Am Montag, 05. September 2022 um 20.00 Uhr hat das Collegium Instrumentale Stuttgart zu ihrem Konzert »Wege in die Romantik« in die Pfarrkirche in Riezlern eingeladen.

Mit der »Romantik« verbinden sich Vorstellungen von Empfindsamkeit und überbordenden Gefühlen. Im 19. Jh. betrifft diese Idee nicht nur Musik, Dichtung und Malerei, sondern auch die individuelle Befindlichkeit. Natürlich vollzieht sich der Übergang von einer Epoche in die nächste niemals abrupt, und auch die Abwendung von der Klassik hin zu »Sturm und Drang« war ein langsamer Prozess, der sich über 30 Jahre hinzog.

Einen Eindruck der Dynamik, Phantasie und Ausstrahlung dieser Zeit des Wandels bietet das Konzert des Collegium Instrumentale Stuttgart. 

Das Programm eröffnet mit der »Egmont-Ouvertüre« von Ludwig van Beethoven. In diesem ersten Teil seiner Schauspielmusik zu Goethes Drama entfaltet Beethoven aus dem monumentalen Forte-Anfang alle Facetten des großen, spätklassischen Orchesterklangs. Die hinreißenden Bläsersoli und der Aufstieg aus schattenhaften Urgründen lassen bereits an Wagner denken.

Der Hamburger Geiger Gustav Frielinghaus ist Solist in Max Bruchs Violinkonzert g-moll. Die Musikwelt rechnet das brillante, melodienfreudige Werk zu den wichtigsten romantischen Solokonzerten; es enthält alles, was sich ein Geiger wünschen kann: Ausschweifende, klangschöne Passagen, Virtuosität und reizvolle Wechsel mit dem Orchester. Berühmt wurde vor allem der innige Mittelsatz, eine Adagio-Romanze voller liedhaft-schwärmerischer Einfälle. 

Mit der auch als »Englische« geläufigen Symphonie Nr. 8 G-Dur von Antonín Dvořak ist schließlich das Zentrum der Romantik erreicht. Das optimistische Werk entstand bei einem Aufenthalt in Dvořaks böhmischer Sommerresidenz. Nach seiner grüblerischen, etwas düsteren ”Siebten“ wollte Dvořak ein »von meinen anderen Symphonien verschiedenes Werk« schaffen - ein Vorhaben, das fraglos von Erfolg gekrönt wurde. Die Natur, zeitlebens wichtige Inspirationsquelle für Dvořaks Musik, geht mit der Klangwelt seiner Heimat eine beflügelnde Synthese ein. Bald hellt sich das Hauptthema von Moll nach Dur auf, und im zweiten Satz betreten wir allmählich die Welt der ”symphonischen Dichtung“. Immer deutlicher befreit sich das Werk von den Fesseln der traditionellen Sonatenform. Wo in anderen Symphonien das Scherzo steht, schreibt Dvořak einen stilisierten Walzer, orakelhaft und wehmütig zugleich. Im effektvollen Finale dominieren zu guter Letzt die glänzenden Farben der Blechbläser, und nach leisem, zartem Atemholen krönt die »Achte« ein spritziger, dynamischer Schluss. Zu ihrem Beinamen »Englische« kam die Symphonie nach einer Aufführung in Cambridge: Dvořak, der mit den »Slawischen Tänzen« zu internationalem Rum gelangt war, ergriff die Gelegenheit, seinen mürrischen und geizigen Verleger Simrock selbstbewusst in die Schranken  zu weisen, und verkaufte die Rechte der neuen Symphonie an den aufstrebenden Londoner Verleger Novello - für diesen ein wirklich glänzendes Geschäft. 

Dirigent des Konzerts in Riezlern ist Herr Albrecht Schmid.

Der Eintritt zum Konzert war frei - am Ausgang wurde um angemessene Spenden gebeten.