vatikandiplomat abschließend.
Ein Apostolischer Administrator leitet eine Diözese so lange, bis ein neuer Bischof bestimmt ist, dieser geweiht und offiziell in sein Amt eingeführt worden ist. Er kann vom jeweiligen Domkapitel oder dem Konsultorenkollegium gewählt oder vom Papst bestellt werden. Laut Kirchenrecht ist ein Administrator „an die Pflichten gebunden und besitzt die Gewalt eines Diözesanbischofs“, darf aber nichts verändern, was den künftigen Bischof in seinen Rechten beeinträchtigen würde. Administratoren können zudem jederzeit von ihren Aufgaben auch wieder abberufen werden. Quelle: Kathpress
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