Im Herbst gibt es wiederum ein Arbeitsheft für alle spirituell Interessierten, dieses Mal auf der Grundlage des Konzilsdokuments „Nostra aetate“. Die Broschüre heißt „Die Sonne geht über allen auf“ und steht für pfarrliche Gruppen, Exerzitien-, Pilger- und Bibelgruppen zur Verfügung.

Dietmar Steinmair

Das Konzilsdokument „Nostra aetate“ ist eines der bedeutendsten in seiner Wirkungsgeschichte, hat es doch das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen zum Thema. Das Dokument - mit einer langen und umstrittenen Entstehungsgeschichte - wollte zunächst nur das Verhältnis zum Judentum klären. Letztlich ist es zu einem Grunddokument des 20. Jahrhunderts für den interreligiösen Dialog geworden.
„Die Kirche macht sich selbst zum Dialog“, schrieb der Konzilspapst Paul VI. „In der Theologie des Konzils hat dies seinen festen Anker in der Glaubensgewissheit“, so Pastoralamtsleiter Walter Schmolly in seinem Geleitwort zum neuen Arbeitsheft, „dass ‚Gottes Vorsehung, die Bezeugung seiner Güte und seine Heilsratschlüsse sich auf alle Menschen erstrecken‘ (Nostra aetate, Nr.1).“

Dialog

Zum Inhalt der neuen Broschüre: Die Sonne steht in den Religionen für Göttliches und für Licht, das allen leuchtet. Im dritten Erinnerungsjahr an das II. Vatikanische Konzil greift die Projektkoordinatorin Agnes Juen die Öffnung der Kirche zu allen Religionen und Andersdenkenden auf. „Der gegenseitigen Wertschätzung und der Haltung des Dialogs wollen wir Raum geben“, so Juen.
Die neue Broschüre befasst sich neben dem Christentum mit dem Judentum, dem Islam, dem Hinduismus und dem Buddhismus. Dazu kommt - quasi als biblischer Zuruf - die Jona-Geschichte, in der Gott allen Menschen seine bedingungslose Barmherzigkeit schenkt - für den selbstgerechten und zornigen Jona eine nicht leicht zu akzeptierende Tatsache. Wo kämen wir denn hin, wenn Gott die Sünder Ninives auch noch mit seiner Barmherzigkeit belohnt?

Im O-Ton

Das Besondere an der neuen Broschüre ist nun, dass engagierte Personen in Vorarlberg von ihren Erfahrungen mit anderen Religionen erzählen und dass Vertreter/innen der Religionen selbst zu Wort kommen. Sie stellen spirituelle Texte der Weltreligionen vor.
Darunter ist das „Sch’ma Israel“: „Höre Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ (Deuteronomium 6,4)
Oder die Sure 1 des Koran: „Im Namen Allahs des Erbarmers, des Barmherzigen. Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Schöpfung, dem Erbarmer, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tage der Abrechnung. Dich allein beten wir an und Dich allein bitten wir um Hilfe!“ Und ein Vers des Buddhismus lautet: „Tu gar nichts Unheilsames, und führe Heilsames umfassend aus, zähme deinen Geist vollständig, das ist die Lehre des Buddha.“

Die Broschüre „Die Sonne geht über allen auf“ ist ab Herbst 2014 erhältlich.

Zum Vormerken:
Zwei Impulstreffen

1. Impulstreffen.
Dimensionen und Facetten des Dialogs in der pluralen Gesellschaft. Mit Univ.- Prof. Dr. Roman Siebenrock und Dr.in Agnes Juen.
Mo 13. Oktober 2014, 19 - 21.30 Uhr,
Diözesanhaus Feldkirch

2. Impulstreffen.
Dialog mit anderen Religionen und Begegnung mit ihren spirituellen Quellen.
Mit DI Helmut Gassner (Buddhismus), DI Tal Yehiely (Judentum), Abdi Tasdögen MBA (Islam), Mag. Peter Mennel (Moderation Dialogmethode).
Mi 12. November 2014, 19 - 21.30 Uhr,
Diözesanhaus Feldkirch.

Die beiden Impulstreffen bauen aufeinander auf. Es gibt jeweils eine Einführung in die Broschüre mit praktischen Anregungen und einem speziellen Fokus.
Anmeldung bei Marianne Springer, T 05522/3485-205 E anmeldung@kath-kirche-vorarlberg.at

(aus KirchenBlatt Nr. 26 vom 26. Juni 2014)