Man kann es kaum glauben, selbst wenn man die Fotos gesehen hat. Über zwei Millionen weiß gekleidete Menschen befinden sich derzeit auf "der" Pilgerfahrt für jeden gläubigen Muslim: Der Haddsch. Er findet jährlich vom achten bis zum zwölften Tag des Monats Dhu l-Hadsch statt und führt unter anderem sieben Mal um den "Kabba".

Der Hadsch (Haj/Hadj/Hajj) nach Mekka gehört mit den täglichen Gebeten, der Gabe von Almosen, dem Glaubensbekenntnis sowie dem Fasten im Monat Ramadan zu den fünf Säulen des Islam. Die mehrtägige Wallfahrt zum Geburtsort des Propheten Mohammed ist eine der religiösen Pflichten, die jeder Muslim einmal in seinem Leben erfüllen sollte - vorausgesetzt er oder sie ist gesundheitlich und finanziell dazu in der Lage.

Gäste Gottes

Damit die Unterschiede zwischen Arm und Reich nicht mehr erkennbar sind und um zu zeigen, dass vor Gott alle Menschen gleich sind, tagen die Pilger ein spezielles, schlicht gehaltenes, meist weißes Gewand. Während des Hadschs findet zudem ein Ritual des Haareschneidens statt. Dem islamischen Glauben zufolge kehren die Pilger vom Hadsch „rein wie Ungeborene“ zurück. Im Koran werden die Teilnehmer als „Gäste Gottes“ bezeichnet. Jährlich kommen bis zu drei Millionen Pilger in die Umgebung der Stadt, die nur von Muslimen betreten werden darf.

25 Kilometer lang

Alle Pilger besuchen die Große Moschee, in deren Mitte sich die Kaaba befindet, ein riesiger, mit einem schwarzen Vorhang (Kiswa) umhüllter Kubus, in dessen Seite der „schwarze Stein“, ein Meteorit, eingemauert ist. Laut dem Koran wurde die Kaaba von Abraham (Ibrahim) und seinem Sohn Ishmail (Ismael) errichtet. Die Kaaba wird siebenmal umwandert. Diese Umrundung heißt Tawaf. Dann ziehen die Gläubigen zum etwa 25 Kilometer entfernten Berg Arafat, wo sie Stunden im Gebet und mit der Bitte um Vergebung verbringen - ein emotionaler Höhepunkt der Wallfahrt. Anschließend begeben sie sich an den Ort Musdalifa, wo sie Steine für die „Steinigung des Teufels“ am folgenden Tag sammeln.

Mit Kieselsteinen gegen den Teufel und Fleisch für Bedürftige

Anschließend übernachten die Pilger in der Zeltstadt in Mina, wo sie am zehnten Dhu l-Hidscha sieben Kieselsteine werfen, um damit symbolisch den Teufel zu steinigen. Das Steinigungsritual wird an den darauffolgenden Tagen wiederholt. Am zehnten Dhu l-Hidscha werden auch Tausende Schafe und Ziegen geschlachtet, um an das Opfer Abrahams zu erinnern. Dieses Fest wird von den Muslimen weltweit als Id al-Adha (Opferfest) begangen. Heute wird die Schlachtung zum Großteil nicht mehr von den Pilgern selbst vorgenommen, sondern von örtlichen Schlachthöfen in deren Namen durchgeführt. Ein Großteil des Fleisches wird an Bedürftige weitergegeben. Zurück in Mekka, wird der Hadsch mit einem erneuten Umkreisen der Kaaba beendet. (red/religion.orf.at)