Im Vorzeichen der Montafoner Kuratienkirche Innerberg wurde kürzlich bei einem Erinnerungsspaziergang eine Gedenktafel für Josef Plangger enthüllt. Wer war der mutige Priester, der sich der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten widersetzt hat?

Josef Plangger wurde 1902 in Vandans geboren und war nach seinem Theologiestudium Professor am Bischöflichen Gymnasium Paulinum in Schwaz. Wie viele andere konfessionelle Schulen wurde auch das Paulinum nach dem Anschluss im Jahr 1938 von den Nationalsozialisten geschlossen. Plangger kehrte daraufhin ins Montafon zurück und trat seine Stelle als Kurat in Innerberg an. Dort kam er mit den NS-Behörden in Konflikt.

Streit um Gottesdienstzeiten

„Aus heutiger Sicht scheint es zwar keine große Sache zu sein, aber die Nationalsozialisten haben stark in die Gottesdienstzeiten eingegriffen“, erklärt Michael Kasper, Direktor der Montafoner Museen. Nach einer NS-Vorschrift mussten damals alle Gottesdienste bis 8:00 Uhr in der Früh beendet sein, damit die Leute ihrer Arbeit nachgehen konnten. Zudem wurden Prozessionen wie an Christi Himmelfahrt und Fronleichnam stark eingeschränkt. Kasper: „Plangger hatte sich jedoch darüber hinweggesetzt und der Gestapo klargemacht: ‚Das ist eine innerkirchliche Sache, ihr habt euch da nicht einzumischen‘." Für die Nazis war dieses Verhalten ein Affront und somit wurde Plangger verhaftet.

Deportation ins KZ

Nach einem mehrwöchigen Gefängnisaufenthalt erhielt Plangger „Gauverbot“ und durfte seine Heimat nicht mehr betreten. Der Priester wurde schließlich nach Osttirol versetzt. Auch dort hielt er nicht still und legte sich bald mit der Hitlerjugend an. Der Grund: Das Sonntagsprogramm der HJ fand zur selben Zeit wie die Gottesdienste statt. Eine erneute Anzeige war die Folge und da Plangger bereits durch seine „Vergehen“ in Vorarlberg vorbelastet war, wurde er erneut verhaftet und anschließend in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Nach langer Schwerstarbeit im Steinbruch brachte man Plangger schließlich ins KZ Dachau. Erst 1945 wurde er – stark beeinträchtigt aufgrund einer erlittenen Fußverletzung – aus der Haft entlassen.

Nach dem Krieg kehrte Plangger wieder ins Paulinum zurück. Die Schulferien verbrachte er zwar öfters bei seinen Eltern im Frühmesshaus in Bartholomäberg, er war jedoch niemals mehr im Montafon als Priester tätig. 1973 ist Josef Plangger gestorben, sein Grab liegt in Vandans. 
Anders als beim bekannten und seliggesprochenen Göfner Priester Carl Lampert existieren aus der Zeit von Planggers Verfolgung keine Schriftstücke. Bemerkenswert ist allerdings eine Postkarte aus dem Jahr 1951, die ein anderer Priester an Josef Plangger anlässlich des Josefitags geschickt hatte. Die Grußbotschaft beginnt mit den Worten: „Mein lieber Leidensgenosse in Dachau ...“ (siehe Bildergalerie)

Exemplarisches Schicksal

Heute weiß man, dass die meisten (Montafoner) Priester zahlreichen Schikanen ausgesetzt waren und die Geschichte von Josef Plangger exemplarisch für das Schicksal der verfolgten Kleriker steht. Schulgebete, Prozessionen, religiöse Bräuche und Vereinigungen wurden verboten. Vor allem aber widersprach die NS-Ideologie einem christlich ausgerichteten Menschenbild.
„Viele wurden kurzzeitig inhaftiert, als sie gegen die Gottesdienstordnung verstoßen haben oder sich in Predigten zu weit aus dem Fenster gelehnt hatten“, erzählt Kasper, der die Montafoner Aktion „15 Orte – 15 Geschichten“ mitinitiiert hat. Dabei solle man sich stets vor Augen führen, dass „es damals gar nicht so weit gekommen wäre, wenn nicht jemand aus dem Ort das ‚Vergehen‘ denunziert hätte. Es war ja selten ein Gestapo-Mitglied bei der Predigt in der Kirche anwesend.“

„15 Orte – 15 Geschichten“. Ein Montafoner Gedenkprojekt zum Schwerpunkt Verfolgung und Widerstand in der NS-Zeit – u. a. mit den Schicksalen von Priester Josef Plangger in Innerberg und Schwester Tolentina in Bartholomäberg. Mehr auf www.stand-montafon.at/erinnerungsorte