Die Mittelberger haben bestimmt bemerkt, dass die Orgel auf der Empore seit einiger Zeit verstummt ist. Fast täglich steht das Auto der Orgelbauer vor der Tür. Da ist die Frage durchaus berechtigt, was geschieht da im Stillen auf der Empore so lange.

Doch nun von Anfang an.
Geputzt, restauriert, rekonstruiert wird ein wertvolles Instrument aus dem Jahr 1886. Der Erbauer Anton Behmann aus Schwarzach war ein Meister seines Fachs und stilbildend für die Orgel - Romantik über die Grenzen Vorarlbergs hinaus. Zwischen den Kriegen änderten sich jedoch die Ideale. Romantische Orgeln, mit ihrem gravitätischen Klang, galten zunehmend als übergewichtige Fehlentwicklung und das silbrig-leichte Klangideal des Barocks wurde zur neuen Wahrheit. Was für eine Fehleinschätzung. So wurden auch in St. Jodok in den 50-er Jahre nicht nur die ursprünglichen Register (Klangfarben) umgestellt oder entfernt, sondern auch zur Erweiterung der Orgel neue „barocke“ Klänge hinzugefügt.

Aus heutiger Sicht war es schade, dass nach dem Umbau vieles nicht mehr dem Original entsprach, anderseits ist auf der klanglichen Seite ein wenig von der Schönheit der Behmann – Orgel erhalten geblieben. Bei diesem Umbau verlor die Orgel ihre mechanische Traktur. Diese Konstruktion galt damals als schwergängig, geräuschvoll und pflegeintensiv. Heute würden wir diese Nachteile angesichts des Wertes des Instrumentes gerne hinnehmen.

Um möglichst viel Platz auf der Empore zu schaffen hatte man einiges, vielleicht zu viel, in Kauf genommen. So wurde der neue Spieltisch vollkommen falsch platziert, stand mitten im Weg und konnte auf Grund der Länge der 159 Luftleitungen nicht perfekt funktionieren. Trotzdem haben die „Neuteile“ aus den 50er Jahren technisches und handwerkliches Niveau.

Deshalb fand unser Konzept „Restaurierung und Rekonstruktion der Behmannschen Disposition (Pfeifenwerk) unter Beibehaltung der bestehenden Orgeltechnik“ Zustimmung.

Rechts sieht man, dass durch starke Verschmutzung und durch Verschleiß das Instrument in seiner Funktion erheblich beeinträchtigt war. Alle der rund 1500 Ledermembranen (Bild) sind im Zuge der Arbeiten ausgetauscht worden, um eine einwandfreie Funktion zu erzeugen.

Davor waren aber fleißige Hände und unzählige Kübel Putzwasser von Nöten um den Schmutz der letzten 40 Jahre zu entfernen. Wir Orgelbauer haben uns jeden Tag auf die fröhliche Truppe aus der Pfarre gefreut, die uns mit Schwung zur Hand gegangen sind.

Danach begann die eigentliche Arbeit der Orgelbauer. An der oben genannten Zahl der Membranen sieht man, dieser Beruf setzt Geduld und Genauigkeit voraus. So haben wir uns mit jedem noch so kleinen Teil der Orgel befasst und wieder eingebaut. Der vorhandene Spieltisch hat nach seiner Restaurierung, wie bei nahezu allen Behmann-Orgeln aus dieser Zeit vor der Orgel Platz gefunden. Dort kann er perfekt funktionieren.

Beim Pfeifenwerk war doch einiger Aufwand nötig, um alle originalen Pfeifen zu sortieren und auf ihren ursprünglichen Standort zurückzuführen. Dazu war Detektivarbeit nötig. Zur Nachforschung haben wir 4 original erhaltene Behmann – Orgeln untersucht und ausgewertet.  Der Umbau der Mittelberger Orgel hatte leider von den originalen Pfeifen, deren Aufstellungen und deren Luftversorgung sehr viel weniger nutzbare Struktur übriggelassen, als erhofft. Aus den vorhandenen Parametern konnte dennoch ein neuer Lageplan der Pfeifen erstellt werden. Unsere Forschungsreisen waren auch sehr hilfreich, um den fehlenden und hinzukommenden Pfeifen die Machart und den Klang Behmanns zu verleihen.

Das heißt, dass unser Konzept musikalisch nicht nur zum Original von 1886 führt. Durch das Neubesetzen, der in den 50-er Jahren hinzugekommenen Zusatzladen (5 Register) entspricht der endgültige Klang in St. Jodok einer etwas größeren Behmann – Orgel. Von den 1168 alten und neuen Pfeifen haben wir jede Einzelne, unzählige Male in die Hand genommen. Wir freuen uns jeden Tag über ein Stückchen mehr Orgel und, dass unsere Überlegungen, Zweifel und unser geduldiges Arbeiten bald ein harmonisches Ziel erreichen.

Auch wenn die Mittelberger ein wenig länger auf Ihre neue „alte“ Orgel warten mussten, glaube wir, dass ein nachhaltiges Ergebnis, die von allen aufgebrachte Geduld belohnt. Wir hoffen dass, diese Orgel die Menschen viele Jahre durch Leid und Freud begleitet. Danke für alle Unterstützung und Geduld.

Ihr Orgelbauerehepaar Zeilhuber