Der Hirte ist ein wichtiges biblisches und kirchliches Motiv, das uns in der Advents- und Weihnachtszeit begegnet. Was wir mit dem Bild des Hirten verbinden können, beleuchtet Bibelreferent Erich Baldauf wöchentlich bis Weihnachten. Teil 2 von 5.

Erich Baldauf

Das Mama- und Papasein ist mehr als nur ein Kind zu haben. Stillen, Wickeln, Trösten, Ansprechen, Lachen und viel Zeit haben stehen am Anfang. Immer neue Aufgaben kommen hinzu, wenn die Kinder größer werden, krank sind, den Kindergarten oder die Schule besuchen, bis sie dann schließlich flügge sind.
Es sind unzählige Berufe, die eine Mama oder ein Papa ausüben: Managerin, Lehrer, Erzieherin, Tröster, Arbeiterin, Koch, Ärztin, Pfleger…

Ähnlich vielfältig ist das Hirte-Sein. Der Hirte führt die Schafe nicht nur zu den Weideplätzen und Wasserquellen. Als Hirte hat er dafür zu sorgen, dass sich keines verirrt oder verloren geht. Verletzte Tiere verbindet er. Vielleicht muss er ein Schwaches einmal ein Stück tragen. Manche bedürfen eines besonderen Schutzes, etwa die Mutterschafe oder Lämmer. Ein guter Hirte versteht es, die starken Tiere sogar noch weiter zu stärken (Jesaja 40,11). Das Hirte-Sein ist kein Beherrschen der Herde, sondern vor allem ein sozialarbeiterischer Dienst an den Anvertrauten.

Es sind die Propheten, die die politischen und religiösen „Hirten“ an diese vielfältigen, sozialarbeiterischen Aufgaben erinnern und sie einmahnen. Ezechiel richtet seine Worte an „selbsternannte Hirten“, die ihre Aufgabe missverstanden haben. Er lädt die Menschen ein, sich in dieser Situation an Gott selbst zu wenden und sich an ihm zu orientieren:

Ich, ich selber werde meine Schafe weiden und ich, ich selber werde sie ruhen lassen - Spruch GOTTES, des Herrn. Das Verlorene werde ich suchen, das Vertriebene werde ich zurückbringen, das Verletzte werde ich verbinden, das Kranke werde ich kräftigen. Doch das Fette und Starke werde ich vertilgen. Ich werde es weiden durch Rechtsentscheid. Ihr aber, meine Herde - so spricht GOTT, der Herr - , siehe, ich sorge für Recht zwischen Schaf und Schaf (Ezechiel 34,15-17a).

Mehr von Bibelreferent Pfr. Erich Baldauf finden Sie unter bibellabor.at