Und, werte Damen, wie fühlt sich das an? Seit Montag (27.9.) und bis zum Jahresende arbeiten Sie gratis – zumindest im Vergleich zu Ihren männlichen Kollegen. Um 26,2 niedriger fallen die Gehälter von Frauen im Ländle aus – das ist bundesweiter Rekord.

Und völlig inakzeptabel, wie Iris Seewald, Landesfrauenvorsitzende der Gewerkschaftsfrauen in Vorarlberg, meint. „Es ist eine unerträgliche Ungerechtigkeit, dass wir im Jahr 2021 immer noch so weit von echter Gleichstellung von Männern und Frauen am Arbeitsmarkt entfernt sind", so Seewald. Für sie braucht es daher dringend ein Maßnahmenbündel, um die Einkommensschere nachhaltig zu schließen. Dazu gehören etwa ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem 1. Geburtstag des Kindes und bessere Bezahlung vor allem in frauendominierten Berufen.

Vorarlbergs „Spitzenposition“ ist nicht neu. Selbst in Oberösterreich, dem Bundesland mit dem zweithöchsten Einkommensunterschied, beträgt dieser „nur“ 22,9 Prozent. Wien schneidet mit 12,5 Prozent im Österreich-Vergleich am besten ab. der bundesweite Durschnitt liegt bei 18,5 Prozent, und der Equal Pay Day ist erst am 25. Oktober.
Ernüchternde Zahlen für Seewald: „Wir reden hier von einer Statistik, die ausschließlich ganzjährig Vollzeitbeschäftigte miteinander vergleicht. Die Teilzeitbeschäftigung von Frauen kann hier also keineswegs als Erklärung herangezogen werden“, macht Iris Seewald klar.

Ein Fehlen mit Folgen

Die niedrigen Fraueneinkommen haben auch Auswirkungen auf andere Lebensbereiche. Wer weniger verdiene, bekomme im Falle von Arbeitslosigkeit auch weniger Unterstützung. Besonders problematisch wirke sich die Ungleichbehandlung jedoch bei der Pensionshöhe aus, so Seewald: „Der Unterschied zwischen der mittleren Bruttopension von Frauen und Männern betrug 2020 unglaubliche 42 Prozent.“

Das wiederum erhöhe das Risiko von Altersarmut. Eine gerechte Einkommensverteilung sei also nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch eine Schutzmaßnahme gegen Altersarmut und ein wesentlicher Schritt zur Selbstbestimmung von Frauen, so die Gewerkschafterin.

Die Gründe für die Einkommensunterschiede seien vielschichtig, daher brauche es auch ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Die ÖGB-Frauen setzen sich für einen kollektivvertraglichen Mindestlohn von 1.700 Euro ein, der vor allem in frauendominierten Berufen große Dringlichkeit besitzt.

Was helfen würde

Außerdem brauche es rasch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, so Iris Seewald: „Das Schließen der Einkommensschere hängt auch wesentlich von der Option der Berufstätigkeit beider Elternteile ab. Dafür braucht es endlich einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz ab dem 1. Geburtstag des Kindes und Öffnungszeiten, die mit den Arbeitsrealitäten im Einklang stehen.“

Nicht zuletzt fordern die Gewerkschafterinnen eine Arbeitszeitverkürzung und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle wie die im Sommer präsentierte Familienarbeitszeit, ein Modell, das Anreize für die gerechtere Verteilung von Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen setzt.

Quelle: vorarlberg.orf.at / red