Datteln und Wasser – damit brechen Muslime seit Samstag am Abend das Fasten. 28 Tage lang sind für viele der geschätzt 1,57 Milliarden Muslime auf der ganzen Welt bis Sonnenuntergang Nahrung, Flüssigkeit und andere weltliche Genüsse tabu. Allmählich setzen sich aber auch andere Fastentraditionen durch.

Für Besinnung und Frieden

Zusammen mit dem Glaubensbekenntnis (Schahada), den fünf täglichen Gebeten (Salat), der Armensteuer (Zakat) und der Wallfahrt nach Mekka (Hadsch) bildet das Fasten im Ramadan die fünf Säulen der muslimischen Glaubenspraxis. Er gilt als Monat der Besinnung, des Friedens und der Versöhnung, in dem Streit und „übles Reden“ vermieden werden sollen, schließlich handelt es sich um jene Zeit, in der Prophet Mohammed um 610 n. Chr. erstmals eine Offenbarung des Koran empfing – als Leitfaden für menschliches Leben.

Erst wenn am Abend „ein weißer Zwirn nicht mehr von einem schwarzen zu unterscheiden ist“, darf wieder gegessen werden – meist üppig und in großer Runde, umrahmt von Gebeten.

Fasten – aber richtig

Diese Üppigkeit ist ein Punkt, der von modernen muslimischen Theologen infrage gestellt wird, etwa von der Menschenrechtsanwältin und Imamin Seyran Ates. Sie glaubt, dass zu viel Druck auf dem Fastengebot liege und dass das Fasten – wie alles andere auch – wenig Sinn habe, wenn man nicht begreife, wofür man es tue: Für Gott, „aus vollem, reinen Herzen“ und nicht, um sich „anderen Gläubigen als fromm anzubiedern“, erklärte sie vergangenen Montag in den „Gedanken für den Tag“ auf Ö1.

Ausgenommen vom Fastengebot sind generell Kinder bis zum Teenageralter, Schwangere, Stillende, Alte, Kranke und Menschen auf Reisen. Sie können das Fasten entweder später nachholen oder ihre Demut anders ausdrücken – zum Beispiel, indem sie für Bedürftige spenden oder sich engagieren.

Empathie statt Egomanie

Bereits zum siebten Mal ruft die Aktion „Fasten – Teilen – Helfen“ der Muslimischen Jugend Österreich (MJÖ) junge Gläubige dazu auf, sich während des Fastenmonats in verschiedene Sozialprojekte einzubringen – mit Besuchen im Seniorenheim, Spenden-Sammeln für die Tafeln, Gartenarbeit oder gemeinsamen Koch-Events. Heuer liegt ein besonderer Fokus auf Bewusstseinsbildung in den Bereichen Obdachlosigkeit, Armut und Nachhaltigkeit: „Ramadan ist eine Zeit, in der Empathie und Hilfsbereitschaft ganz bewusst in den Fokus rückt“, erklärt MJÖ-Vorsitzende Canan Yasar – und lenkt das Augenmerk wie Ates auf die Ursprünge der Fastentradition.

Quelle: religion.orf.at / Ö1 / red

Foto: sayyed shahab-o- din vajedi, An Iranian iftar meal, CC BY 4.0