Im Herbst beginnen mancherorts die Vorbereitungen auf das Sakrament der Firmung. Viele verschiedene Erwartungen treffen dabei aufeinander. Zum einen soll den Jugendlichen Glaube erfahrbar gemacht werden, zum anderen wollen Firmlinge oft Spaß und Gemeinschaft erleben. Zudem sehen sich FirmbegleiterInnen oft nicht mehr im Stande, die verlangten Inhalte weiter zu geben. Ein Artikel von Prof. Dr. Klaus Vellguth sucht nach realistischen Zielen in der Firmbegleitung, um Jugendliche und FirmbegleiterInnen nicht zu überfordern.

Aus Gesprächen mit Verantwortlichen in der Firmbegleitung höre ich immer wieder von der Schwierigkeit, für die Begleitung der Jugendlichen auf dem Weg zur Firmung Frauen und Männer zu gewinnen. Vielfach sind sie verunsichert, wenn sie sich für diese Aufgabe zur Verfügung stellen. Offen dabei ist die Frage nach dem Ziel ihrer Glaubensbegleitung und ob sie dieser Aufgabe überhaupt gerecht werden können. Dazu kommt vielleicht auch noch die Enttäuschung aus anderen Jahren, wenn der Blick am Sonntag durch die Bankreihen der Kirche wandert und sie feststellen müssen, dass kaum ein Jugendlicher sich regelmäßig im Gottesdienst blicken lässt. War alles Engagement, alle Zeit und jede Idee, die in die Firmvorbereitung investiert wurde, vergeblich?

Realistische Ziele
„Wer kein Ziel hat, ist immer auf dem falschen Weg.“ Mit diesem Zitat beginnt Vellguth sein Plädoyer für realistische Ziele in der Firmbegleitung, um Jugendliche und FirmbegleiterInnen vor demotivierender Unsicherheit zu bewahren. „Sie müssen vor Beginn ihrer Tätigkeit wissen, was von ihnen mit einem realistischen Blick verlangt wird und was heute angemessene Ziele einer Firmkatechese sind,“ schreibt der Religionspädagoge. Im Blick auf eine Untersuchung aus dem Erzbistum Köln suchen Jugendliche „die Clique, die ihnen Rückhalt bietet und Entfaltungsspielraum für ihre Individualität lässt. Sie suchen auch Menschen, mit denen sie sich offen austauschen können und die sich als Wegbegleiter mit ihnen auf den Weg des Erwachsenenalters machen.“ Dies können Frauen und Männer machen, die mit Jugendlichen ungezwungen kommunizieren können und dialogbereit sind.

Wach und aufmerksam
Wenn es darum geht, Inhalte zu vermitteln, dann fragen sich viele FirmbegleiterInnen, ob sie/er sich als Gesprächspartner/in ganz ohne Katechismuswissen auf diesen Weg einlassen soll.
„Das Wichtigste dabei sind die offenen Augen, Ohren, Herzen sowie die eigene Gewissheit, dass der Glaube dem eigenen Leben gut tut und entscheidend zum gelingenden Leben beiträgt. ... Es kann nicht darum gehen, dem Glauben der Jugendlichen einen „Kirchenglauben“ überzustülpen, der lebensgeschichtlich nicht inkulturiert ist. „Firmkatechese ist zunächst Lebensbegleitung – absichtslos – weil sie keine Rekrutierung der Jugendlichen für die Kirche oder Gemeinde abzielt. Dennoch zielt sie darauf ab, Jugendliche zu ermutigen, ihr Leben mit den Augen eines Christen zu betrachten.“ In diesem Sinne wagt sich der Firmbegleiter auf ungewohntes Terrain und wagt es, den von den Jugendlichen eingeschlagenen Weg mitzugehen. Vellguth zählt einige Orte auf, an denen Menschen religiöse Erfahrungen machen können: in der Begegnung mit der Natur und Schöpfung Gottes; der Begegnung mit geschichtlichen Personen, deren christlicher Lebensstil auf Gott hinweist; Spurensuche in der eigenen Biographie; der Blick auf eigene Begabungen und das, was einen selbst begeistert; Begegnung von Menschen, die sich füreinander und für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen ...

Vertrauen ist gefragt
Eine so verstandene Firmbegleitung kommt laut Vellguth – oft unerwartet und unvermittelt - an ihr eigentliches Ziel: „Jugendliche entdecken in ihrer Kultur Glaubensspuren und erleben, dass der Glaube unmittelbar zu ihrem Leben gehört und dieses schon längst befruchtet. Wenn die Firmvorbereitung Jugendlichen hilft, ihrem Glauben auf die Spur zu kommen und sie religiös kompetent zu machen, werden Jugendliche von sich aus danach suchen, wie sie ihre religiöse Sehnsucht beheimaten können.“ Diese Beheimatung wird laut Vellguth nicht im sonntäglichen Gemeindegottesdienst geschehen. Zudem wird es schwierig sein, Jugendlichen, die ihre Entscheidungen heute auf eine überschaubare Zeit hin mit einer gewissen Vorläufigkeit treffen, ein verbindliches Verständnis eines Sakramentes nahe zu bringen. „Für die meisten gefirmten Jugendlichen wird die Firmung nur ein sporadischer Gemeindekontakt sein. Bewusst sollte die Gemeinde darauf eingehen und den Jugendlichen während und erst recht nach der Firmvorbereitung den Freiraum und die Angebote ermöglichen, um immer wieder Kontakt zur Gemeinde zu knüpfen.“ Und jenseits aller menschlichen Machbarkeitsüberlegungen gibt es – zum Glück – den Faktor der Gnade. „So mancher mystagogisch ausgerichtete katechetische Prozess wird seine Früchte zu einem anderen Zeitpuntk und an einem anderen Ort tragen, an dem niemand es erwartet“, legt. Vellguth zum Schluss diese Ermutigung und Entlastung den Firmbegleiterinnen ans Herz.

Wenn Sie den ganzen Artikel nachlesen wollen, finden Sie im Download den Artikel aus der Zeitschrift Diakonia, 2/2002.

Menschen Leben Träume
Unter diesem Titel gibt es von Prof. Dr. Klaus Vellguth einen eigenen Firmbehelf, der Jugendlichen in der Firmvorbereitung verschiedene Zugänge zum Glauben schaffen möchte. Ein eigenes Handbuch für die KatechetInnen, das Jugendbuch, eine eigene CD mit verschiedenen Titeln moderner Interpreten, aber auch liturgische Bausteine in einem Gottesdienstbehelf bietet die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte in der Firmvorbereitung auszuwählen und den Weg mit den Jugendlichen zu gehen. In einer eigenen Homepage wird dieser Behelf vorgstellt. Er ist auch an der Medienstelle der Diözese erhältlich.

Matthias Nägele