Im vierten Impuls können wir von den hinduistischen Menschen lernen, die Toleranz und die Vielfalt der spirituellen Wege zu schätzen und in das göttliche Geheimnis einzutauchen.

 

aus dem Konzilstext "Nostra Aetate (2,1)

Von den ältesten Zeiten bis zu unseren Tagen findet sich bei den verschiedenen Völkern eine gewisse Wahrnehmung jener verborgenen Macht, die dem Lauf der Welt und den Ereignissen des menschlichen Lebens gegenwärtig ist, und nicht selten findet sich auch die Anerkenntnis einer höchsten Gottheit oder sogar eines Vaters. Diese Wahrnehmung und Anerkenntnis durchtränkt ihr Leben mit einem tiefen religiösen Sinn. Im Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Kultur suchen die Religionen mit genaueren Begriffen und in einer mehr durchgebildeten Sprache Antwort auf die gleichen Fragen.
So erforschen im Hinduismus die Menschen das göttliche Geheimnis und bringen es in einem unerschöpflichen Reichtum von Mythen und in tiefdringenden philosophischen Versuchen zum Ausdruck und suchen durch aszetische Lebensformen oder tiefe Meditation oder liebendvertrauende Zuflucht zu Gott Befreiung von der Enge und Beschränktheit unserer Lage.

 

Persönliche Aktualisierung
von Antony Payyapilly

Ich schätze den Hinduismus sehr und kenne ihn von der Praxis, weil ich viele Hindu-Freunde habe. In meiner Schulklasse gab es zwei Christen, drei Muslime und viele Hindus. Sie haben mich in ihre Tempel mitgenommen und so konnte ich alle Feste, wie z.B. Hochzeiten, Tempelfeste und Feuerbestattung kennen lernen. Interessant war die gelebte gegenseitige Gastfreundschaft und Solidarität an Festtagen.

Die indische Philosophie ist für mich sehr beeindruckend, weil Hindus eine tiefe Spiritualität leben. Hindus kommen ohne Religionsoberhaupt und zentrale Dogmen zurecht. Es gibt viele verschiedene Auffassungen und Schulen, auch die monotheistische Form. Ich lerne von ihnen die Toleranz und die Offenheit für eine pluralistische Gesellschaft. Besonders schätze ich, dass sie große theologische Weisheiten mit einfachen Bildern erklären. Für Hindus sind der Schöpfer und die Schöpfung eins. Es ist vergleichbar mit einem Tänzer und seinem Tanz.

Ritual - Das Sonnengebet

Der „Gruß an die Sonne“ besteht aus zwölf Yogaübungen, die einer gleichmäßigen Übung bedürfen und den ganzen Körper lockern. Es wird in der Morgendämmerung gebetet, während man sich der Sonne oder dem Osten zuwendet. Die Bewegungsfolge besteht aus einer Reihe von Gebetshaltungen an die Sonne, die für Gesundheit und ein langes Leben sorgen sollen. In aller Freiheit sind auch einzelne Haltungen durchführbar.

• Stehen
• Die Arme der Sonne entgegenstrecken
• Sich tief zur Erde neigen und Arme bis auf den Boden strecken
• In die Hocke gehen
• Liegestütze
• Flach auf den Boden / auf der Erde liegen
• Dann über eine Drehung kurz auf dem Boden sitzen bleiben
• Die Übungen in umgekehrter Reihenfolge und im eigenen Tempo wiederholen bis zum Stehen

Das Symbol (Bild rechts)

Das Om setzt sich zusammen aus den drei Urklängen a, u und m, aus denen das ganze Universum entstand. Es bezeichnet die höchste Gottesvorstellung, das formlose Brahman, die unpersönliche Weltseele.

Dieses heiligste aller Mantren dient der mystischen Verbindung mit den Göttern Vishnu, Shiva, Brahman oder anderen Gottheiten.

(Texte aus der Broschüre "Die Sonne geht über allen auf")