Zeit: Montag, 25.09.2023 von 11:00 bis 12:00
Ort: Bruder Klaus Kapelle, Wäldele, Hirschegg (auf Karte anzeigen)

Bruder Klaus Kapelle im Wäldele
Im Weiler Wäldele liegt malerisch, die 1950 errichtete Bruder Klaus Kapelle. Ja, erst nach der großen Katastrophe eines europaweiten Krieges wurde jener 1947 heilig gesprochen. Zu einer einfachen frommen Heiligengestalt taugt er nicht besonders: „Uns stiegen die Haare zu Berge und die Stimme versagte mir“ erinnert sich ein Besucher der kargen Kapelle im dunklen Flusstal der Ranft, als er den hageren Mann mit seinem wirren Haar und den durchdringenden Augen traf. Ein Waldmensch eben. Nicht lieblich und sanft erscheint Klaus, vielmehr als eine Variante vom Heiligen Johannes des Täufers.

Bruder Klaus, groß in Gerechtigkeit 
Vielleicht gerade deshalb, weil ein großer Sinnsucher und Sinngestalter ist dieser fromme, ganz katholische Bruder Klaus zukunftsweisend. 1417 geboren, ein Bauernsohn. Kein Armenhäusler wie damals viele, ein Großbauer und Familienmensch mit zehn Kindern und so lese ich, einer hübschen Frau. Als Älpler auf der Hochebene von Unterwalden war er harte Arbeit gewohnt, eine starke und bedächtige Gestalt mit einem ausgesprochenen Gefühl für Gerechtigkeit! Er prangerte Korruption an, die Existenz von Söldnerheeren, bei denen sich viele Eidgenossen verdingten. Für ihn ein Gräuel. Er bekleidete das Amt eines Bürgermeisters, Ständerates, Schöffen und Richters. Er soll auch gegen raffgierige Klosterverwalter prozessiert haben. Ach wie wohltuend, denke ich mir, solche Gestalten braucht es doch auch heute, mit Engagement für eine bessere und gerechtere Welt. 

Bruder Klaus, groß in Gottessuche
Dann aber mit fünfzig Jahren verspürt er den heftigen Ruf Gottes. Ein geheimnisvolles mystisches Sehnen ergreift ihn. Er wird sich von Frau, Besitz und Kindern lösen. Immer öfter schafft er sich Oasen für Meditation und Gebet. Die Familie scheint Verständnis zu haben. Ausgreifend zieht Klaus Richtung Basel, göttliche Eingebung lässt ihn wieder umkehren in die Heimat. Ganz nahe liegt die Schlucht, die Ranft. Er wird Eremit, Extremeinsiedler und geht doch nicht verloren. Er beheimatet sich in Gott, kommt Gottes Weisheit so nahe, dass er, was für ein Glücksfall, zum Ratgeber für Viele wird. Menschen strömen in die Ranft zum Vater Klaus, dem Fürsprecher und Ratgeber.

Bruder Klaus, gefragt als Friedensstifter
So kommen die Ratsherren von Konstanz und bitten um Rat in einem politischen Konflikt. Bruder Klaus lässt ausrichten: Mein Rat ist, dass Ihr gütlich seid in dieser Angelegenheit, denn ein Gutes bringt das Andere hervor. Es kommen die von Solothurn, dann die Abgesandten der Kantone Bern und Luzern, dann die Gesandten der Herzöge von Mailand. Erzherzog Sigmund sendet einen vergoldeten Messkelch in die armselige Ranft, denn Bruder Klaus hatte eine 200 Jahre dauernde Auseinandersetzung zwischen der Eidgenossenschaft und Österreich befriedet. “Friede ist alleweg in Gott, denn Gott ist der Friede und der Friede mag nicht zerstört
werden. Darum sollt ihr schauen, dass ihr auf Friede abstellet“. So kündet der bereits zu Lebzeiten als Liebhaber des Friedens bezeichnete. So seine Botschaft an die Menschen, Glücksmomente, wenn sie hörende Ohren, kluge Hirne und tatkräftige Hände findet.

Bruder Klaus, Wegweiser in heutiger Zeit
Ganz aktuell erscheint die Gestalt von Bruder Klaus in seiner Vision vom Brunnen: Aus einem kleinen Ort ragt ein Palast
hervor. Eine Stiege von 10 Stufen, ein Brunnen, aus dem Öl, Wein und Honig fließt. Und eine Stimme, die ruft, wer Durst hat soll von diesem Brunnen schöpfen. Die 10 Stufen sind die 10 Gebote. In Öl, Wein und Honig zeigt sich die Wohltat des dreifaltigen Gottes, der erquickt und erfreuen will. Und zugleich erkennt er, den geringen Zugang der Menschen zu diesem Geheimnis. Die sind auf dem Platz vor der Stiege und dem Palast schlicht zu beschäftigt, die Suche nach Weltlichem hält sie Griff: Rechthaberei, Gewinn, Reichtum. Der Brunnen, die Stiege, das Haus Gottes ist verweist. Der Weg in die Tiefe durch Oberflächliches versperrt, zubetoniert.

Bruder Klaus, Spuren im Wäldele
So widerspiegelt die Kapelle im Wäldele etwas vom Frieden des Einsiedlers. Es gibt Stille im ruhigen Seitental, Kräuter, Wiesen und Wälder beleben Gedanken, Gebete. Es gibt den Gemeinsinn derer, die vieles in Eigenarbeit damals aufbauten und heute weiterpflegen und beleben. Es ist ein Ort abseits von Hektik, nahe am Frieden und am Ruf von Bruder Klaus: 
Lebt einfach. Sucht, findet und haltet Frieden.
Lebt Gemeinschaft, findet die Quelle.
Freut euch an euerem Gott, der euch liebt und euer Leben will. Was für ein glücklicher Ort, der die Teilhabe an einer Gestalt mit sich bringt, die schon vor 600 Jahren „Liebhaber des Friedens“ genannt wurde.
Am Tag Johannes des Täufers – Hans Suck (Anregungen entnommen: Werner T. Huber. Niklaus von Flüe in den Zeugnissen
seiner Zeitgenossen. Zürich).