Fürbitten und Schlusstext zum 29. Sonntag im Jahreskreis

Ev.: Lk 18, 1-8

 

Ich rufe dich an, denn du, GOTT,  erhörst mich.

Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede!

Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges,

birg mich im Schatten deiner Flügel.

PS 17, 6.8

 

„So oft habe ich Gott um Hilfe gebeten – aber er hat nicht reagiert!“ Wer hat diese Erfahrung nicht gemacht: Zu bitten und nicht erhört zu werden? Trotzdem fordert Jesus dazu auf, „allezeit zu beten?“ Er hat sich selbst als Bittender verstanden. Von ihm können wir lernen, worauf es ankommt…
Gott ist nicht Mittel zum Zweck der Erfüllung meiner Bitten, sondern ein Gegenüber, mit dem ich rechne und dem ich vertraue.

Gott ist kein Lückenbüßer, der in den Gang unserer Geschichte eingreift. Er nimmt uns nicht unsere Verantwortung füreinander, für die Welt und das Weltgeschehen ab. Die Botschaft Jesu vom Reich Gottes ist unsere Aufgabe geworden. Die Frage ist, ob wir bei unserem Suchen und Handeln mit dem Kommen Gottes rechnen, ob wir darauf vertrauen, dass bei allen Widersprüchlichkeiten unseres Lebens „Gott uns Recht verschaffen wird“.

Schon die Gemeinde des Lukas hatte mit diesem Dilemma zu kämpfen.
Sie hat sich an Jesus gebunden, ihm vertraut und ihr Leben verändert in der Hoffnung, er käme bald wieder. Aber nichts passiert.
Stattdessen Verleumdung, Verfolgung, gewaltsamer Tod.
Die Versuchung ist groß, sich den „Fakten“ zu fügen und so weiterzuleben, als gäbe es Jesus nicht.
Dieser Versuchung begegnet das Gleichnis vom ungerechten Richter und der ihn bedrängenden Witwe.
Es lädt zu einer Haltung ein, die selten als christliche Tugend verstanden wird:
zu Hartnäckigkeit und Zähigkeit. Gib nicht auf. Halte fest an dem, was dir wichtig ist, hör nicht auf, um dein Recht zu kämpfen. –
Die Witwe ist Gegenbild der Auffassung, es sei besonders fromm,
sich mit allem, was geschieht, abzufinden, weil es der Wille Gottes sei…
Sie ist Vorbild dafür, dass Glauben und Handeln,
Beten und Kämpfen zusammengehören.
Beten und Handeln – das ist die Tür zur Hoffnung auf den,
der uns sowohl Kraft gegen Müdigkeit und Resignation gibt,
als auch Kraft zum Widerstand gegen Unrecht und Unterdrückung.

FÜRBITTEN

Lasst uns beten zu Gott, der uns Recht verschaffen wird, dem wir gehören im Leben und im Tod.

Schenke allen, die in der Kirche besondere Verantwortung tragen, Mut und Aufrichtigkeit, Glaubwürdigkeit und offene Worte in der Verkündigung des Glaubens.

Wir bitten für uns, die wir hier in unserem Gotteshaus versammelt sind, dass wir der Kraft des Gebetes vertrauen.
Steh allen bei, die sich als Politiker, Juristen, Richter und Polizisten für die Wahrung des Rechts in Gemeinden, Ländern und Staaten zum Wohle ihrer Mitmenschen einsetzen.

Wir bitten für all jene, die unter Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Verfolgung, Hunger und Armut leiden – dass sie die Hilfe guter Menschen erfahren – und dass wir uns immer wieder einsetzen und kämpfen für eine gerechte Welt.

Du Gott des Lebens, du hast unseren Verstorbenen Recht verschafft, dass sie nun leben bei dir in Liebe und Freude.
Lass uns daran glauben, dass du auch uns am Ende unseres Lebens Recht verschaffen wirst.

Herr unser Gott, lass uns deinem Wort vertrauen
und lass uns erfahren, dass du unsere Bitten erhörst
durch Christus, unseren Herrn.

SCHLUSSTEXT

Manchmal vergeht mir der Mut, Gott,
und ich rufe zu dir:
Wirst du, Herr der Schöpfung,
aller Menschen Gott,
meine Stimme hören?

Und du hörst und ich höre, was zu tun ist:

Den Armen Recht verschaffen,
den Stummen Stimme geben
und Leben, neues Leben weitergeben,
und Leben weitergeben.                                                 

Manchmal frage ich dich, Gott:
Hörst du, Herr der Schöpfung,
den Schrei der Vielen
ohne Wasser und Brot,
deren Hoffnung verkümmert?

Und du hörst und ich höre, was zu tun ist:

Den Armen Recht verschaffen,
den Stummen Stimme geben
und Leben, neues Leben weitergeben,
und Leben weitergeben.

Und dann, Gott, Herr der Schöpfung,
stimme ich ein in das Loblied aller Lebendigen –
und wir tun, was zu tun ist:

Den Armen Recht verschaffen,
den Stummen Stimme geben
und Leben, neues Leben weitergeben,
und Leben weitergeben.