Eine Zusammenfassung über die Geschichte der Pfarre Andelsbuch.

Diedo steht ganz am Anfang der Geschichte unseres Dorfes          

Diedo - Kirchenfenster

Eng mit der Geschichte unseres Dorfes, ja des ganzen Bregenzerwaldes, und eng verbunden mit der Geschichte von Verwurzelung des Glaubens in der Bevölkerung hier, war und ist die Person des seligen Diedo.

Seine Ursprünge liegen weit zurück. Wir haben aus dieser Zeit wenig gesicherte Daten über ihn. Eine wichtige und sichere Quelle ist allerdings die Chronik des Klosters Petershausen bei Konstanz, die uns vom Einsiedler Diedo berichtet, der im Waldgebiet von Andoltisbuoch gelebt hat und hier im Jahre 1080 gestorben ist. Die Geschichte erzählt, dass er einer Bregenzer Grafenfamilie entstammt. Die selige Ilga (mit Schwarzenberg eng verbunden) und der selige Merbot (mit Alberschwende eng verbunden) waren seine Geschwister.

In dem Buch "Die drei seligen Geschwister Merbot, Diedo, Ilga" (Bregenz 1913) wird beschrieben, wie Diedo den Glanz seines gräflichen Hauses verlässt und sich in die Einsamkeit und Wildnis zurückzieht. Diedo will als Einsiedler Gott dienen. Es wird überliefert, dass er eine kleine Zelle und ein Bethaus errichtet hat. Über dem Grab von Diedo wird schon sehr bald eine kleine Kirche gebaut. Sein Andenken reicht bis in unsere heutige Zeit herauf. Seinen Gedenktag begehen wir am 15. März. Spätestens vom 15. Jahrhundert an, höchstwahrscheinlich schon vom 12. Jahrhundert, wurde Diedo (gemeinsam mit Merbot und Ilga) vom gläubigen Volk als Seliger verehrt. Der fromme Lebenswandel bildete die Grundlage für die Verehrung. "So darf wohl Diedo nebst Merbot
und Ilga ohne Bedenken als Selige verehrt und um ihre Fürbitte bei Gott angegangen werden." (Pfarrchronik, Band 11)

Bei der Neugestaltung und Renovierung der Pfarrkirche im Jahr 1973 beachtete man die in der Pfarrchronik enthaltenen Angaben und stieß tatsächlich auf eine besondere Grabstätte und - wie sich bei weiteren Untersuchungen herausstellte - auf die Gebeine des seligen Diedo. Von 1718 an ruhten sie an dieser Stelle. Eine eigene Genehmigung zur Übertragung der Gebeine an einen neuen Begräbnisort ("Licentia translationis S. Ossium B. Diedonis") war dazu von Seiten der kirchlichen Behörde aus Konstanz erforderlich. In der Pfarrchronik ist diese Erlaubnis abgeschrieben worden. Sie wurde vom damaligen Administrator, Andreas Feurstein (einem gebürtigen Bezauer) erteilt.

Das Übertragen der Gebeine hatte zur Folge, dass die Verehrung des seligen Diedo im Lauf der Zeit stark zurückging. So schreibt Pfarrer Richard Vetter in der Pfarrchronik: "So ist also von der früheren, sehr alten und sehr namhaften religiösen Verehrung des seligen Diedo ein Stück ums andere verschwunden: Seine Kapelle, sein Fest, seine Bruderschaft. Aber auch sein Grab ist unsichtbar geworden, ja man kann wohl sagen, aus dem Gedächtnisse der Andelsbucher verschwunden, es war auch kaum anders möglich: Aus den Augen aus dem Sinn."

Zusätzlich verstärkt wurde dieser Rückgang in der Verehrung noch dadurch, dass Kaiserin Maria Theresia von Papst Clemens XIV. im Jahr 1771 in einem Brief erwirkte, dass jeweils nur noch der Hauptpatron bzw. die Hauptpatrone einer Kirche gefeiert werden durften, also in Andelsbuch nur mehr die heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus.

Das Fest des seligen Diedo musste also fallen, wenn es nicht schon früher gefallen war. Nach mehr als 250 Jahren - am 21. März 1973 - sind bei verschlossenen Kirchentüren die Gebeine des seligen Diedo aus der bisherigen Grabstätte heraus genommen worden. In einem Kupferschrein wurden dann seine Reliquien im neuen Volksaltar wieder bestattet.

Im Juni 2001 erhält der Kupferschrein, der die Reliquien des seligen Diedo enthält, wieder einen neuen Platz. Durch die Umgestaltung des Altar- und Ambobereiches wurde auch die Grabstätte für den seligen Diedo in die Überlegungen mit einbezogen. Ausgerichtet auf die Längsachse der Kirche wird der selige Diedo im unmittelbaren Altar- und Ambobereich beigesetzt. In den Boden eingelassen, erinnert eine Steinplatte, auf der sein Name steht, dass hier sein Grab ist.     

Diedo - Grabfund
Auffindung des Grabes und der Reliquien des seligen Diedo, 21.3.1973

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Zur Geschichte unserer Kirche       
Umbauten, Zubauten, Renovierungen – Geschichte und Geschichten

Der Gedanke und die Arbeit von „Kirche bauen“ ist nicht eine Erfindung von uns heute Lebendenen. Sie ziehen sich als wichtiges und immer wieder vorkommendes Thema mit jeweils unterschiedlicher Schwerpunktsetzung – mit den beiden Aspekten von Kriche als Gebäude und dem Aufbau von Pfarrgemeinde – durch die verschiedenen Zeiten wie ein roter Faden.

Auch wenn „unser“ Diedo als Einsiedler hier lebte, benötigte er doch einen kleinen Unterschlupf. So errichtete er zudem ein Bethaus. Das ist seine Grundausstattung, die er sich zuerst einmal bauen musste. Von allem Anfang an ist das Wirken des seligen Diedo, seine Einsiedelei und im besonderen sein Nachwirken über den Tod hinaus eng
verbunden mit der Geschichte des Klosters Mehrerau und der Geschichte des Klosters Mehrerau und der Geschichte des Klosters Petershausen bei Konstanz. Die Chronik dieses Klosters, die um das Jahr 1156 abgeschlossen wurde, bildet eine zuverlässige Quelle über die Anfänge der Klostersiedlung zu Andelsbuch und der Mehrerau.       

Diedo - alte Darstellung
Eine der ältesten Darstellungen des seligen Diedo, 1913

... im Waldgebiet von Andelsbuch

In dieser Chronik heißt es: „Von Andelsbuch. Es lebte ein Einsiedler namens Diedo.
Dieser hatte sich ein Bethaus und eine Wohnstatt im Waldgebiet von Andelsbuch – in saltu qui vocatur Andoltisbuoch – gebaut und ringsum Neugereut geschaffen. So schienen ihm dieser Ort geeignet für den Dienst des Herrn. Nachdem aber dieser Einsiedler im Herrn entschlafen war, bat Graf Odalrich den ehrwürdigen Abt Theoderich, er möge dort ein Klösterchen erbauen und das klösterliche Leben einrichten... Unter viel Mühe und
großen Kosten errichtete er aus Brettern eine Kapelle und ein Kloster, das er zu Ehren des hl. Apostels Petrus einweihen ließ. Dann sandte er geeignete Brüder dorthin und gab ihnen als Vorsteher den bereits genannten Meinrad. Nachdem sie bereits eine Weile dort drinnen gelebt hatten und sich die Zahl der Brüder vermehrt hatte, die Lebensmittel und die anderen notwendigen Dinge wegen der Länge und Beschwerlichkeit des Weges jedoch kaum herangereicht werden konnten , da das Kloster zu tief im Walde lag, beschlossen die Brüder die Verlegung des Klosters nach Bregenz, wo sie leichter ihren Bedarf decken konnten.“ (Chronik von Petershausen III, 24).

Es wird an dieser Stelle auch deutlich, wie schnell das Bethaus und die Behausung von Diedo zu klein wurden und dem Anspruch, dort ein Klösterchen zu errichten, nicht mehr genügte. Aus Brettern wurden eine Kapelle und ein Kloster gebaut. Dabei wurde die Kirche sehr wahrscheinlich über dem Graf des seligen Diedo errichtet. Die Tradition erzählt, wie über dem Grab Diedos unter dem Chorbogen ein Altärchen stand, das man Kreuzaltar nannte. In diese Einsiedelei wurde eine Gemeinschaft von geeigneten Brüdern gesandt. Ganz der benediktinischen Tradition verpflichtet, widmeten sie sich dem Gebet und dem Gottesdienst, aber auch der Arbeit: dem Roden und dem Bearbeiten der Böden. Diese erste Zeit war offensichtlich sehr mühsam und hart. Das Kloster konnte sich nnicht selber erhalten, wesegen auf lanen und schechten Saumwegen Lebensmittel vom Stammkloster zugeliefert werden mussten. Relativ kurz nur lebten Mönche hier. Nach der Petershauser Chronik dürfte sich die Angab e „eine Weile lebten sie dort drinnen“ auf die Jahre nach 1086 bis 1092 beziehen. Die Entscheidung, das Kloster Andelsbuch wieder zu verlassen, wurde zur Geburtsstunde für das Kloster in der Mehrerau bei Bregenz. Andelsbuch und das Benediktinerkloster Mehrerau blieben aber nicht nur durch den Güterbesitz, sondern auch durch geistige, geistliche und seelsorgliche Hilfe und Unterstützung miteinander verbunden. Im Laufe der Geschichte sind es immer wieder Patres aus der Mehrerau, die hier Seelsorge tun.

Zur Pfarre erhoben 
Bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts (1150 oder 1180) wurde Andelsbuch zur Pfarre erhoben. Andelsbuch ist demnach die älteste Seelsorgekirche im hinteren Bregenzerwald. In einer Bulle (einem päpstlichen Schreiben) von Papst Honorius III. aus dem Jahre 1223 wird der Ort Andolsbuoch (gemeinsam) mit Lingenau) als im Besitz der Mehrerau befindlich aufgelistet.

Um die Mitte des 15. Jahrhunderts fiel die alte Kirche wahrscheinlich einem Brand zum Opfer. Im Jahre 1468 (eventuel 1488) wurden bedeutende bauliche Veränderungen an der Kirche vorgenommen. Gelegentlich wurde überhaupt von einem Neubau gesprochen. Diese neue Kirche wurde dann aus Stein gebaut. Härter bzw. verhärteter entwickelte sich in dieser Zeit auch die Beziehung der Gemeinde zu den Pfarrern und zum Kloster Mehrerau. So wurden Anfang des 16. Jahrhunderts aus Andelsbuch Klagen laut, „dass sich die Mönchspriester zu wenig um die Seelsorge der bäuerlichen Bevölkerung kümmerten“ (aus: Heimatbuch Andelsbuch, s.96).

Wie so oft sind die Verwaltung der Güter, das Bewirtschaften der Pfründe, die verpflichtete Abgabe von Geld an den Abt der Mehrerau und (zusätzlich noch) an den Bischof, ziemlich handfeste Gründe dafür, dass die Wirksamkeit von „Kirche bauen“ – im Sinne von Verkündigung und Ermutigung der Bevölkerung zum christlichen Glauben – doch sehr beeinträchtigt wurde. Die 1468 neu- bzw. umgebaute Kirche hat ihren Dienst wohl bis zum Jahre 1718, also 250 Jahre, tun müssen; jedenfalls berichtet keine Urkunde von einem anderen Kirchenbau in dieser Zeit. Dann aber konnte si der größer gewordenen Gemeinde nicht mehr genügen. (Pfarrchronik I). Allerdings wurde die Dringlichkeit eines Neubaus unterschiedlich eingeschätzt.   

Kirchenansicht - Skizze    

Skizze der Eingangsseite unserer Kirche, 1862

„vil zu eng und unformblich“

So war der Bau der Kirche in den Jahren 1710 bis 1718 von heftigen Diskussionen begleitet. Peter Düringer, ein gebürtiger Andelsbucher und von 1685 bis 1714 Pfarrer in seiner Heimatgemeinde, betrieb sehr stark einen Neubau der Kirche. 
Am 20. Mai 1710 schrieb er an den Domherrn Ignaz von Bildstein in Konstanz: „Es ist Euer Hochw. Schon von selbsten bekannt, dass unsere Pfarrkirchen zue Andelspuech vil zu eng und unformblich (bevorab im wieder beysamen), also zwar, dass weder santissima Eucharistia ehrerbietig kann ausgethailt, noch auch die Priester von herunahenden unruhigen Bueben ohne Störung das hochhl. Messopfer verichten können... Die Pfarrkirchen zue Andelspuech sollte erweithert werden gegen Mittag umb 10 Schuh. Item der Chor gegen Auffgang umb 10 Schuh. Das Frontispicium gegen Niedergang, wie auch die Seithen gegen Mitternach bleiben stehen doch muß man in die Höhe 6 Schuh darauffsetzen; der Dachstuel wirdt überall new.“ (Rapp;IV, S. 532f).

Der aus Au gebürtige Barockbaumeister Ignaz Beer wurde mit dem Kirchenbau beauftragt. Es entsteht eine schöne, kostbare und dennoch nicht allzu ausladende Barockkirche. In der Pfarrchronik (I, Kap. 8) schrieb Pfarrer Vetter von einer Kirche, die "im romanischen, mit fremden Zutaten vermischten Stil" ausgestaltet wurde. (mit dem Wort "romanisch" wird das Vorbild der römischen Architektur gemeint sein) Der Grundbestand dieser barocken Stuckarbeit wurde durch die Renovierung in den Jahren 2000/2001 wieder neu zur Geltung gebracht.

Andachtsfrömmigkeit

Ein ganz neuer Gedanke von "Kirche bauen" kam in der barocken Frömmigkeit zum Tragen. Das Verständnis der Heiligen Messe war damals ganz stark auf die Andachtsfrömmigkeit bezogen. Für die Gläubigen war es einzig und allein entscheidend, bei der Messe anwesend zu sein. Auf Möglichkeiten, den Gottesdienst aktiv mitfeiern zu können, mussten beim Bauen überhaupt nicht berücksichtigt werden. Die Kirchenbänke, die den überwiegenden Teil der Kirche belegten, wurden zu den bestimmenden und die Richtung vorgebenden Einrichtungsgegenstände.
Am 6. Mai 1728 wurde die Pfarrkirche durch Franz Johann Anton, Weihbischof und Generalvikar des Fürstbischofs von Konstanz konsekriert.      

Datierung des Kirchenbaus   
Datierung des Kirchenbaus in der Gewölbedecke

Verlängerung der Kirche 1862

Seit 1718 war die Kirche wieder zu klein geworden. Es mussten Überlegungen angestellt werden, wie sie vergrößert werden konnte. Für die Verlängerung zeichnete der damalige Pfarrer und Dekan Ignaz Meusburger verantwortlich. Durch einen Zubau wurde die Kirche im Inneren um sieben Meter länger und bekam auf jeder Seite des Kirchenschiffs ein viertes Fenster dazu. Die Stukkaturen an den Wänden und an der Decke wurden auch am neu angebauten Teil angebracht, die alten Altäre entfernt und durch neuromanische Altäre, die eigentlich nicht zum Stil der Kirche passten, ersetzt.
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurden immer wieder kirchenbauliche Maßnahmen, was das Gebäude als auch sowohl die Seelsorge betrifft, gesetzt. Zur Stärkung des Glaubens wurden Missionen angesetzt; oft waren es Höllenpredigten, welche die Gläubigen zur Besinnung bringen sollten. Der Grundtenor der Verkündigung lag stärker auf dem Handeln aus dem Glauben aus Angst und Furcht vor möglicher Verdammung. Der Kirchgang war noch unhinterfragte Pflicht. Auch gesellschaftlich gab es - zumindest nach außen hin - keinen Spielraum.

Liturgische Reformbewegungen

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts bahnten sich bereits Veränderungen an. 
Liturgische Bewegungen entstanden. Aus Gottesdienstbesuchern wollten Mitfeiernde werden, welche die Texte der Bibel und der Messe in ihrer eigenen Sprache hören können. 
Das Zweite Vatikanische Konzil (1962/65) griff diese großen Bewegungen auf und versuchte, einer veränderten gesellschaftlichen und damit auch kirchlichen Situation Rechnung zu tragen.

In der neuen, befreienden, ermutigenden Bewegung, die durch das Konzil ausgelöst wurde, wurden viele Kirchen verändert, umgestaltet und umgebaut. Als ein sichtbares Zeichen der "Umkehr" und der sehr großen Veränderungen in der Liturgie, wurden sogenannte "Volksaltäre" aufgestellt. Sie eröffnen nach Jahrhunderten einer anderen Praxis ein neues Mitfeiern der Heiligen Messe: Die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde versammelt sich, gemeinsam mit dem Priester, um Altar und Ambo.    

Neugestaltung Altarbereich
Altarbereich wird neu gestaltet

Nachdem manche Überlegungen und bereits gezeichnete Pläne für einen Umbau bzw. Zubau zur bestehenden Kirche beiseite gelegt wurden, wurde die Neugestaltung der Kirche in den frühen 70er Jahren in Angriff genommen. Die Umgestaltung der Kirche war ein deutliches Beispiel für die großen Veränderungen, die sich in 
der Kirche und vor allem auch im Verständnis der Liturgie ergeben haben. 
Pfarrer Josef Manser versuchte sehr leidenschaftlich, die Bewegung des Konzils aufzugreifen: Kirche und Pfarrgemeinde sind Volk Gottes; verschiedene Dienste, die Laien ausüben dürfen, wurden eingeführt; der neue Volksaltar und der Ambo wurden in den Chorbogen gestellt und alles, was den Blick oder die Aufmerksamkeit dorthin verstellen konnte, wurde entfernt. Es war eine gewaltige Veränderung, die hier geschah; sie wirkt bis heute nach. Die Feier der Eucharistie rückte in den Mittelpunkt. Ein einziger Altar als Symbol für Jesus Christus in der Kirche war ausreichend.

Der Tabernakel wurde wie ein Eckstein in den Chorbogen eingesetzt. In den ursprünglichen Raum des Presbyteriums kamen Kirchenbänke. Der Gedanke, sich rund um den Altar zu versammeln ist hier schon vorbereitet. Am 30. Juni 1974, zum Patroziniumsfest der heiligen Petrus und Paulus, wurde der neue Volksaltar 
von Herrn Bischof DDr. Bruno Wechner aus Feldkirch geweiht und die Gebeine des seligen Diedo im Altar beigesetzt.       

Grundriss Kirche

Die Skizze „Andelsbuch Pfarrkirche, Grabung April 1973“ (oben) zeigt drei wichtige Phasen in der Baugeschichte unserer Kirche auf, die von Herrn Gerard  Kaltenhauser vom Bundesdenkmalamt wie folgt beschrieben werden:

Phase 1: Das ist die älteste fassbare Kirche; das Innenmaß des Kirchenschiffes beträgt 
17 m x 7,5 m und es hat ein quatratisches Presbyterium mit den Maßen 
von ca. 4,5 m x 4,5 m.

Phase 2: Hier lässt sich ein längeres Umbaugeschehen entdecken; Vergrößerung des Presbyteriums; Anbau des Turmes; die Erweiterung des Kirchenschiffes nach Süden mit einer neuen Westmauer; diese ist im Plan falsch dargestellt; sie gehört zur Phase 3.

Phase3: Dazu zählt der heutige Baubestand; wobei die westliche Verlängerung des Schiffes in der Zeit von 1844 bis 1864 erfolgte.

Die zeitliche Einordnung der beiden ersten Bauphasen ist sehr schwierig; aufgrund von Vergleichen mit anderen Kirchen vermutet Herr Kaltenhauser, dass die erste Bauphase in das 12. Jahrhundert gelegt werden kann; die zweite Bauphase lässt sich aufgrund der äußeren Form im späten 15. Jahrhundert annehmen und die dritte Bauphase kann urkundlich auf die Zeit 1710 bis 1718 eingeschränkt werden.


Tisch des Wortes - Tisch des Brotes

In den Jahren 2000 und 2001 wurde wieder eine Neugestaltung des Innenraumes der Kirche notwendig. Die gesamtkirchlichen Entwicklungen - gerade auch was das Verständnis der Eucharistie betrifft - gehen weiter. Was in der vorigen Renovierung mutig vorbereitet wurde, wurde jetzt im pfarrlichen Bauausschuss weitergeführt. Aus der architektonischen Engstelle des Chorbogens wurden Altar und Ambo weiter nach vorne geholt. Auf dem neuen Altarbereich wurde in der Achse der Kirche der selige Diedo bestattet. Eine Grabplatte mit seinem Namen erinnert an ihn und hält sein Gedenken wach.

Altar und Ambo, deren Entwurf und Ausführung wir dem Künstler Albrecht Zauner verdanken, wurden auf dem Altarbereich so angeordnet, dass die Bedeutung beider Verkündigungsorte deutlich(er) wird. Der Tisch des Wortes und der Tisch des Brotes, wie es bereits das letzte Konzil vor über 35 Jahren formuliert hat, soll den Gläubigen reichlich gedeckt werden. Direkt oberhalb des neuen Altarbereichs - kein Zufall! - ist das Deckengemälde vom Letzten Abendmahl dargestellt. In der Feier der Eucharistie tun wir, was Jesus damals mit den Seinen getan hat.

Durch die Entscheidung, den Hochaltar wieder zu restaurieren und am ursprünglichen Platz aufzustellen, konnte auch der Tabernakel aus dem Chorbogen entfernt werden. Im Bereich des Presbyteriums ist der neue Taufstein aufgestellt wor- den. Albrecht Zauner hat ihn so gestaltet, dass aus einem Taufbrunnen mit fließendem Wasser getauft werden kann - ein sprechendes Zeichen dafür, dass wir mit der Taufe hineingenommen sind in den "Strom des Lebens", von dem in Rom schon eine Inschrift aus dem 5. Jahrhundert in der Taufkapelle von S. Giovanni in Laterano ausdrücklich spricht.       

Modell
Modell des neuen Altar- und Ambobereichs vor dem Chorbogen

"Raum schafft Verhalten"

Kirche bauen" ist eine Herausforderung, die sich in allen Jahrhunderten vom Gebäude und in besonderer Weise von der Seelsorge her gestellt hat. Durch die Beschäftigung mit unserer eigenen Bau- und Kirchengeschichte, durch viele Diskussionen und Gespräche und durch das Nachlesen von theologischen und liturgischen Hintergründen, habe ich viel gelernt und u.a. auch festgestellt, wie sehr Räume sich auf das Feiern auswirken und wie sehr auch unser Glaube und unsere Vorstellungen von Gottesdiensten sich in der Art zu Bauen nieder-schlagen.

Ein Buch von Klemens Richter "Kirchenräume und Kirchenträume - Die Bedeutung des Kirchenraums für eine lebendige Gemeinde" hat mich in vielen Überlegungen sehr unterstützt. Der Liturgiewissenschaftler aus Münster/Westfalen schreibt: "Der gottesdienstliche Raum ist Ort der Feier des Glaubens von Kirche und Gemeinde. An Feier- und Raumgestalt lässt sich erkennen, wie eine Gemeinde ihren Glauben zum Ausdruck bringt und wie sich selbst versteht. Liturgieverständnis und Gemeindeverständnis, Liturgie und Ekklesiologie entsprechen einander. Noch immer stehen viele Gemeinden vor der Aufgabe, das vom Konzil Angestoßene zu verwirklichen, eben damit es kein Traum bleibt."

Ich wünsche uns als Pfarrgemeinde, dass wir an unserer Kirche bauen, sie für unser Beten und Feiern nützen und uns selber als "lebendige Steine", verstehen, die sich einsetzen und sich verwenden lassen, um Gemeinde und Kirche zu bauen.

Edwin Matt, Missio Diözesandirektor in Vorarlberg

(verwendete Literatur: Pfarrchronik, L. Rapp – Beschreibung des 
Generalvikariates Vorarlberg, Band IVm Brixen. 1902; Festschritt 900 Jahre 
Andelsbuch; Klemens Richter – Kirchenraume und Kirchenträume, Freiburg 1998)