Alle zwei Jahre wird in Vorarlberg eine „Woche für das Leben“ begangen. Mit dieser Woche soll der Blick auf das Leben in all seinen schutzwürdigen und auch schutzbedürftigen Seiten gerichtet werden.

Meine Mutter wird heuer 86 Jahre alt. Es geht ihr noch sehr gut. Sie kann ihren Haushalt gut selbst bewältigen, ist gut zu Fuß und fährt sogar noch mit ihrem Auto. Sie genießt ihr Leben in Unabhängigkeit. Was ihr neben dem einen oder anderen Gebrechen manchmal zu schaffen macht, ist die Tatsche, dass immer mehr Menschen aus ihrem Bekanntenkreis sterben. Jeder Tod lässt sie etwas einsamer werden. Und mit jedem Tod lässt sich der Gedanke etwas schwerer beiseite schieben, dass auch das eigene Sterben irgendeinmal kommen wird. Vor einigen Jahren hat sich ein naher Verwandter von ihr das Leben genommen. Er hatte die Diagnose „Alzheimer“ bekommen. Das beschäftigte meine Mutter. Vor allem die Vorstellung, anderen „zur Last fallen“ zu können hat sie beunruhigt und sie hat sich gefragt, ob es denn nun stillschweigend von alten Menschen erwartet würde, sich rechtzeitig zu verabschieden. Eben um anderen nicht zur Last zu fallen. Mir hat das damals sehr weh getan.

Menschliches Leben ist unantastbar
Vor nunmehr elf Jahren, im Jahr 2005, hatte der damalige Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser die erste „Woche für das Leben“ in Österreich ins Leben gerufen. Er hatte damit auf die Eröffnung einer Abtreibungsklinik am Salzburger LKH reagiert und mit der „Woche für das Leben“ ein Zeichen setzen wollen: „Das menschliche Leben besitzt von Anfang an eine eigene Würde, ein eigenes Recht und einen eigenen Schutzanspruch, der durch die Rechte anderer oder besondere Umstände nicht aufgehoben werden kann", so der Erzbischof damals. Mittlerweile ist daraus ein fester Termin in allen österreichischen Bundesländern geworden. Die Initiative wird meist in die Woche um den „Tag des Lebens“ der Aktion Leben gelegt. Heuer ist es die Woche vom 29. Mai bis zum 5. Juni 2016.

Technologisches Fortschreiten
Rund um die Frage des Lebens – seines Anfangs, seiner Erhaltung und seines Endes – stellen sich mit dem rasanten technischen Fortschreiten immer brisantere ethische und philosophische Fragen. Erst kürzlich hat die britische Regierung grünes Licht zur Anwendung der neuen und umstrittenen Gentech-Methode Crispr/Cas9 für Grundlagenforschung an menschlichen Embryonen gegeben. Dass das Leben in all seinen Dimensionen unantastbar ist, ist ein Grundsatz, der unserer Gesellschaft verloren zu gehen droht. Oder anders gesagt: in einer Zeit rasender Entwicklung technologischen Fortgangs müssen wir neu definieren, was diese Unantastbarkeit des Lebens bedeutet. Hier sollte die Kirche sich keinesfalls heraushalten. Doch wird auch ein unhinterfragtes „Nein“ zu allen Entwicklungen auch nicht weiterhelfen. In erster Linie wird es darum gehen, im gesellschaftlichen Dialog mitzureden, zuzuhören, aber auch eigene Positionen zu finden und deutlich  einzubringen.

Das Leben feiern
Der Sinn der Woche für das Leben ist es, das Leben in all seinen Dimensionen zu feiern, auch und gerade dort, wo es gefährdet ist. Dadurch möchten wir Gesprächsprozesse anstoßen und Bewusstseinsbildung betreiben. Generalvikar Rudolf Bischof hat dieses Anliegen im Eröffnungsgottesdienst der letzten Woche für das Leben auf den Punkt gebracht: „Wir müssen wieder daran glauben, dass dieses Leben eine Seele hat. Es gehört nicht dem Stärkeren, der es nur ausbeutet und tötet. Vor diesem Leben müssen wir Ehrfurcht haben, weil in ihm mehr wohnt, als nur oberflächlicher Gewinn. Wir können dieses Leben nur schätzen, wenn wir dankbar werden und seinen Wert entdecken“.

Alle können mitmachen
In der Woche für das Leben soll es Raum geben für die unterschiedlichsten Initiativen. Eröffnet wird die Woche am 29. Mai 2016, 11 Uhr durch einen Eröffnungsgottesdienst im Feldkircher Dom mit einer Schwangerensegnung. Der Abschlussgottesdienst am 5. Juni 2016, 10.30 Uhr, wird in Dornbirn St. Martin mit Bischof Benno Elbs gefeiert. Während der Woche wird Bischof Benno Elbs eine Mutter-Kind-Einrichtung des ifs und die Geburtenstation des LKH Bregenz besuchen.
Für die Pfarren sind auf der Liturgiebörse (www.kath-kirche-vorarlberg.at) Vorschläge für die Gestaltung von Gottesdiensten greifbar. Natürlich wird auch die Aktion Leben ihre „Päckle-Aktion“ durchführen. Die beliebten Päckle werden am Samstag, 28. Mai 2016 von 9 bis 17 Uhr im Dornbirner Messepark verkauft unddie Ausstellung Leben/Erleben wird vom 14. Juni. bis 8.Juli. 2016 in der Eingangshalle im Landhaus in Bregenz zu sehen sein. Der Verein Miriam führt im Kloster St. Josef in Lauterach vom 29. Mai bis 5. Juni die Jericho-Gebetswoche durch. Die Gottesdienste finden jeweils um 19 Uhr in der Klosterkirche statt. Dazu finden am 29. Mai und 1. Juni jeweils um 20 Uhr Vorträge statt. Unter dem Thema „Leben in Fülle“ veranstalten die Dornbirner Pfarren eine Marktplatzaktion  am 1. Juni, dem Tag des Lebens. Zum einen gibt es eine Annahme-Stelle für Glücksmomente, zum anderen werden Luftballone verteilt. „Wir wollen mit Menschen über das Leben ins Gepräch kommen“ freut sich Alfons Meinl, der Verantwortliche für die Aktion. Auch „BIBEL lesen am SCHAUPLATZ„ im Pflegeheim Birkenwiese will ein Zeichen für den Wert des Lebens setzen. Jede und jeder ist willkommen.

Alle Informationen sind über die Homepage www.wochefuerdasleben.at leicht zugänglich.