Orgeljubiläum 20 Jahre Rieger-Orgel 

Wird etwas Besonderes gefeiert, dauern Feste länger. Deshalb begingen die Pfarre St. Sebastian in Schwarzach und die im selben Ort ansässige Firma Rieger-Orgelbau gleich drei Tage lang, vom 25. bis 27. September, den Geburtstag der Rieger-Orgel, die seit 20 Jahren in der Pfarrkirche erklingt. Das Besondere war in diesem Fall nicht der 20. Geburtstag dieser noch recht jungen Königin der Instrumente. Es gibt viele Orgeln, die wesentlich älter sind, und manche von ihnen stellen aus diesem Grund eine Kostbarkeit dar.

Die Besonderheit der Schwarzacher Orgel liegt in ihrer klanglichen und optischen Qualität, weshalb sie in Vorarlberg zwar nicht zu den größten, aber zu den besten Instrumenten zählt. Kein Wunder, hatte die Firma Rieger vor 20 Jahren die einmalige Gelegenheit, in ihrer Heimatgemeinde eine Orgel zu bauen. So schrieb Firmenchef Wendelin Eberle im Folder zu diesem Jubiläum: „Als sich uns diese Möglichkeit bot, da sollte selbstverständlich das Allerbeste gerade gut genug sein.“ Dies wurde in den vergangenen Jahren von vielen Organisten und Fachleuten einhellig bestätigt.

Und dem wurde am Jubiläums-Wochenende durch ein Programm Rechnung getragen, das mehrere Altersgruppen angesprochen und auch in die Programmgestaltung einbezogen hat. Den Auftakt machte eine humorvolle und poetische Orgelvorführung für Volksschulkinder durch den Organisten Rudolf Berchtel und den Clown Stefan Schlenker. In ihrer Darbietung ging es um die Kirsche Elfriede, die tolle Abenteuer erlebt, welche vom Clown in Szene gesetzt und vom Organisten musikalisch untermalt wurden.

Am zweiten Festtag lud die Firma Rieger zu einer Werkstattführung in ihr Unternehmen ein. Weit über 100 Besucher wurden über die Geschichte der Firma und die Entstehung einer Orgel informiert. Dabei blieb nicht unerwähnt, dass Rieger mit über 60 Mitarbeitern weltweit zu den drei größten Orgelbau-Unternehmen zählt und deshalb in der Lage ist, im Orgelbau Maßstäbe zu setzen. So baut Rieger derzeit eine futuristisch anmutende Orgel für die Pariser Philharmonie und restauriert gleichzeitig die über 100 Jahre alte Orgel des Moskauer Tschaikowsky-Konservatoriums. Zeitgleich wurde ein neues Instrument für das Stift Stams in Tirol fertiggestelllt und wird an einer Chororgel für den Klagenfurter Dom sowie an großen Orgeln für China und Südkorea gearbeitet.

Der nächste Programmpunkt war das Vorspiel der Nachwuchsorganisten. Anfänger im zweiten Lernjahr sowie fortgeschrittene Eleven bis hin zur bühnenreifen Konservatoriumsstudentin boten überzeugende Kostproben ihres Könnens den 100 Zuhörern dar, die sich für das abwechslungsreiche Konzertprogramm mit einem lang anhaltenden Applaus bedankten – nicht zuletzt deshalb, weil es sehr erfreulich ist, dass unter den jugendlichen Musikern auch die Orgel ihre Anhänger hat.

Der dritte Jubiläumstag startete mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche, der vom Kirchenchor St. Sebastian mit einer Messe von Charles Gounod besonders feierlich mitgestaltet wurde. Prof. Peter Planyavsky aus Wien umrahmte den Gottesdienst mit meisterlichem Orgelspiel und hielt auch die Festansprache. In ihr ging er auf die Bedeutung der Kirchenmusik ein, die etwas kosten darf und muss, weil sie schlichtweg ein unverzichtbarer Bestandteil des religiösen Lebens und Kultes darstellt. Dies müsse auch für die Anschaffung, den Erhalt und Einsatz der Kirchenorgel ohne Einschränkung gelten. Danke, Herr Planyavsky, für dieses überzeugende Plädoyer für die Kirchenmusik, die nicht nur ein Kostenfaktor sein darf, sondern ihren eigenen Wert hat, der nicht mit Geld aufzuwiegen ist!

Das fulminante Finale bildete das Abschlusskonzert mit Organist Prof. Bruno Oberhammer und Sänger Prof. Clemens Morgenthaler. Dem ging eine Präsentation der Rieger-Orgel voraus, bei der Herr Oberhammer interessante Details zur Geschichte der Kirchenorgel erzählte, die deutlich machten, wie dieses Instrument im Verlauf seiner Entwicklung in einem Zeitraum von über 2000 Jahren zur Königin der Instrumente avancieren konnte. Auch die wichtigsten Eckdaten der Schwarzacher Orgel und ihre besonderen Qualitätsmerkmale stießen auf lebhaftes Interesse und weckten unter den Konzertbesuchern so manche weiterführende Frage zur Orgel-Thematik.

Das letzte Wort bzw. den letzten Ton hatten dann aber doch die beiden Künstler Clemens Morgenthaler und Bruno Oberhammer. Beide zogen auf meisterhafte Weise im Verlauf ihrer Darbietungen, die den Bogen von der Barockmusik bis ins ausgehende 20. Jahrhundert spannten, alle Register – sowohl der Orgel als auch der menschlichen Stimme, die bekanntlich ebenfalls über verschiedene Klangnuancen verfügt. Leise, aber auch kraftvolle Töne in berührenden Schattierungen wechselten mit ebenso zurückhaltenden Orgeltönen, die sich von Stück zu Stück bis zum prachtvollen barocken, dann romantischen und schließlich modernen Orgelplenum steigerten. Das Ganze schlicht und einfach mitreißend und überwältigend! Dem entsprach die Verabschiedung der beiden Musiker durch das  zahlreiche Publikum mit Standing Ovations.

Eine Bemerkung von Pfarrer Paul Burtscher im Folder zum Jubiläums-Wochenende sei ebenfalls noch zitiert, weil sie dem Sinn der Festansprache von Prof. Planyavsky entspricht: „ Wir schätzen nicht nur die einmalige Orgel, die ein Präsentierstück der ortsansässigen Firma Rieger ist, sondern wir sind auch für unsere Organisten dankbar, die immer sehr bemüht sind, unsere Gottesdienste schön zu gestalten.“ Dies gilt wohl nicht nur für Schwarzach, sondern für alle Kirchenorgeln und Organisten und darüber hinaus für den unschätzbaren Schatz der gesamten Kirchenmusik, die erklingt – zur Ehre Gottes und zur Freude von uns Menschen!

Für das Organisationsteam Wolfgang Thaler