Abt Urban Federer spendete am 7. Juni 2022 in der Pfarrkirche Nüziders das Sakrament der Firmung. In seiner Ansprache machte er deutlich, wie die depremierten Jünger zu Pfingsten durch das Wirken des Heiligen Geistes von einem inneren Sturm erfasst wurden. Der Heilige Geist führte sie aus einer tiefen Enttäuschung heraus in eine energiegeladene positive Stimmung. Er gab den Jüngern wieder eine Stimme, wo sie vorher nichts mehr zu sagen hatten.

Die Jünger waren deprimiert  |
Ausgehend vom Evangelium verdeutlichte Abt Urban den Firmlingen die depressive Stimmung, in der sich die Jünger nach der Kreuzigung befanden und verglich sie mit dem beklemmenden Gefühl, das beim Tragen einer FFP2-Maske aufkommen kann.
Ganz ähnlich war die Lage bei den Jüngern: Sie waren Jesus nachgelaufen. Sie hatten alle ihre Familien verlassen. Drei Jahre waren sie mit ihm unterwegs. Und dann kam für völlig unerwartet sein Tod am Kreuz. Die Jünger waren völlig niedergeschlagen. Sie waren frustriert und verwirrt. Sie fühlten sich wie Verlierer. Deshalb konnten sie auch nicht mehr nach Hause zurück. Sie hätten sich nur blamiert.

Wir alle kennen solche deprimierenden Situationen |
Wenn es gar nicht so läuft, wie wir wollen. Zeiten tiefer Enttäuschung. Zeiten, in denen man das Gefühl nicht los wird: „Alle sind gegen mich. Es hört überhaupt nicht mehr auf!“ Manche kommen gar in ein „Burn out“. Können gar nichts mehr tun. Haben keine Energie mehr. Es bleiben bloß Fragen zurück: „Was ist jetzt passiert? Wer bin ich eigentlich? Mag mich überhaupt irgend jemand? Was mache ich hier eigentlich?“

Pfingsten erfasste die Leute in ihrem Inneren wie ein Sturm  |
In so eine depressive, energie-lose Stimmung hinein kam damals Pfingsten. Plötzlich ist da in den Menschen ein Sturm losgegangen. Plötzlich haben sich alle verstanden haben. Der Heilige Geist hat die Leute erfasst, die sich vergeblich und frustriert fühlten und sich von den anderen abgeschottet haben. Was ist damals passiert? Was geschieht heute?

Heute ist Pfingsten anders |
Der Stau zwischen Bayern und Österreich begann schon am Freitag Abend. Am Samstag lief gar nichts mehr. Am Brenner bildete sich ein Blechlawine in den Süden. Sehen wir genau hin: Es ist merkwürdig. Viele Menschen brauchen einen Stau, um sich zu bewegen? Nur um drei Tage später wieder
im Stau zu stehen?

Pfingsten entstaut!   |
In der Apostelgeschichte haben wir gehört, wie die Jünger verschlossen waren. Da brach die ganze Frustration auf. Plötzlich bemerkten die Jünger: Moment einmal! Das war ja gar nicht alles. Da ist doch noch was. Da kommt der totgeglaubte Jesus und die Jünger freuten sich. Jesus lebt! Es war nicht vergeblich und vorbei. Es gibt noch einen Sinn, ein Ziel im Leben. Pfingsten sagt dir: Du kannst mit mit dem Hl. Geist auch die schwierigsten Situationen bestreiten. Der Hl. Geist geht nicht einfach an den Brenner und löst den Stau auf. Er entfernt nicht einfach die Probleme aus unserem Leben. Aber er gibt uns innerlich die Kraft zu begreifen, wie etwas in meinem Leben entstaut werden kann.

Firmung heißt Stärkung   |
Ich werde gestärkt. Mein Inneres meine Stimme wird gestärkt. Wenn ich meine eigene Stimme wiederfinde, kann ich sagen: Das bin ich, ich habe eine Stimme - ich habe etwas zu sagen. Dann werden mich die anderen verstehen, auch wenn sie eine andere Sprache sprechen.

Liebe Firmlinge, Schauen wir mal konkreter in den Alltag   |
Ich komm nach Hause. Die Eltern wissen, dass ich eine Prüfung hatte. Und diese ist überhaupt nicht gut gegangen. Ich mache die Tür auf. Da kommt schon aus der Küche die Frage: „Na wie gings?“ Das ist das letzte was ich hören wollte. Ich versuche schnell in mein Zimmer zu kommen bevor es aus der Küche heißt: Ja, ging es nicht gut? -  Die Tür knallt. Jetzt wissen alle in der Wohnung: Es  ging nicht gut. Was in so einer Situation abläuft - ist typisch für uns Mesnchen. Wir brauchen etwa 3 Sekunden, um auf 180 oben zu sein. Aber wie lange geht`s bis wir wieder herunter kommen? Es dauert lange, um den Mut aufzubringen, zu entstauen. Die Tür wieder zu öffnen, an den Tisch zu gehen. Da gibt uns der Hl. Geist die Kraft zur Entstauung. Damit wir unsere eigene Stimme finden und sagen können: „Hört mal, ihr nervt mich mit den Fragen. Dass ihr es wisst: Es ging nicht gut. Ich möchte jetzt einfach meine Ruhe.“
Oder ich entschuldige mich für das Türzuschlagen. Man kann ja mal sagen, was man nicht gut getan hat. So kann auch Entstauung im Alltag passieren. Es geht immer wieder darum, dass uns der Hl. Geist die eigene Stimme gibt - und wenn ich vom Hl. Geist spreche, ist das Gott selber. Gott in uns sagt: „Du hast eine eigene Stimme. Brauch sie! Mach was daraus! Und wenn es eine Entschuldigung ist, dann entschuldige dich halt. Ist ja nicht das Schlimmste im Leben. Es gibt viel Schlimmeres, wo man sich nicht mehr entschuldigen kann, weil es zu spät ist, weil jemand gestorben ist, weil eine Situation zu verfahren ist.

Im Gebet kann ich den Heiligen Geist anrufen, ganz konkret    |
Heile was in mir verwundet ist. Komm Gott in meine Verwundung hinein - dort wo ich frustriert bin. Wasche in mir, wo ich mich schmutzig fühle. Mache lebendig, was langsam in mir langsam abstirbt.
Das meine lieben Firmlinge wünsche ich euch. Dass ihr den Heiligen Geist wie einen Wanderstock mitnehmt. Der euch dann noch sagt: Du bist gut, finde deine Stimme, wenn alle deine Freund:innen dich abgeschrieben haben. Ich darf mit dem Hl. Geist Wege gehen, die ich noch gar nicht kenne.