Kosmos-Diskurs: Wohltätigkeit ist sinnvoll - aber nicht politikfrei. Es berichtet Dr. Walter Buder.

Im Kosmos - Diskurs „Wie wohl tut Wohltätigkeit“  zum Stück „Benefiz“ wurde die Bedeutung von politischen Zugängen und Strukturen im Zusammenhang der internationalen Entwicklungsarbeit thematisiert, analysiert und problematisiert.

Die Herren auf dem (frauenlosen) Podium - unter der sachlich-stringenten Moderation von Michael Schelling und Kurt Greußing-  vertieften das in Ingrid Lausunds Stück angespielte Thema: Wohltätigkeit bedarf (auch) eines politischen Bewusstseins, weil sonst ein Stück Wirklichkeit unterschlagen wird.

Hilft die Hilfe?
Zahlreiche engagierte Menschen in Gestalt von Vertretern des Landes Vorarlberg (Gerhard Hagen), der Caritas (Mag. Martin Hagleitner-Huber), des Klimabündnisses (Heinz Allgäuer-Hackl), privater Projekte (Matthias Herold von Omicron) und der Eine-Welt-Gruppe Schlins (Ing. Franz Rauch) standen für das lokale Bemühen um eine menschlichere, gerechtere und friedlichere, globalisierte Welt auf dem Wege der Entwicklung. Und hinter jedem Projekt standen die Spender/innen, deren finanzielle Mittel so gefragt wie notwendig sind und sein werden.

Globalisierungsfolgen.
Die genannten Personen liehen sozusagen einer Reihe von problematischen Globalisierungsfolgen ihre Stimme und sprachen in ihrem Dialekt zu einem sachkundig-informierten Publikum. Gute und schlechte Erfahrungen, Hindernisse - überbrückte und unüberbrückbar scheinende - machten den Sinn des Gespräches deutlich. Das Modell einer „Wirkungsanalyse“ - präsentiert von Martin Strele aus der Vorarlberger Gedankenschmiede KAIROS - illustrierte am Beispiel eines Projektes in Sierra Leone die Komplexität jedweder entwicklungsmäßigen Intervention. Es zeigt auf, dass gute Entwicklungsarbeit nicht ohne politische Dimension gesehen und schon gar nicht konzipiert werden darf.

Anwaltschaft (Advocacy).
Zukünftige „Wohltätigkeit“ kann nicht darauf verzichten und hat einen verständlichen Namen, nämlich: Anwaltschaft. Jedenfalls den Aussagen von Mag. Martin Eisermann von HORIZONT 3000 zufolge. Der Theologe und Universitätslehrer ist Berater von Organisationen, die eine Landreform im südlichen Bahia (Brasilien) anstreben. Seine Entwicklungsarbeit heißt Anwaltschaft für die Menschenrechte. Auch die Ökologie oder Zivilgesellschaft und ihre tragenden Strukturen können sich in Entwicklungsländern nicht oder nur schwer ohne „Anwälte“ einwurzeln und entfalten. Das Engagement der Menschen vor Ort in Richtung eines „guten Lebens“ braucht diese Weise des Unterstützens. Auch vonseiten der Caritas wird das gesehen und auf internationaler Ebene verfolgt, erklärte Martin Hagleitner-Huber unter Hinweis auf die Caritas Internationalis in dieser Richtung.

Ergebnis.
(Spenden)Geld allein macht nicht glücklich. Aber: Ohne Geld (Wohltätigkeit) geht gar nichts. Denn: Es braucht auch das Engagement für nichtmaterielle Faktoren wie Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, einen vernünftigen, sozial verträglichen und menschengerechten Umgang mit den Gütern der Schöpfung. Mit anderen Worten: Politik  für das 3. Jahrtausend beginnt hier, heute bei uns.
Walter Buder

(aus KirchenBlatt Nr. 5 vom 7. Februar 2010)