Ist es Performance, ist es Kunst, ist es Gebet? Oder kann Kunst vielmehr nicht auch eine Form des Gebets sein? Die neue Initiative "StilleKlangRaum" beantwortet diese Fragen mit einem "Ja" und lud am vergangenen Wochenende erstmals in die Feldkircher Johanniterkirche.
Draußen auf der Marktgasse versammelten sich gerade die ersten Nachtschwärmer/innen. Sie lachten und unterhielten sich. Dazwischen wurden vom versierten Servicepersonal in den Gastgärten Speisen und Getränke zu den Tischen getragen.
Drinnen war es dann plötzlich ganz still. Das Rauschen der Feldkircher Marktgasse brandete nur noch dumpf an die Türen der Johanniterkirche. Und dann fing es an: das Gebet zwischen Stille, Klang und Raum, zwischen Kunst und Gebet.
Wo fängt man an?
Eine neue Form des Gebets einfach einmal auszuprobieren und dadurch ein neues Angebot zu schaffen, das war eine der Grundintentionen des Organisationsteams rund um den Liturgiereferenten Matthias Nägele. Mit der aktuellen Ausstellung in der Feldkircher Johanniterkirche - Boris Petrovskys "Ouroboros" - war dann auch ein Anknüpfungspunkt und ein möglicher Ort gefunden worden.
Dem Hastigen und Rastlosen der Ausstellung setzten sie die getragene Zeitlosigkeit des Gebets, der Musik, des Wortes und der Stille entgegen. Eine spannende Kombination.
Was geht da ab?
Im Prinzip ist "StilleKlangRaum" keine Hexerei. In die Stille des Kirchenraums hebt die Musik mit den ersten Takten des Boleros an. Das Thema setzt sich fort, verfremdet sich und fängt von neuem an. Darauf folgt ein Wechselgesang, die Litanei der Gegenwart Gottes. Etwas später hallen einige Worte von Angelus Silesius durch den Raum, immer wieder durchsetzt von Musik. Und auf all das folgt die Stille, in der jede und jeder - zumindest in Gedanken - Ort, Raum und Zeit verlassen kann, bevor die Musik wieder ins hier und jetzt zurückholt.
Nach rund 30 Minuten ist alles vorbei. Und wer will, kann den Abend bei der anschließenden Agape noch etwas verlängern.
Was das alles soll?
"StilleKlangRaum" ist eine neue Form des Gebets an anderen Orten. Sie ist absolut niederschwellig - das heißt: jede und jeder kann einsteigen, an jedem Punkt und zu jeder Zeit. Vorwissen ist auch nicht notwendig, denn Form und Inhalt erklären sich selbst.
Gut 30 Frauen und Männer waren beim ersten "StilleKlangRaum" in der Feldkircher Johanniterkirche dabei. Kirchliches "Stammpublikum" fand sich ebenso unter ihnen wie auch jene, die mehr oder weniger zufällig vorbeischneiten. Gut so. Der Anfang ist nun gemacht und man darf auf die Fortsetzungen zu recht gespannt sein.