Österliche Liebe beschreibt eine tiefe Verbundenheit - jenseits von Besitzenwollen oder Festhalten. Diese Liebe macht frei und lässt frei.

Jesus sagte zu ihr: Maria!
Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.
Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.
Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.
Joh 20,17

Gedanken zur Bibelstelle

Im Lukasevangelium lädt der Auferstandene die Jünger ein, ihn anzufassen. „Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an“ (Lk 24,38f). Bei Johannes erklärt der Auferstandene der Maria von Magdala, die nach ihm fassen will: Halte mich nicht fest.
Lukas erklärt seinen Zuhörern bzw. Lesern, dass der Auferstehungsglaube kein Akt im „luftleeren Raum“ ist. Er braucht eine fassbare Grundlage. Er ist auf Erfahrung angewiesen. Es ist Aufgabe von verkündenden Menschen solche Zugänge aufzuzeigen, bei denen der Auferstandene praktisch „fassbar“ wird.
Johannes hebt einen besonderen Akzent des Osterglaubens hervor. Maria von Magdala hat im Vorfeld der Passion bereits ihre Liebe gezeigt. Es gibt in der Liebe die Gefahr, dass der liebende Mensch zu klammern beginnt oder besitzergreifend wird. Johannes lädt zu einer österlichen Liebe ein, die frei gibt, die ins Leben entlässt, die ein Klammern und ein in Besitznehmen wollen vermeidet. Es ist die Basis einer neuen, tiefen Verbundenheit.

Anregung zur österlichen Haltung: Liebe lässt los

  • Betrachte vor dem Hintergrund des Gedankens – die Liebe lässt los – deine nahen Beziehungen.
  • Bei wem ist Vorsicht geboten, dass ich nicht zu sehr festhalte?
  • Vermutlich habe ich schon öfters losgelassen. Was wurde mir dadurch geschenkt? Welche neuen Erfahrungen wurden möglich?

Weitere Impulse und Kommentare zu den Sonntagslesungen von Erich Baldauf finden Sie unter www.bibellabor.at