Der Tod geliebter Menschen hinterlässt sein Umfeld in einer Grenzsituation: Viele Angehörige wollen sich von den Verstorbenen in ihrer ganz individuellen Weise verabschieden. Um dieses Bedürfnis herum ist ein Markt entstanden. Mit dem Projekt „Menschen gut in den Grenzsituationen begleiten – Umgang mit Tod und Trauer in den Pfarren“ stellt sich die katholische Kirche in Vorarlberg dieser Herausforderung.

Rosenkranz, Auferstehungsgottesdienst und Beerdigung auf dem Gemeindefriedhof ist in vielen Gemeinden in Vorarlberg noch die Regel – oft ist das halbe Dorf dabei. Für die meisten Priester und SeelsorgerInnen sind Bestattungen ein wichtiger Teil ihrer Arbeit, die sie gerne machen und die sie wichtig finden, denn unser Glaube bietet den Trauernden Trost. Darüber hinaus sind Begräbnisfeiern auch eine pastorale Chance: Selten hat ein Seelsorger oder eine Seelsorgerin mehr und unterschiedlichere Menschen vor sich.

Wandel der Trauer- und Bestattungskultur

Doch lange nicht mehr alle wollen eine traditionelle kirchliche Beerdigung – etwas, worauf sich vor allem Bestatter und Ritualbegleiter eingestellt haben: Sie gestalten eigene Verabschiedungsrituale in neuen Räumen und Formen. Auch die Pfarren werden vermehrt mit individuellen Ansprüchen seitens der Trauerfamilien konfrontiert. Manche Gespräche sind hier schwierig. Und wie steht es mit den Ausgetretenen und so genannten stillen Begräbnissen? Soll man auch den RitualbegleiterInnen die Kirchenräume öffnen? Und wenn ja, unter welchen Umständen?
Den meisten ist klar: In der Trauer- und Bestattungskultur geht ein gewaltiger Wandel vor sich, der auch im Land und vor der Kirche nicht halt machen wird. Die Frage ist: Wie gehen wir in der Kirche damit um?

Projekte in Pfarren

Es gibt also viele Gründe für Pfarren, sich mit den gesellschaftlichen und religiösen Entwicklungen rund um Tod und Trauer auseinanderzusetzen. Die diözesane Liturgiekommission hat daher ein mehrjähriges Projekt beauftragt: „Menschen gut in den Grenzsituationen begleiten – Umgang mit Tod und Trauer in den Pfarren“. Der Fokus wird auf den Pfarren und Seelsorgeräumen in ihrer Unterschiedlichkeit liegen. Bis 2019 werden drei Pilotprojekte vor Ort durchgeführt: zwei Pfarrverbände (Hohenweiler-Hörbranz-Möggers und Gantschier, Schruns, Silbertal, Vandans, Tschagguns) und ein Seelsorgeraum (Bludenz) führen begleitete Prozesse nach dem Schema „Sehen – Urteilen –Handeln“ durch. Das Ziel: die Situation gut wahrnehmen, urteilen, welche Maßnahmen notwendig und gut sind und kleine Entwicklungsschritte setzen. Das Gespräch mit den BestatterInnen, aber auch mit den Einrichtungen der Caritas (Pfarrcaritas, Hospiz, TrauerbegleiterInnen) und anderen möglichen Netzwerkpartnern kann und soll Teil dieser Projekte sein. Zwei Pilotprojekte haben im Frühjahr 2017 bereits begonnen, eines wird 2018 durchgeführt werden.

Über die Grenze schauen

Parallel dazu steht die Recherche: Welche besonders gute und zukunftsweisende Ideen gibt es in den Pfarren in Vorarlberg und in anderen Diözesen? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es?
Sowohl die Prozesse in den Pfarren als auch unsere Recherchen fließen in eine Tagung zum Thema ein, die wir am 8. März 2019 in St. Arbogast durchführen werden.
Ein weiterer Teil des Projekts wird gezielte Personalentwicklung im Bereich der Begleitung von Trauernden sein.

Ein weiter Horizont

In weiterer Folge sind ab 2019 möglichst viele Pfarren eingeladen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wenn eine Pfarre sich auf das Thema einlassen möchte, wird sie durch die Diözese unterstützt. In der Wahl der Form sind die Pfarren ganz frei:

  • Reguläre Sitzungen, Klausuren im PGR oder den Teams zu Tod und Trauer
  • Inhaltliche Impulse zu neuen Ideen rund um Totenwachen, Beerdigungsgottesdiensten und die Trauerpastoral im Allgemeinen
  • Gespräche mit Beteiligten (Bestatter, Hospiz, Pfarrcaritas….)
  • Erarbeitung von Umsetzungsschritten
  • Gerne gestalten wir auch eine Einheit in PGR-Sitzungen oder Dekanatskonferenzen zum Thema.

Weiterführendes und Termine

  • 20. Oktober 2017: Totenwacheschulung Bludenz, Bestattungshaus Feuerstein
  • 8. März 2019: Diözesane Tagung zum Umgang mit Tod und Trauer in den Pfarren im Bildungshaus St. Arbogast
  • Informationen und praktische Tipps rund um Tod und Trauer finden sich in unserer Homepage unter dem Thema "Trauer"

Kontakt

Für Informationen rund um das Projekt „Umgang mit Tod und Trauer in den Pfarren“ stehen der Projektleiter Hans Rapp (T 05522 3485-145-1145; E hans.rapp@kath-kirche-vorarlberg.at) und der Liturgiereferent Matthias Nägele (T 05522 3485-216; E matthias.naegele@kath-kirche-vorarlberg.at) gerne zur Verfügung.