Ein historisch bedeutender Akt fand am Mittwoch, 21. April 2021 statt. Gemeinsam haben Pfarrer Cristinel Dobos, Bürgermeister Karl Wutschitz, Kurt Baldauf und Mitarbeiter des Gemeindebauhofs die ausgegrabenen Gebeine wieder beigesetzt.

Sie wurden im Juli 2018 überraschend bei Bauarbeiten der Gemeinde für den neuen Kinder-Campus in der Nähe der Kirche aus insgesamt 234 Gräber freigelegt. Es war eine archäologische Sensation!

Die ersten Untersuchungen der Knochen, die mit Hilfe der Radiokarbonmethode datiert wurden, überraschten die Archäologen. Es handelte sich um einen hochmittelalterlichen Friedhof. Nach Aussagen von Ausgrabungsleiterin Mag. Irene Knoche vom Büro für archäologische Dienstleistungen könne er auf die Zeit zwischen 960 und 1200 nach Christus datiert werden und sei damit deutlich älter als vermutet. Weil die Toten in Schichten übereinander gelegen haben, kann davon ausgegangen werden, dass hier über mehrere Generationen hinweg in Familiengräbern bestattet wurde.

Die archäologische Feldarbeit wurde entsprechend den Richtlinien der zuständigen Denkmalbehörde dokumentiert. Dies umfasst die digitale und analoge Fotografie, CAD, Vermessung, maßstäbliche Handzeichnungen, schriftliche Dokumentation. Die Überreste wurden von Anthropologen nach Sterbealter und Gesundheitszustand ausgewertet. Typisch für die Zeit des Hochmittelalters war, dass die Menschen lediglich im Leichenhemd, ohne Kleidung und sonstiger Grabbeigaben bestattet wurden. Es kann jetzt gesagt werden, dass die Menschen zu dieser Zeit im Rheintal unter recht guten Lebensumständen lebten. Auch war außerordentlich auffallend, wie wenig Kinder auf dem Friedhof begraben waren und die Bevölkerung damals kaum schlecht verheilte Knochenbrüche hatte.

Bei der Dachbodenräumung vor der Pfarrhaussanierung wurde tatsächlich wenige Wochen später auch eine Tafel mit folgender Aufschrift gefunden: „Pfarre zum Hl. Georg – Sulz ist eine der ältesten Siedlungen des Landes. Um 800 stand hier ein Königshof und eine Gerichtskirche für Müsinen (am Moose) …“

Nun befindet sich auf der Nordseite des Friedhofs das Sammelgrab für die Gebeine, die in den vergangenen Jahren wissenschaftlich analysiert wurden. Durch die Gemeinde Sulz wird demnächst eine entsprechende Gedenktafel angebracht.