Viele Menschen tun sich mit Buße und Versöhnung schwer. Wenn Jesus im Gleichnis dem verlorenen Sohn nachgeht, will er uns zeigen, wie großzügig Gott ist. Er umhüllt in seiner Liebe und Barmherzigkeit auch uns und schafft damit die Voraussetzung, dass wir als Schuldig-gewordene trotzdem geliebt sind.

Versöhnung

Was sehe ich? Eine Umarmung. Ein Ausdruck von Beziehung und Begegnung.
Oder einfach ein Ausdruck von Zuneigung und Herzlichkeit? Das Sich-in-den-Arm-Nehmen ist meist nicht alltäglich. Vielleicht liegt das letzte Mal schon weit zurück. Vielleicht ist dazwischen viel passiert. Trennendes, Böses, Unverzeihliches.

Aber jetzt ist der Augenblick gekommen, einander neu zu begegnen, ja die Berührungsangst zu überwinden und Herz zu zeigen. Das kann wortlos geschehen. Meistens aber benötigt es das Wort der Aussprache, des Verstehens – und vor allem des Verzeihens. Die behutsame Geste des Umarmens braucht das Wort der Vergebung.

Gegenwärtig ist auffallend, wie hart die Öffentlichkeit mit Versagen prominenter Menschen, umgeht. Mit Verurteilung der Tat wird auch der Mensch niedergeprügelt. Das Urteil der Leute kennt kein Erbarmen. Ist das die Lösung?

Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“ (Lk 15,20) Jesus erzählt die Gleichnisse vom Verlorenen an die Adresse der Pharisäer und Schriftgelehrten, die sich aufregen, dass er sich mit Zöllnern und Sündern abgibt und mit ihnen zusammen isst.
Jesus will zeigen, wie Gott ist: Er lässt den Sünder und die Sünderin nicht fallen, den Versager setzt er nicht aus, sondern umhüllt ihn mit dem Mantel der Barmherzigkeit und gibt ihm die Würde zurück, die er verloren hat.

Ich muss ehrlich sagen: Für mich ist die Kirche eine Gemeinschaft, in der die Fehler und Versagen offen angesprochen und auch überwunden werden. Gleichzeitig ist sie der „Raum“, wo Menschen sein dürfen – mit ihrer Vergangenheit und ihrem Versagen – und doch die geschwisterliche Liebe erfahren und sich davon getragen wissen. In diesem Sinn brauchen wir alle eine „barmherzige“ Kirche und schenken den Schuldig-gewordenen die Erfahrung, trotzdem geliebt und ehrenwert zu sein. „Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern, denn dein Bruder war tot und lebt wieder, er war verloren und ist wiedergefunden worden.“ (Lk 15,32)

Pfr. Paul Burtscher
Team Spiritualität


Mit Jesus die Passion gehen

Versöhnungsbild NenzingIn der Pfarre Nenzing gibt es schon seit mehreren Jahren in der 40-Tagezeit einen gemeinsame Weg der Buße, Umkehr und Versöhnung. "Zur Vorbereitung auf Ostern gehört, dass wir uns wieder mehr Gott zuwenden, dass wir alles aus dem Weg räumen, was unsere Beziehung zu ihm, zu den Mitmenschen und zu uns selber stört, und dass wir uns von Gott vergeben lassen. Mit dem Bußgottesdienst heute am Aschermittwoch werden wir auf den Weg der Umkehr, Buße und Versöhnung geschickt", schreibt Pfarrer Hubert Lenz in seiner Einladung. Die Tage der Fastenzeit wollen dann einladen, das eigene Leben zu überdenken. Am Ende dieser 40-Tagezeit steht ein Versöhnungsgottesdienst. Damit können wir als befreite Menschen ostern als Fest der Auferstehung feiern - auch als Fest der eigenen Auferstehung.

Mehr zu diesem Versöhnungsweg können Sie auf der Homepage der Pfarre Nenzing nachlesen.

 

Den Weg nach innen gehen

Rosette"Halt amol - innehalten, denWeg nach innen gehen, mit mir selbst, mit Gott, mit anderen in Kontakt kommen."

Mit diesen Worten lädt die Pfarre Dornbirn St. Martin in der Zeit vom 25. März bis zum 14. April zu einem begehbaren Versöhnungsweg in der Pfarrkirche ein. An verschiedenen Orten sind 5 Stationen aufgebaut, die zum Innehalten und Verweilen einladen, aber auch zur inneren Umkehr motivieren. Die Impulse laden zum stillen Nachdenken ein, aber auch zum Austausch, wenn man miteiander unterwegs ist. Dazu sind alle Kinder, Jugendliche und Erwachsene eingeladen.
Wenn der Wunsch besteht, die Erfahrungen in einem persönlichen Gespräch mit einem Seelsorger / einer Seelsorgerin zu vertiefen, kann man sich im Pfarrbüro melden.
Am 14. April, 19.00 Uhr, mündet dieser Weg in die Versöhnungsfeier, bei der ein Neuanfang ganz bewusst gemacht und gefeiert werden kann.

Und plötzlich weißt du:
Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen
und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
(Meister Eckhart)

Das Begleitheft zu diesem Versöhnungsweg können Sie hier downloaden: "Geh den Weg nach innen"