Dass in der Frastanzer Erntekrone viel Arbeit steckt, sieht man ihr an - auch wenn man kein/e Botaniker/in ist. An Erntedank hat sie ihren großen Auftritt und wird vom Trachtenverein in die Kirche getragen, wo man sie rund eine Woche bestaunen kann. Wie viele Schritte, Arbeit und Details wirklich in der Erntekrone stecken, erklärt Gemeindegärtnerin Agathe Egger.
Im Werkraum des Frastanzer Bauhofs herrscht an diesem Samstag reger Betrieb. Während der Obst- und Gartenbauverein (OGV) „nebenan“ zum Kraut einhobeln geladen hat, wird im Werkraum fleißig an der Krone gearbeitet. Vor der Türe stapeln sich Kübel mit Blumen und Sträucher sowie Kisten mit Äpfeln und Kartoffeln. „Alles Spenden“, freut sich Agathe Egger und fängt an die diversen Pflanzen aufzuzählen: Fette Henne, Hortensien, Dahlien, Zinnien und Rosmarin - für die gelernte Floristin und Gärtnerin ist das ein Leichtes.
Schicht um Schicht
Noch steht das Metallgestell in Form einer Krone ziemlich nackt da, nur das Kreuz und der untere Bereich wurden am Vortag bereits mit Hortensien und Heu ausgestattet. Es sei wichtig, das Eisen mit Heu zu ummanteln, damit nichts verrutscht, zu buschig oder zu dünn wird, erklärt Egger die ersten Arbeitsschritte. Dann werden die vier Bögen mit nassen Steckschwämmen bestückt und mit Draht fixiert. „Das muss 100% halten“, betont sie, sonst ist sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht „tragbar“. Dann wird gesteckt. Kronen könne man entweder binden oder stecken - die Frastner Krone ist eine Mischung aus beidem. Vorgaben gebe es zwar keine, wichtig ist Egger aber, dass heimische Materialien zum Einsatz kommen - und deshalb findet man in der Erntekrone nicht nur die bereits erwähnten Pflanzen, sondern auch Mais, Kartoffeln, Äpfel und Karotten. „Wir sind da sehr flexibel“, grinst die Gärtnerin, „normalerweise nimmt man das, was man erntet“. Und sie erhalte jedes Jahr die Einladung in den heimischen Gärten selber zu schneiden, was sie brauche.
Immer Action
Immer wieder schauen Männer, Frauen und Kinder vorbei um staunend zu sehen, wie weit die Krone schon ist, ob vielleicht Hilfe gebraucht wird oder um Agathe etwas zu fragen. Dazwischen klingelt pausenlos das Telefon. „Immer Action“ lacht Agathe und erklärt kleinen und großen Helfer/innen dazwischen ruhig, wie man die Physalis am besten auffädelt oder worauf es beim Kartoffeln und Äpfel aufspießen ankommt. Manche von ihnen - wie die Pensionistin Juliane - sind schon seit vielen Jahren dabei, andere lernen das Handwerk jetzt tatsächlich „von Kindesbeinen“ an.
Die Frau für alles
Auf die Frage, wie sie zu diesem Job gekommen ist, lacht sie. Seit 2006 sei sie als Gemeindegärtnerin in Frastanz tätig. Als ihr Chef sie gefragt habe, ob sie bei einer Sitzung des OGVs dabei sein möchte, habe sie natürlich teilgenommen. „Und plötzlich war es selbstverständlich, dass ich dabei bin. Aber des passt“, grinst sie. Anlässlich des 100jährigen Vereinsjubiläum übernahm dann der OGV die Krone von den Bäuerinnen - und seither koordiniert Agathe Egger zu Erntedank nicht nur die Erntekrone, sondern auch die Dekoration in und vor der Kirche. Damals entstand übrigens auch das metallene Kronengestell, das vom (leider bereits verstorbenen) Landwirten Hubert Tschabrunn gefertigt wurde und jedes Jahr zum Einsatz kommt.
Danke!
„Einmal im Jahr bewusst danke sagen, muss drin sein. Auch und vor allem in einer Zeit, die so schnelllebig ist“, erklärt die Gärtnerin, warum sie ihren Job gerne macht. „Und es ist etwas megatolles zu sehen, wie mit Fleiß aus einem kleinen Korn eine riesige Frucht wächst“, zeigt sie sich beeindruckt. Dass auch die Kleinsten in die Gestaltung der Krone mit einbezogen werden, ist für sie selbstverständlich: „Wenn man es nicht vorlebt, können sie es auch nicht wissen. Das ist nicht selbstverständlich, dass man aus dem Vollen schöpfen kann“, betont sie.
Ein Blick in die Geschichte
In der römisch-katholischen Kirche ist ein Erntedankfest übrigens erstmal im 3. Jahrhundert belegt. Das Fest, wie man es heute kennt, geht auf einen weltlichen Brauch des bäuerlichen Arbeitslebens zurück, den die Kirche im 18. Jahrhundert aufgegriffen hat. Damals war es Brauch, dass das Gesinde und die Erntearbeiter/innen den Bauern nach Abschluss der Erntearbeiten einen Kranz aus geflochtenem Getreide übergaben und als Dank ein Festessen erhielten.
In Frastanz wird die Erntekrone an Erntedank traditionell von Mitgliedern des Trachtenvereins in die Kirche bis zum Altar getragen, wo sie rund eine Woche bestaunt werden kann. Mit rund 40 Kilogramm und zahlreichen Treppen kein leichtes Unterfangen. Ein Blütenteppich vor und zahlreiche Dekorationen in der Kirche runden das Bild dann ab - und sind natürlich ebenfalls das Werk von Agathe und ihren Helfer/innen.
Agathe kann das
Als der Gottesdienst am Sonntag schon lange vorbei ist, kann man immer wieder Menschen Dekoration und Erntekrone bestaunen sehen. „Agathe kann das einfach“, hört man überall wertschätzendes Lob und Anerkennung für die Gärtnerin und ihre Helfer/innen.