Franziskus - einer der die Menschen verblüfft.
Den argentinischen Nachfolger des überraschend abgetretenen Benedikt XVI. begrüßen Nationalfahnen und Glockengeläut. Er gilt als volksnah und schlicht, als resoluter Kämpfer gegen Korruption und Armut. Vor Jorge Mario Bergoglio, dem Jesuiten und Erzbischof aus Buenos Aires, liegt ein ganzer Berg von Problemen, seine Kirche hat eine Reihe Baustellen. Einige davon packt er sofort an. So lässt er eine Kurienreform vorbereiten und die Vatikanbank, die immer wieder von zweifelhaften Geschäften erschüttert worden war, ein gutes Stück auf Vordermann bringen. Ein „Finanzminister“ soll Ordnung schaffen und Kardinal Reinhard Marx den neuen Wirtschaftsrat koordinieren.

Erst hören - dann handeln

„Gott hat schon entschieden“, so hatte der kanadische Kardinal Marc Ouellet vor dem Einzug in das Konklave noch gesagt. Kritiker hatten in der Zeit davor Reformstau und die bürokratischen Pannen in Rom attackiert. Mehr Transparenz und Kommunikation am Heiligen Stuhl wie auch zwischen dem Vatikan und den Bischöfen weltweit, dazu weniger Bürokratie - das sind dringende Reformen. Franziskus arbeitet daran, er holt sich mit Pietro Parolin eine gute „rechte Hand“ als Staatssekretär. Seine Maxime: Erst ruhig zuhören und dann handeln.

Franziskus (77) predigt Barmherzigkeit, Evangelisierung, er sorgt sich um Flüchtlinge und Ausgegrenzte. Sein Engagement für ein Ende des Blutvergießens in Syrien ist groß, die Abneigung gegen Prunk und Protokoll demonstrativ. In den Apostolischen Palast zieht er nicht, der große Kommunikator mag das Gästehaus des Vatikans. Was der etwas hemdsärmelige Mann auf dem Stuhl Petri nun wirklich will, darüber rätseln in Rom manche Vatikan-Kenner, andernorts auch die Bischöfe.