Die allgemeine Stimmung im Land ist nach den Wahlen in zwei Lager gespalten. Zum einen Bolsonaro-Anhänger:innen, die das Wahlergebnis nicht akzeptieren, und zum anderen eine große Erleichterung und Hoffnung der Lula-Sympathisant:innen.

Der allgemeine Schaden der letzten vier Jahre ist aber noch nicht erfasst und es ist schwer einzuschätzen, wie groß der Handlungsspielraum der neuen Regierung sein wird. Aus Erfahrung wissen wir aber, dass viele der Konflikte auf dem Land aufgrund der ständigen  Expansion des Agrobusiness, der Bergbauindustrie und der damit verbundenen Infrastrukturprojekte (Windparks, Flussumleitungen, Eisenbahnlinien, Häfen etc.) – zum Teil finanziert und subventioniert vom Staat – auch während der letzten PT-Regierungen entstanden sind. Denn auch zu diesen vergangenen Zeiten stand der wirtschaftliche Fortschritt im Vordergrund und steht/stand vielfach direkt in Verbindung mit Vertreibungen, Ermordungen und Menschenrechtsverletzungen. In unzähligen Fällen bedroht diese Welle der Expansion direkt den Lebensraum der lokal ansässigen Bevölkerung in ganz Bahia und Brasilien. Die seit Generationen auf dem Land ansässigen Kleinbäuerinnen und -bauern trifft es dabei sehr hart. Sie zählen vielfach zu den Opfern des “Fortschritts”. Durch Landraub, Abholzung und Versiegelung ihrer Lebensräume verlieren sie ihre Existenzgrundlage.

Diese Situation kann sich nur verbessern, wenn es der neuen Regierung gelingt diese Bevölkerungsgruppen einzubinden, ihnen de facto ein Mitspracherecht zu garantieren und ihre Autonomie sowie Entscheidungskraft zu stärken. Unser Ziel dabei ist es, die Rechte der ansässigen Bevölkerung und Umwelt zu respektieren und abzusichern, die Menschenrechtsverletzungen zur Anzeige zu bringen, Öffentlichkeits- und Sensibilisierungsarbeit zu verrichten sowie ihrer Stimme Gehör zu verschaffen.

Thomas Bauer für die Landespastoralkommission CPT in Brasilien, Bahia.

Bruder und Schwester in Not unterstützt in langjähriger Partnerschaft Thomas Bauer in der CPT. Hier zu den Projekten.

 

Die aktuellsten Tätigkeiten von Thomas Bauer vor Ort:

  • Veröffentlichung der jährlichen Konfliktbroschüre der Landpastoralkommission;
  • Dokumentation aktueller Konflikte der Kleinfischer:innen für das Archiv sowie die Konfliktbroschüre 2023 der Fischerpastorale;
  • Weiterbildung für Vertreter:innen der betroffenen Zivilgesellschaft von Infrastrukturprojekten von „Erneuerbarer Energie“. Sie wissen über ihre Rechte Bescheid und sind besser vernetzt.
  • Ausarbeitung und Publikation des Dossiers über die Auswirkungen und Menschenrechtsverletzungen anhand der Expansion von Projekten der Erneuerbaren Energie in Bahia, sowie der Homepage https://www.dossienergiasrenovaveis.com.br;
  • Bereitstellung von Bild- und Filmmaterial für verschiedene Publikationen und Bildungsmaterial.
  • Dokumentation in Bild und Film verschiedener begleiteter Konflikte: Bewässerungsprojekt Baixio de Irecê, Windparkprojekt Canudos, Agrarrexpansion am mittleren Flusslauf des São Francisco und Correntina, Bevölkerung der Brejos (einzigartiges Ökosystem in Bahia).
  • Prozessbegleitung und Artikulation der CPT-Teams und Mitarbeiter:innen der Regionalstelle Bahia (Windenergie, Bergbau, Kommunikation, Weiterbildung).
  • Organisation und Planung von internen Bildungsveranstaltungen sowie Planung, Monitoring und Evaluierung der auf Bundesebene geplanten Aktivitäten des Jahres 2022/23.
  • Koordination, Organisation und Umsetzung gemeinsam mit Partnerorganisationen (AATR, CPT, IRPAA, BOKU, reFuel, 10envolvimento, GeograFAR) der acht Einheiten der Fortbildung “Energias Renováveis na Bahia: Caminhos e Descaminhos”.