In der "Liturgieecke" zum 5. Sonntag im Jahreskreis erläutert Maria H. Duffner diesmal das Sanctus.

„Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr Sabaoth (der Heerscharen). Erfüllt sind Himmel und Erde von seiner Herrlichkeit. Hosanna in der Höhe“
"In der irdischen Liturgie nehmen wir vorauskostend an jener himmlischen Liturgie teil … In der irdischen Liturgie singen wir dem Herrn mit der ganzen Schar des himmlischen Heeres den Lobgesang der Herrlichkeit." (2. Vaticanum, Konstitution über die hl. Liturgie, Nr. 8)

Lobgesang aller Engel und Heiligen

So beschreiben die Väter des 2. Vatikanischen Konzils die Situation der Gläubigen, die die hl. Messe mitfeiern. Und der Prophet Jesaja beschreibt diesen Lobgesang der Cherubim und Seraphim am Thron Gottes – das ist ein Teil des Textes der heutigen Lesung. Wir kennen diesen Gesang, in jeder Messe wird er gesungen. Und doch: wie oft überhören wir die Einladung des Priesters „einzustimmen in den Chor der Engel und Heiligen“. Was heißt das für uns? Welche Bedeutung hat das für uns, dass WIR einstimmen dürfen in den Lobpreis der Engel.

Gott ist der Heilige, der ganz Andere, der uns ganz Nahe und doch so Ferne. In Christus begegnet er uns, aber er ist doch auch der, „der Himmel und Erde gemacht hat“ (Ps 134), „der ist, der war und der sein wird“ – den wir suchen, aber nie begreifen können. Und diesem Gott dürfen wir lobsingen?

Unser Lob als Dank für unsere Begabungen

Wir dürfen einstimmen in den Lobgesang der Engel … vielleicht stellt sich nun die Frage, wozu das gut sein soll: Nicht für Gott ist es gut, gelobt zu werden, sondern für uns. Denn indem wir Ihn loben, erkennen wir an, was Er uns alles geschenkt hat, mit welchen Gaben Er uns ausgestattet hat – und damit erhält alles den Platz, der ihm gebührt. Wenn wir Menschen anerkennen, dass wir unterschiedliche Begabungen haben, so sagen wir damit ja schon, dass wir Beschenkte sind – und der Schritt zur Einbildung, wir könnten alles aus uns selber tun, wir könnten alles alleine schaffen – wird schwieriger. Denn mit der Selbstherrlichkeit des Menschen gehen Neid, Eifersucht, Streit und Zorn einher!

Gott sagt JA zu uns

Jesaja durfte erfahren, wie sogar die Engel Gott lobpreisen und ihn befällt große Angst, denn er ist sich seiner Unvollkommenheit wohl bewusst. Aber er wird gereinigt, damit er den Auftrag Gottes erfüllen kann. In dieser Situationen, wo der Mensch ein Stück weit die Größe Gottes, seine Vollkommenheit, seine Heiligkeit - sein totales „Heil sein“ erlebt bzw. erahnt, erfährt er seine Schwächen, seine Fehler umso schmerzhafter. Indem er sie erkennt und bekennt, geschieht die Heilung: Gott sagt „ja“ zum Menschen, Gott will ihn - trotz aller Fehler und Schwächen!

Vielleicht ist es verständlich, wenn ich sage, dass mich die Aufforderung des Priesters, in den Lobgesang der Engel einzustimmen, immer wieder betroffen macht!

Maria H. Duffner
30.Jänner 2010