Am 11. November 2019 lud der "Freundeskreis Carl Lampert“ zur Diskussionsveranstaltung "Im Netz von Wahrheit und Lüge“. Moderiert von Thomas Matt, VN-Kolumnist und Pressesprecher der AK Vorarlberg, sprachen Johannes Lampert und Bernhard Madlener über "Fake News“ und die Rolle von Medien und sozialen Netzwerken. Beide sind bzw. waren in Göfis wohnhaft. Lampert ist in der Jugendarbeit tätig und Madlener arbeitet derzeit als "Enterprise Journalist“ für das IT-Unternehmen Jobiqo in Wien. Im Anschluss an die Veranstaltung führten wir mit Bernhard Madlener ein Interview zum aktuellen Begriff der "Fake News“.

Fake News, das seien grundsätzlich „Meldungen und Berichte, die vorgeben, Nachrichten zu sein“ bzw. „das Weltgeschehen wiederzugeben“, so Madleners Definition. Dabei unterscheidet er zum einen Falschmeldungen auf Basis von Fehlwissen oder Missverständnissen, die sich unter anderem über Social Media (= digitale Medien) verbreiten. Früher kannte man das als die Gerüchteküche im Dorf. Weiters sind Fake News aber auch bewusste Lügen, die aktiv – auch über klassische Medien, in Form bezahlter Inserate, und Social Media – verbreitet werden. Dies zum Zwecke, die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Um Fake News zu entlarven und ihnen vorzubeugen legte Madlener im Gespräch mit dem "Lucius“ mehrere Ansätze dar. Hilfreich sei etwa, Online-Plattformen wie Mimikama.at (Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch) zu konsultieren. Dort werden Geschichten nachrecherchiert und Falschmeldungen entlarvt. Mitunter besteht auch die Möglichkeit, selbst zur Quelle zu gehen: Wenn etwa im Internet angebliche Infos in der Art geteilt werden, wonach Flüchtlinge von der Caritas kostenlose iPhones (=Handys) bekommen würden, könnte man ja mal direkt dort nachfragen: „Es kennt doch fast jeder und jede irgendwen, der bei der Caritas arbeitet. Also einfach mal anrufen, direkt vorbeigehen und darüber reden, was wirklich hinter so einer Meldung steckt.“ Er ist sicher: „Es ist meist nicht mehr als Dummheit und Neid.“

Medienförderung reformieren
Medienkompetenz sei heute wichtiger denn je und spiele darum auch in den Schulen eine immer größere Rolle. Entsprechende Fortbildungen für Lehrende müssten gefördert werden. Stark in die Verantwortung nimmt er die Medienhäuser: „Es ist ein großer Fehler, immer weiter bei den Redaktionen zu sparen. Journalistinnen und Journalisten müssen intensiver und besser ausgebildet, mit Reisebudgets ausgestattet und gegen Interventionen aus Politik und Wirtschaft immunisiert werden.“ Vielfach wären die alten journalistischen Grundsätze gar nicht mehr bekannt: Check, Gegencheck und Double-Check. „Nur weil einer angeblich etwas Skandalöses gesagt hat, ist das noch keine Nachricht. Er muss zu diesen Vorwürfen Stellung nehmen können, bevor es eine Berichterstattung gibt. Und wenn die Stellungnahme sich mit den Vorwürfen spießt, muss die andere Seite damit wieder konfrontiert werden.“ Es gehe darum, „zumindest in die Nähe von Objektivität zu kommen“, sagt Madlener.

Entsprechend sollten Medienförderungen an die Qualität von Recherche und Berichterstattung sowie an die Sicherung und den Ausbau von journalistischen Arbeitsplätzen gebunden werden. Und sie sollten auch für Einzelkämpfer offen sein, die etwa in einem eigenen, unabhängigen Blog (= öffentlich einsehbares Tagebuch mit Anmerkungen und Kommentaren) politische und wirtschaftliche Missstände aufdecken. Als Beispiel nennt er den Blog dietiwag.org des Tiroler Publizisten Markus Wilhelm.

Das Interview führten Maria Moritsch und Richard Sonderegger 

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