In einem Gespräch mit Hilal - einer jungen, gläubigen Muslimin - ist Wilma Loitz ein gemeinsames Ziel beim Fasten deutlich geworden: Fasten als Solidarität und zum Schärfen der Sinne.

Loitz WilmaFasten war für mich viele Jahre einfach der Verzicht bzw. die Reduktion einer liebgewonnen Gewohnheit. Das Gläschen Wein am Abend, die Schokolade zum Kaffee, die Berieselung durch den Fernseher, oder die Reduktion von zu vielen Autofahrten. Die allgemeine Reduktion von Essen erinnerte mich an eine Diät und kam daher nicht in Frage. Ich fastete mehr oder weniger erfolgreich, aber ziemlich unberührt.

Fasten aus Solidarität
Da traf ich Hilal. Hilal ist eine junge, gläubige Muslimin, mit der ich an einem heißen Septembertag gemeinsam einen Stand bei der Dornbirner Herbstmesse betreute. Es war Ramadan und Hilal fastete. Fast ungläubig und auch skeptisch schaute ich zu, wie sie den ganzen Tag keinen einzigen Bissen und auch keinen Schluck Flüssigkeit zu sich nahm. Sie machte mich sehr neugierig. Wir kamen ins Gespräch. Sie erzählte mir vom Fasten aus Solidarität mit Menschen, die nicht jeden Tag ganz selbstverständlich zu Essen und zu Trinken haben. Dieses körperliche Mit-Spüren unterstützt die Barmherzigkeit gegenüber den Armen, die ein wichtiger Bestandteil des muslimischen Fastens ist. Dieser Gedanke berührte mich. Fasten nicht nur für mich, sondern auch für mehr Verständnis dem Mitmenschen gegenüber.

Sinnliches Erlebnis
Und dann erzählte sie mir noch vom wunderbaren Geschmack des ersten Schlucks Wasser nach Sonnenuntergang. Ein durch und durch sinnliches Erlebnis. Dieses Gespräch berührte mich nachhaltig. Fasten sollte auch in meinem Leben mehr sein, als Verzicht auf Luxus, auf Dinge, die ich bei genauer Betrachtung, sowieso nicht brauche. Fasten als Weg zu mehr Solidarität und zum Schärfen der Sinne. Die Wege dazu sind verschieden, die Ziele verbinden uns.

Wilma Loitz, Schwarzenberg