Gerade heute, wenn wir als Menschen - als Christinnen und Christen - räumlich getrennt sind, vermag der Klang der Glocken uns emotional und mit dem Herzen über das ganze Land und alle Grenzen zu verbinden.

Nun sind bis Ostermontag, den 13. April 2020, alle öffentlichen Gottesdienste in Vorarlberg und in ganz Österreich abgesagt. Die österreichische Bischofskonferenz vom 20. März betont: „Die Katholische Kirche unterstützt im vollen Umfang die staatlichen Maßnahmen und will dazu beitragen, dass die Krise möglichst rasch gemeinsam bewältigt werden kann. Für andere da zu sein und dabei den körperlichen Kontakt zu meiden, rettet jetzt Leben.“ Wir alle erleben zurzeit eine Situation, ähnlich der verfolgten Urkirche, als Gottesdienste und Wortgottesfeiern nur in der Hauskirche, im engen familiären Kreis, gelebt werden konnten 

In Hard haben wir uns entschieden, dass zu allen üblichen Gottesdienstzeiten unsere Kirchenglocken weiter erklingen. Zusätzlich werden in allen Pfarren der österr. Diözesen die großen Glocken, jeweils am Sonntag um 20 Uhr, läuten, um allen Menschen in dieser Krise zu gedenken. Glocken gelten als die ältesten Musikinstrumente und schon vor über 5000 Jahren gab es in China Glocken. 

Während buddhistische Klangschalen sich großer Beliebtheit erfreuen, werden christliche Kirchenglocken heute oftmals als Lärm empfunden. 

Doch Glocken lassen uns achtsam werden für das, was ist. Sie machen aufmerksam auf unsere Wirklichkeit. Gerade heute, wenn wir als Menschen - als Christinnen und Christen - räumlich getrennt sind, vermag der Klang der Glocken uns emotional und mit dem Herzen über das ganze Land und alle Grenzen zu verbinden.  

Als ich ein Kind war, hat meine Oma beim Heuen am Freitag um 15 Uhr, wenn die Harder Kirchenglocke erklang, die Heugabel in den Boden gesteckt, ihr „Angelus-Gebet“ gesprochen und erst danach weiter-gearbeitet. Der Klang der Glocken erinnert uns daran, dass wir den Lärm außerhalb von uns und den Lärm innerhalb von uns bei Seite lassen und uns bewusst machen, dass Gottes Gegenwart uns als ein heilender und Geborgenheit schenkender Klang umgibt. 

 

Daher laden wir Dich zu folgendem Ritual ein: Wenn unsere Kirchenglocken über den See und das im ganzen Dorf erklingen, dann machen sie uns aufmerksam und reinigen uns von unseren vielen Gedanken, Sorgen und unserer Geschäftigkeit. Sie wollen uns über alle räumlichen Trennungen verbinden. Der Glockenklang sagt uns: Unterbrich deinen geschäftigen Alltag, halte kurz inne und werde dir klar, was heute wesentlich ist.  

„Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, schrieb der deutsche Dichter Friedrich Hölderin. Vielleicht kann uns die Corona-Krise wieder daran erinnern, was uns in unserem Christ-Sein wirklich wichtig ist und was Sinn stiftet in unserem gemeinschaftlichen Leben. So laden wir Dich ein, beim nächsten Glockenklang an Einsame, Kranke und Sterbende aus Deinem Verwandten- und Bekanntenkreis zu denken und ihnen mit den Schwingungen der Glocke Deine guten Gedanken und Genesungswünsche zu senden. 

Das Pfarrteam wünscht Euch Gottes Segen, Kraft und Gesundheit

Das Ritual zum Nachhören auf unserem You-Tube-Kanal!