Heidi Liegel hat bei der diesjährigen Kummamesse die Predigt gehalten, es haben sich bei sonnigem Pfingstwetter viele Gläubige am Kumma verssammelt, unter der Leitung von Gudrun Urban-Nachbauer sorgte der Männerchor Frohsinn für eine wunderbare musikalische Umrahmung.

„Gütigkeit vermag viel. Wie die Sonne das Eis zum Schmelzen bringt, bringt sie Missverständnisse, Misstrauen und Feinseligkeit zum Schwinden. Was ein Mensch an Gütigkeit in die Welt hinausgibt, arbeitet an den Herzen und an dem Denken der Menschen.“
Albert Schweitzer

Predigt von Past. Ass. Heidi Liegel:

 

Liebe Glaubende,

Vor zwei Wochen durften wir die Firmung von meinem Sohn feiern. Eine Mutter hat dazu Gedanken vorgetragen. Unter anderem, dass das Erwachsenwerden nichts für Feiglinge ist, es braucht Mut für das „in Beziehung bleiben“ von Seiten der Eltern & der jungen Erwachsenen. Anschließend bei der Agape hat ein Vater scherzhaft gemeint: „Wir könnten ja eine Neigungsgruppe für Feiglinge gründen. „

Manchmal wäre ich schon geneigt, lieber ein Feigling zu sein, eine, die sich lieber drückt, vor aller Verantwortung, den Spannungen und Konflikten lieber aus dem Weg geht. Manchmal scheint es einfacher, die alltäglichen Probleme erst gar nicht anzureden, es einfach auszusitzen, und warten bis sich die Dinge von selbst regeln. Ich denke jede und jeder von uns ist schon in so einer Situation gewesen, in der wir bewusst oder unbewusst zur Neigungsgruppe der Feiglinge dazu gehört haben.

Auch die Jünger gehörten - meinem Empfinden nach - der Neigungsgruppe der „Feiglinge“ an,  sie haben sich im sicheren Haus versteckt gehalten. 

Sie wollten sich abschotten, sie zogen sich zurück.

Von Menschen, die sich nichts mehr zutrauen, die tief in ihrem Dunkel gefangen sind, die sich Beistand in ihrem Leben ersehnen, hören wir in den biblischen Texten an Pfingsten.

Pfingsten ist nichts für Feiglinge, schon gar nicht für ebensolche Neigungsgruppen. An Pfingsten versammelt sich die Kirche zu ihrem eigentlichen Gründungsfest.

Beim Pfingstfest feiern wir den Heiligen Geist, Ruach, als die Kraft die uns stärkt und mutig für den Weg mit Gott macht.

Die Früchte, die uns geschenkt werden, wenn wir uns auf diesen stärkenden Heiligen Geist einlassen sind: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit und Selbstbeherrschung.

Drei Früchte möchte ich näher betrachten:

Die Frucht der Liebe:
Das unsichtbare Band das uns mit Gott und mit den Menschen verbindet lässt uns spüren: Ich bleibe mit dir in Verbindung, egal was passiert. Ich halte an dieser Verbindung fest, auch wenn unsere Meinungen auseinandergehen. Auch wenn das Trennende überwiegen möchte. Ich habe den Mut, zu vertrauen, dich trotz allem zu lieben und anzunehmen mit allem, was dich ausmacht.

Liebe, ist nichts für Feiglinge die sich in ihrer Welt einschließen – sie möchte geteilt werden.

Die Frucht der Freude:
Wahrhaftige, ehrliche Freude. Wann habe ich mich das letzte Mal so richtig von Herzen gefreut? Überlegt einmal. Bei mir war es immer dann, wenn mir etwas Herausforderndes gelungen ist, ich einfach Glück gehabt habe, ein freudvoller Gottesdienst, oder ich mit lieben Menschen zusammen das Leben feiern darf.

Freude, ist nichts für Feiglinge, die sich in ihrer Welt einschließen, sie möchte geteilt werden.

Die Frucht der Güte:
Der wohlwollende Blick auf meinen Mitmenschen. Die Güte gehört auch zu den sogenannten Kardinalstugenden. Albert Schweitzer hat gesagt: „Gütigkeit vermag viel. Wie die Sonne das Eis zum Schmelzen bringt, bringt sie Missverständnisse, Misstrauen und Feinseligkeit zum Schwinden. Was ein Mensch an Gütigkeit in die Welt hinausgibt, arbeitet an den Herzen und an dem Denken der Menschen.“

Güte verwandelt unsere Gesellschaft.

Güte ist nichts für Feiglinge, die sich in ihrer Welt einschließen, sie möchte geteilt werden.

Die Früchte des Heiligen Geistes, sind an keine Leistung gekoppelt dennoch sind sie Aufgabe und Geschenk.

Im Matthäusevangelium heißt es: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Diese Früchte des Geistes: Liebe, Freude, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit und Selbstbeherrschung möchten in jedem von uns und unter uns gedeihen und wachsen. Heiliger Geist, Ruach, befähigt und begleitet und dabei.

Amen.