Fürbitten und Schusstext zu Maria Empfängnis

8. Dez. 2022

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria

L: Gen 3, 9-15.20          Ev: Lk 1, 26-38

VERWEILEN

 

 

Die Sehnsucht nach Stille in einer lauten Zeit lädt uns ein,

inne zu halten, leise zu werden, zu verweilen – bei Menschen, die wir lieben, bei Worten, die uns gut tun…

 

Laut, grell, hektisch – so empfinden viele von uns das tägliche Leben. Unter dieser unruhigen Oberfläche (und Oberflächlichkeit), die den Blick ins Weite, in die Tiefe, auf das Wesentliche verstellt, verbirgt sich aber oft ein Wunsch nach kleinen Zeiträumen,
in denen das aufmerksame Wahrnehmen, das ruhige Verweilen, die inspirierende Begegnung ihren Platz finden können.
Beim Lesen oder Hören der Worte aus der Heiligen Schrift können wir diese Möglichkeit des Verweilens nützen.
Wir sind eingeladen, durch Hinhören und Hinschauen auf die biblischen Texte, beim Wort Gottes zu verweilen,
uns auseinanderzusetzen mit den bleibenden Themen des Lebens, die unverändert sind seit uralter Zeit:
Die Suche nach dem je eigenen Weg, nach Gott,
nach Sinn, Freundschaft und Liebe.

Das Fasziniertsein vom Wunder des Lebens
und der Schönheit der Natur.

Das Akzeptieren der Begrenztheit und Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz.

Die Verstrickung in Schuld, Unfrieden und Ungerechtigkeit im Zusammenleben der Menschen im eigenen Umfeld und weltweit…

Maria, die Mutter des Gottessohnes, unseres Erlösers Jesus Christus, hat uns vorgelebt, was es heißt, zu verweilen:

Sie hat bei der Begegnung mit dem Engel hingehört auf Gottes Anruf, sie hat nachgedacht und JA gesagt zum großen Auftrag.
Sie hat sich aufgemacht ins Bergland von Judäa, um ihrer Cousine Elisabet beizustehen, bei ihr zu verweilen, bis Johannes der Täufer geboren wurde und Zacharias nicht mehr sprachlos war…
Sie hat sich mit Josef, ihrem Verlobten, aufgemacht nach Betlehem – auch da hieß es „verweilen“, bis sie dort waren und die Zeit ihrer Niederkunft nahte…
Sie hat Jesus geboren, das Mensch gewordene Wort Gottes – und er hat unter uns gewohnt…Maria aber bewahrte alles in ihrem Herzen…

Verweilen, im Herzen tragen, das Herz öffnen, von Herzen schenken – dazu lädt uns die Adventszeit ein als Vorbereitung auf das Kommen unseres Herrn Jesus Christus, der Mensch geworden ist, um uns zu erlösen; der Mensch geworden ist, damit auch wir Mensch werden…

FÜRBITTEN

Gott des Lebens, du hast Maria, das Mädchen aus Nazareth, auserwählt, die Mutter des Erlösers zu werden. 
Du hast ein Herz für die Armen, für uns, für alle…und willst, dass wir an einer gerechten Welt mitbauen. Für dich ist nichts unmöglich.
Wir brauchen deine Möglichkeiten, wenn wir mit unseren am Ende sind:

Wir bitten dich, lass uns verweilen bei deinem Wort, wenn wir selbst keine Worte mehr finden.

Wir bitten dich, lass uns verweilen bei Menschen, die unsere Zeit und unsere Hilfe brauchen.

Wir bitten dich, lass uns verweilen bei uns selbst, wenn Stress, Arbeit, Frust oder Angst uns überwältigen wollen.

Wir bitten dich, lass uns verweilen – wie MARIA – und hinhören, auf dein Wort und hinschauen auf unser Leben.

Wir bitten dich, lass uns verweilen bei unserem guten Willen, füreinander da zu sein, lass diese Gedanken zu Taten und zum Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit werden.

Wir bitten dich, lass uns verweilen an unseren Gräbern, uns erinnern an unsere Verstorbenen, dankbar sein für ihr Leben unter uns, wissend, dass sie bei dir geborgen sind für immer.

Gott des Lebens, du wendest das Böse zum Guten, das Heillose zum Heil, das Zerbrochene zum Ganzen.
Du führst alles zum Ziel – schon heute und einst in deiner Ewigkeit. Amen.

SCHLUSSTEXT

MARIA

Bist du bereit,
dich gegen alle Erwartung
auf den Weg zu machen?
Wirst du deinem Sohn
gegen alle Erfahrung
vom Heil erzählen,
bis er selbst davon träumt?

Bist du Frau genug,
dem Josef zu sagen,
dass du mit ihm leben willst,
er aber über dieses Kind
nicht bestimmen darf?

Bist du bereit,
ihn gehen zu lassen,
wenn seine Zeit gekommen ist?

Darf dein Sohn ganz Gottes Sohn sein,
nicht der deine?
Familienbande wird er einst sprengen.
Alle Konventionen
werden ihm unwichtig werden.

Um Gottes Willen,
willst du Gottes Sohn gebären,
in diese Welt hinein?

Leise nur,
die Angst war deutlich zu spüren,
dennoch sprach sie – MIRIAM –
und der Engel lächelte:

„Ich bin die Magd des Herrn,
mir geschehe, wie du gesagt.“

Michael H. F. Brock